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Neu: Energie Report. Ausgabe 02/2012. Trends in Hannover. Die große Coverstory in der aktuellen Ausgabe des Energie Reports. Themen und Unternehmen der Industriemesse im April.
Neu: Telekom- und IT-Report. Ausgabe 02/2012. Der große Preis. Die große Coverstory im aktuellen Telekom- und IT-Report. Alle Landessieger des eAward. Projekte und preisgekrönte Services.
Neu: Bau- und Immobilien Report Ausgabe 02/2012. Gut gelaufen. Die große Coverstory im aktuellen Bau- und Immobilien Report. 2011 war für die Schalungsbranche ein gutes Jahr. Der Wandel vom Lieferanten zum Komplettanbieter macht sich bezahlt. Einzelne Geschäftsbereiche mausern sich vom lästigen Beiwerk zur Umsatzstütze.
Griechenland verkommt unter dem Spardiktat der Troika zur Kolonie, die Griechen werden die Neger der Eurozone. Daran wird auch das nächste Hilfspaket im Volumen von 130 Mrd. Euro nichts ändern. Das jetzt kommende Sperrkonto, auf das Mittel zum Schuldendienst abgezweigt werden, zeigt worum es geht: Die Gläubiger sollen gerettet werden. Schließlich ist das Land auch nach dem nun wohl ebenfalls kommenden Schuldenschnitt keineswegs schuldenfrei – fast 270 Mrd. Euro bleiben.
Das Land verfügt weder über einen im klassischen (westlichen) Sinne funktionierenden Staatsapparat, noch über eine auch nur im Ansatz wettbewerbsfähige Wirtschaft. Es ist auf der Stufe eines Entwicklungslandes.
Die herrschende EU-Politik sieht bisher vor, das Land in der Eurozone zu halten. Da der Wechselkurs als Instrument zur Angleichung wegfällt, bleibt nur die deflationäre Anpassung. Das gilt in gleicher Form für alle PIIGS. Im Falle Griechenlands müssten die Preise um 31% fallen, hat der Leiter des ifo-Instituts, Sinn, ausgerechnet.
Entsprechend müssten die Löhne sinken – eine der Bedingungen, die Griechenland von der EU aufoktroiert bekommt, ist eine Senkung der Mindestlöhne um 25%, bei jüngeren Arbeitnehmern um noch mehr. Selbst wenn dies umgesetzt würde – die starken griechischen Gewerkschaften sind auch noch da. Abgesehen davon würde es nichts nutzen. Das Land hat keine nennenswerte Exportindustrie, die davon profitieren würde und dem Land einen Wachstumsimpuls geben könnte. Die übrigen Industriezweige kommen durch eine solche Deflation nur noch weiter unter Druck. Und mit ihnen das Wirtschaftswachstum. Gleichzeitig bleiben die privaten Schulden erhalten. Das sorgt dafür, dass immer mehr Unternehmen pleite gehen, die Deflationsspirale geht weiter.
Das griechische Leistungsbilanzdefizit liegt gegenwärtig bei 10%. Es wird quasi automatisch über Target2 finanziert, 27% davon trägt Deutschland. Alles nur Kredit? Ja, erst mal schon. Später dann wird es zum Geschenk. Und wie es so ist mit solchen Geschenken, der Beschenkte will immer mehr. Die Erfahrungen der Entwicklungshilfe zeigen, nur Hilfe zur Selbsthilfe bringt ein Land weiter.
Damit Griechenland überhaupt geholfen werden kann, muss das Land aus dem einheitlichen Euro-Währungsraum ausscheiden. Wenn es die Drachme wieder einführt, kann es gleichzeitig bestimmen, dass die Staatsschulden künftig auf Drachme lauten (Lex Monetae), wie Sinn erklärt (siehe auch hier). Die Situation im Land ändert sich relativ gesehen nicht – Vermögen und Schulden werten im gleichem Maßstab ab.
Danach fängt die Arbeit an. Einige der zu treffenden Maßnahmen unterscheiden sich nicht von einzelnen Punkten im Spardiktat der Troika, sie haben aber mit der Drachme jetzt konstruktive Effekte. Die Bürokratie muss schlanker und effizient werden, Regeln müssen vereinfacht und vereinheitlicht werden. Regulierungen bei bestimmten Berufszweigen müssen zum großen Teil fallen. Der Arbeitsmarkt muss flexibilisiert werden. Das alles sind auch Voraussetzungen dafür, dass ausländische Investoren wieder Interesse an dem Land finden können.
Vassilis Antoniades und Camille Egloff von der Boston Consulting Group haben sich mit dem Thema befasst. Zwischen 2004 und 2010 betrugen die ausländischen Direktinvestitionen in Griechenland im Durchschnitt ein Prozent, viel weniger als bei den Nachbarländern (siehe Chart von BCG).
Aktuell dürfte sich der geringe Zufluss wegen der Krise in einen Abfluss verwandelt haben. Die Autoren stellen heraus, dass Griechenland im Vergleich zu seinen Nachbarn über eine gute Infrastruktur verfügt (irgendwo müssen sich die Strukturfonds der EU ja auswirken). So könnte das Land zur südlichen Transportdrehscheibe Europas im internationalen Handel werden. Der Tourismus dürfte auf der anderen Seite stark profitieren, weil Ausländer das Land wegen seines niedrigen Wechselkurses attraktiv finden.
Mit der eigenen, abgewerteten Währung und entsprechenden Reformen wird das Land schnell für ausländische Direktinvestitionen interessant. Neben Transport-, und Tourismussektor dürfte auch der Landwirtschaftssektor Kapital anziehen.
Der Austritt Griechenlands aus der Eurozone ist „alternativlos“, um mal ein arg strapaziertes Wort zu benutzen.
Ob dann die Einrichtung einer Süd-Euro-Zone folgen sollte, in die neben Griechenland auch Italien, Spanien und Portugal kommen? Italien, Spanien und Portugal stehen unter demselben Deflationsdruck, deren Preisniveau hat bisher ebenfalls kaum reagiert. Auch hier findet munter Eurobond-ähnliche Finanzierung in Form von Taget2 statt. Die Bundesbank hat hieraus mittlerweile Forderungen von über 500 Mrd. Euro. Zu einem Prozent Zinsen. Und ohne die Möglichkeit, diese Kredite jemals zu kündigen.
Nach Sinn beträgt die deutsche Haftung für die Krisenländer aus den diversen Brüsseler Rettungsmaßnahmen mittlerweile 643 Mrd. Euro. Plus Zinsen für die Kredite. Die Bundesregierung behauptet immer noch, es seien lediglich 211 Mrd. Euro. Wenn die Länder-Rettung a la Griechenland so weiter geht, erreichen wir bald die Billionen-Grenze. Dass es bei der bloßen Haftung bleibt, glaubt sowieso schon niemand mehr.
Die 500 Mrd. Euro an Taget2-Krediten, die „einfach so“ ohne jede parlamentarische Mitwirkung zustande kamen, engen den Manövrierspielraum von Deutschland ein: Im Interesse der Rettung der alten Kredite könnte Deutschland immer eher bereit sein, neuen Rettungsaktionen zuzustimmen. Falls nicht, steigt der Target2-Saldo eben immer schneller.
Währenddessen müssen Italien, Spanien und Portugal erst einmal anfangen, zu deflationieren. Insbesondere Italien kann mit diesem Druck aufgrund der relativ hohen Produktivität der Wirtschaft zwar besser umgehen als z.B. Griechenland. Aber wahrscheinlich wird die Politik nach einer kurzen Phase der Konsolidierung wieder den einfacheren Weg einer Transfer-Union beschreiten. Mag sein, dass dann wieder ein paar Wahlen gewonnen werden, die strukturellen Probleme werden aber nicht gelöst.
Wenn nicht schon vorher alles auseinanderfliegt, zahlt am Ende die „Nord-Euro-Gruppe“, bevor alles auseinanderfliegt…
Oder man bekommt rechtzeitig die Kurve zu einem „Süd-Euro“.
Das griechische Parlament hat gestern dem Spardiktat der Troika zugestimmt und damit die entscheidende Hürde auf dem Weg zur Freigabe von weiteren Hilfsmitteln und einem neuen, internationalen Hilfspaket genommen. Die Regierung in Griechenland will mit Einschnitten im Haushalt und bei den Renten, sowie einer Absenkung des Mindestlohns bis 2015 rund 14 Mrd. Euro sparen. Allein in diesem Jahr sollen es 3,3 Mrd. Euro sein. Man darf gespannt sein, ob die Sparbeschlüsse dieses Mal das Papier wert sind, auf dem sie stehen, denn bisher wurden die Sparvorgaben nur –sagen wir es vorsichtig- sehr unvollkommen umgesetzt.
Am Samstagabend hatte der Übergangs-Ministerpräsident Papademos in einer Fernsehansprache noch vor den Konsequenzen gewarnt, wenn es keine frischen Hilfsgelder gibt: „Eine ungeordnete Insolvenz wäre für das Land ein Abenteuer, das in der Katastrophe endet. Sie würde unkontrollierbares wirtschaftliches Chaos erzeugen und die Gesellschaft zusammenbrechen lassen.“ Ob es mit dem Spardiktat kein wirtschaftliches Chaos gibt, ist noch nicht ausgemacht. Ein politisches jedenfalls gibt es jetzt schon – abzulesen an den Tumulten in Athen am Wochenende. Wobei die Demonstranten in einer ruhigen Stunde überlegen sollten, ihre Empörung nicht nur gegen die auswärtige Politik, sondern auch gegen ihre eigene politische Kaste zu richten. Die hat der griechischen Bevölkerung mit Lügen, Vetternwirtschaft, Unfähigkeit und Nichtstun die Suppe schließlich eingebrockt.
So ganz scheinen die Griechen jedenfalls (noch) nicht zu glauben, dass Papademos in Aussicht gestellt hat, die griechische Wirtschaft könnte in zwei Jahren wieder wachsen. Er sagte in derselben Ansprache: „Wenn wir das Programm umsetzen, können wir erwarten, dass es ab 2013 zu einer wirtschaftlichen Erholung und Wachstumsraten zwischen 2,5 und 3 Prozent in den Jahren 2014 und 2015 kommt.“
Status quo: Das Land steht mit dem Rücken an der Wand – am 20. März müssen Altschulden in Höhe von 14,5 Mrd. Euro getilgt werden. Mitte der Woche wollen die Eurozonen-Finanzminister, um darüber zu beraten, ob Hilfsgelder frei gegeben werden. Eine wichtige Bedingung ist dabei auch, dass sich die privaten Schuldner auf einen Schuldenschnitt von etwa 70% verständigen und so die Schuldenlast des Landes um nominal 100 Mrd. Euro senken. Es darf also noch ein wenig herumgezittert werden, obwohl kaum jemand daran zweifelt, dass man das Land jetzt nicht pleite gehen lassen wird.
Die Betonung liegt auf “jetzt nicht“. Erstens hat nämlich der Vorsitzende der Nea Dimokratia, Antonis Samaras, der wahrscheinlich im April neuer Ministerpräsident wird, bereits angekündigt, dass nach den Wahlen neu verhandelt werden soll. Und zweitens berichtet Eurointelligence, nach „Der Spiegel“ hätten Merkel und Schäuble nun (endlich) realisiert, dass die bisher verfolgte Griechenland-Strategie nicht erfolgreich sein wird. Beide sind aber in ihren früheren (Fehl-)Entscheidungen gefangen. Sie hätten sich entschieden, das Land nicht aus der Eurozone zu werfen, weil die Konsequenzen unkalkulierbar sind. Nach „Spiegel“ könnte ein Plan B darin bestehen, das Land demnächst innerhalb der Eurozone pleite gehen zu lassen. Dabei möchten beide jedoch den Eindruck vermeiden, Deutschland sei die treibende Kraft.
Wolfgang Münchau schreibt heute in der FT, die Eurozone habe nichts aus Finanzkrisen anderer Länder gelernt und wiederhole deren Fehler. Er sagt, in drei bis sechs Monaten hätten wir in Griechenland die gleiche Situation wie zuletzt mit neuen Haircuts usw. Eine tragfähige Schuldenquote per 2020 seit nicht, wie angestrebt 120%, sondern 60%. Zudem würde nun Portugal ins Visier genommen, spätestens aber dann, wenn sich die Lage in Griechenland erneut zuspitzt. Das beste sei, jetzt einen Default beider Länder innerhalb der Eurozone zu organisieren und die übrigen Länder vor den Konsequenzen abzuschirmen.
Das Ifo-Institut hat ausgerechnet, dass im Falle eines 100%-igen Defaults von Griechenland bis zu 71,7 Mrd. Euro Belastungen auf Deutschland zukommen. Auch die jetzt wohl kommende Beteiligung von Banken und Versicherungen an der Rettung Griechenlands bleibt nach Berechnungen des Kieler Instituts für Wirtschaftsforschung (IfW) zu einem großen Teil am Steuerzahler hängen. Zwar soll der Forderungsverzicht staatliche Geldgeber nicht treffen, aber indirekt könnten dennoch Belastungen von mehr als 25 Mrd. Euro beim deutschen Steuerzahler landen.
Damit ist nach der Rettung Griechenlands in Kürze wieder vor der Rettung.
Die vorläufige Lösung der Griechenland-Krise dürfte nun dazu führen, dass die „Märkte“ ihren Fokus weg von Hoffnungen auf Lösung der Schuldenkrise und hin zur Realität richten werden. Dabei war und ist wohl niemand so naiv, ernsthaft zu glauben, die Liquiditätsflut der EZB könne die Ursachen der Schuldenkrise beheben. Aber die Kursentwicklung bei Aktien seit Jahresbeginn hat gezeigt, dass eine genügende Anzahl von Akteuren glaubt, dass sie Zeit verschafft. Und dass es sich lohnt, die Zeit zu nutzen für ein paar Schnäppchen. Der Zeithorizont bei der Aktienanlage ist seit dem offenen Ausbruch der Finanzkrise 2008 nochmals kürzer geworden, die durchschnittliche Haltedauer bei US-Aktien liegt mittlerweile unter einer Minute. Da lassen sich immer weniger von der Frage leiten, was in ein paar Wochen ist.
Oder haben sich die Zeiten geändert und mit dem starken Jahresauftakt hat ein struktureller Bull-Markt bei Aktien begonnen? Das ist unwahrscheinlich.
Da ist zunächst das altbekannte Thema „Deleveraging“. Wie der nachfolgende Chart zeigt, hat das gerade erst begonnen. Die spannende Frage ist natürlich, wo geht die Korrektur der privaten Schuldenquote noch hin? Am Beispiel USA: 175% ist der halbe Weg zwischen dem Tief bei 50% Mitte der 1940er Jahre und dem Hoch in 2007 bei 300%. Das wäre etwa das Niveau um 1990 – immer noch hoch, aber vermutlich zumindest eine gewisse Zeit tragbar. Wahrscheinlich wird die Liquiditätsflut der Fed jedoch dazu führen, dass mit der Korrektur vorher Schluss ist. Das dürfte bei rund 200% der Fall sein – noch ein ordentliches Stück des Wegs von den aktuellen 260% aus.
Weiter ist da die bisher in den USA unterdurchschnittlich verlaufende Quartalssaison. Einerseits liegt die sogenannte „Beat-Rate“ mit gut 60% unter dem historischen Mittelwert bei 70%. Zum anderen sind in den zurückliegenden Monaten die für 2012 erwarteten US-Unternehmensgewinne deutlich nach unten revidiert worden (siehe Chart!). Gleichzeitig hat das US-BIP im vierten Quartal eine deutlich schwächere Konsumentwicklung als von den Unternehmen erhofft gebracht, wie sich im deutlichen Lageraufbau gezeigt hat. Dies sind nicht die besten Vorboten für die weitere Makroentwicklung in den USA, der auch die Fed mit einer weiteren Reduktion ihrer Prognosen Rechnung getragen hat.
Eine flaue Entwicklung der US-Konjunktur ist gerade angesichts der noch schwächeren Entwicklung der Schuldenkrisen-geplagten Eurozone nicht gerade das, was jetzt in Europa „hilfreich“ wäre.
Dann kommt dazu, dass politische Krisen in Nah-Ost drohen. Wenn hieraus ein Ölpreisschock resultiert, wäre die Konjunkturdynamik mit Sicherheit zu schwach, um diesen zu verkraften.
Und schließlich ist da China, die „Lokomotive der Weltwirtschaft“: Der IWF hat jetzt seine Wachstumsprognose für China für das laufende Jahr von zuvor 9 auf 8,25% gesenkt. Das wird begründet mit den schwächeren Exportaussichten in einer eingetrübten Weltwirtschaft. Im vergangenen Jahr war das BIP noch um 9,2% angewachsen.
Das sind Belastungsfaktoren genug, die aus meiner Sicht nicht dafür sprechen, dass schon der strategische Bulle von der Leine ist. Ich gehe eher davon aus, dass wir weiter in einer typischen „Risk on“ – „Risk off“ Situation bleiben, in der schnell und kurzatmig auf aktuelle Entwicklungen reagiert wird. Auf kurze Sicht ist die Wahrscheinlichkeit eines Pullbacks bei Aktien hoch. Die von mir beobachteten Marktindikatoren zeigen ein deutlich abnehmendes bullisches Bild (siehe Chart!).
Ein wesentlicher Faktor ist und bleibt die Liquiditätsflut der Notenbanken. Bei der EZB stellt sich das gegenwärtig so dar: Die EZB-Bilanz hat sich in den zurückliegenden sechs Monaten um nahezu 50% auf aktuell 2,66 Bill. Euro verlängert (siehe Chart!). Die Bilanzsummen der 17 nationalen Zentralbanken der Eurozone kommen jetzt auf 1,7 Bill. Euro – macht zusammen 4,4 Bill. Euro. Und es geht weiter: Die Anforderungen an die Qualität von Sicherheiten darf jetzt von jeder nationalen Eurozonen-Zentralbank selbst angepasst werden – das zündet die nächste Stufe der Bilanzverlängerung. Hinzu kommt zum Monatsende der nächste LTRO, bei dem man damit rechnet, dass europäische Banken um bis zu einer Billion Euro an Krediten anstehen.
Die Bilanz der Fed nimmt sich dagegen richtig bescheiden aus. Aber ich bin mir sicher, sie wird bald nachziehen…
Die Zinsen im Euroraum bleiben auf dem Rekordtief von 1,0%. Das hat die EZB gestern wie erwartet beschlossen. Entscheidend ist das nicht, denn längst sind andere Mittel angesagt, um den Finanz-Sektor mit Liquidität zu fluten: Stichwort LTRO. Der nächste ist für den 29. Februar angesetzt, Beobachter erwarten, dass europäische Banken dann um Zentralbankkredite von bis zu einer Billion Euro anstehen könnten.
Damit soll eine Kreditklemme verhindert werden, was die ohnehin schwächelnde Konjunktur weiter belasten würde. So die offizielle Begründung. Entscheidend dürfte aber sein, dass dadurch die Banken in die Lage versetzt werden, hochverzinsliche europäische Staatsanleihen zu kaufen, was die Rendite drückt und den PIIGS-Ländern den Schuldendienst erleichtert. Und die reicht man dann beim nächsten LTRO als Sicherheiten ein gegen neue Kredite, mit denen man dann hochverzinsliche… (Hat da jemand was von Schneeballsystem gesagt?)
EZB und nationale Zentralbanken der Eurozone senken die Qualitätsanforderungen an die Sicherheiten weiter, die sie im Rahmen ihrer Ausleihungen an Geschäftsbanken verlangen. Mit anderen Worten: Sie werden sich zukünftig (noch) stärker als Müllschlucker betätigen. Die Entscheidung erweitert das Volumen der in Betracht kommenden Sicherheiten um rund 600 Mrd. Euro. Bei schlechteren Sicherheiten soll ein Abschlag von etwa 2/3 angesetzt werden. So könnten beim LTRO am 29. Februar immer noch zusätzliche 200 Mrd. Euro geliehen werden. Allein in Italien könnten es zusätzliche 90 Mrd. Euro sein, heißt es.
Die nationalen Zentralbanken können jetzt nach Bedarf unterschiedliche Anforderungen an die Qualität der Sicherheiten stellen. Das Ausfallrisiko soll bei ihnen verbleiben und nicht auf das Eurosystem übertragbar sein. Schöne Worte – im Fall der Insolvenz einer nationalen Zentralbank und des dazugehörigen Staates fallen die Belastungen in jedem Fall auf das Eurosystem zurück.
Die FT berichtet, „Insidern zufolge wollen unter anderem Italien, Frankreich, Portugal und Österreich entweder Kreditforderungen als Sicherheiten einführen oder ihre Sicherheitsstandards senken. Die Länder hoffen, dass sich ihre Banken dann mehr Geld bei der EZB beschaffen können.“
Der Aufkauf besicherter Bankanleihen, die zusätzlich mit Immobilienkrediten oder Staatsschulden besichert sind (Covered Bonds), durch die EZB soll die Geschäftsbanken bei der Refinanzierung unterstützen.
Bis hierher ging es um Müllbeschaffung, nachfolgend geht es um Müllentsorgung.
Die EZB überträgt ihre griechischen Staatsanleihen im Wert von etwa 45 Mrd. Euro ohne Gewinn oder Verlust an den Rettungsfonds EFSF, die sie im Mai 2010 mit einem Abschlag von rund 25% gekauft hatte. Wenn die EFSF diese eins zu eins an die griechische Regierung durchreicht, dürfte das die ausstehenden Schulden des Landes um rund 11 Mrd. Euro senken.
Der Schachzug entlastet die EZB in zweifacher Hinsicht. Einerseits entgeht sie dadurch der Diskussion um eine Beteiligung am griechischen Schuldenschnitt, zweitens vermeidet sie, einen Verlust ausweisen zu müssen. Das würde nämlich die Politiker-Parole entlarven, dass die Staatenrettungen nichts kosten, weil auf Kredit finanziert. Und drittens entgeht die EZB dem Vorwurf, sich an der Staatsfinanzierung zu beteiligen, was formal nicht zulässig ist.
Draghi sagte auf der gestrigen EZB-Pressekonferenz, er lehne weiterhin „jeden Trick“ ab, die EZB-Verträge zu umgehen, die die direkte Finanzierung von Staatsschulden durch die EZB verbieten. Wenn der LTRO kein Trick ist…
Die Börsenzeitung schreibt laut Eurointelligence dazu: Das Eurosystem geht zu Ende. Die EZB-Entscheidung, die Sicherheitsanforderungen zu lockern und die genaue Festelegung den einzelnen Länder-Zentralbanken zu überlassen, bedeutet, dass die Geldpolitik der EZB keinen einheitlichen Rahmen mehr hat.
Ja, das stimmt. Die künftig national unterschiedlichen Regeln stellen die einheitliche Geldpolitik im Euroraum infrage. Verschiedentlich hört man dazu schon das Wort von der „Balkanisierung der Eurozone”.
In der Euro-Krise gehen die Notenbanken zur Stützung der Währungsunion immer größere Risiken ein. Wer trägt die am Ende? Die Bevölkerung.
Kurz zur „großen Hallig“: Die britische Notenbank gibt weiter Gas in der Geldpolitik. Sie will innerhalb der nächsten drei Monate britische Staatsanleihen vor allem mit kürzeren Laufzeiten im Wert von 50 Mrd. Pfund kaufen. Dieser Schritt war erwartet worden, nachdem die britische Wirtschaft Ende 2011 geschrumpft ist. Bislang hat die BoE Anleihen im Volumen von 275 Mrd. Pfund gekauft. Der Leitzins bleibt erwartungsgemäß bei 0,5%, wo er schon seit fast drei Jahren liegt.
War noch was? Ach ja, Griechenland – eine Einigung über Schuldenschnitt und Spardiktat der Troika scheint erreicht. Geld gibt es trotzdem erst mal nicht, die Eurozonen-Finanzminister wollen zunächst Taten der griechischen Regierung sehen. Viel Zeit haben sie nicht. Griechenland droht ohne weitere Notkredite am 20. März die Pleite, dann muss das Land Altschulden in Höhe von 14,5 Mrd. Euro tilgen.
Zum Thema “Müll” fällt mir noch Target2 ein: Die Forderungen der Deutschen Bundesbank gegenüber der EZB aus Target2 stiegen im Januar weiter an, nämlich um fast 35 Mrd. Euro auf nun gut 498 Mrd. Euro. Im Jahresvergleich beträgt die Zunahme fast 65%.
Patrick Schenner führt seit Jänner 2012 als Country Manager die Geschäfte von ImmobilienScout24 in Österreich. Tatkräftig unterstützt wird er von Nikolaus Menches, der als Vertriebsleiter fungiert.
Der finnische Großkonzern Tieto bietet großes Know-how und Erfahrung im Energie-Consulting-Bereich und ist deshalb ein fachkundiger Partner für das Großprojekt Stromzählertausch in Österreich.