"Wer nicht den Weg der Digitalisierung geht, wird bald zu kaufen sein"
- Written by Martin Szelgrad
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Start-ups, Synergien und Zukäufe: Jörg Spreitzer ist als Head of Strategy and Innovation bei der TEC Gruppe angetreten, ein fruchtbares Netzwerk rund um den Technologiekonzern zu erschaffen.
(+) plus: Herr Spreitzer, Sie sind seit Mitte des Vorjahres bei der TEC Unternehmensgruppe. Was haben Sie sich vorgenommen?
Jörg Spreitzer: Ich bin im Juni 2016 zur TEC Gruppe gestoßen und war die letzten 20 Jahre in der Werbebranche und in der Leitung von Agenturen in Österreich und auf europäischer Ebene tätig. Ich komme allerdings aus der Informatik-Ecke und war Mitgründer der ersten Internetagentur in Österreich. Meine spannende Aufgabe ist nun, aus vier bereits sehr erfolgreichen Technologieunternehmen eine Gruppe zu formen und diese auch in neue Richtungen weiterzuentwickeln.
(+) plus: Die Konstruktion der TEC Gruppe ist allerdings nicht neu – es gibt sie ja schon länger.
Spreitzer: Es gab einen Namen und einzelne Initiativen – das war es aber auch schon. Wir wollen nun Gemeinsames herausstreichen und diese Verbundenheit am österreichischen Markt und auch darüber hinaus kommunizieren. Wir sprechen bei Synergien aber nicht von einer gemeinsamen Personalabteilung oder Administration. Das wäre zu einfach. Wir haben Ideen und Visionen, die weit darüber hinausgehen.
Um eine Firma herauszugreifen: Die iTEC ist ein großer Player in der Personalbereitstellung, der auf den Trend der Digitalisierung aufsetzen kann. Viele Firmen wollen diesen Wandel im eigenen Haus vornehmen und nicht komplett an IT-Dienstleister auslagern. Die iTEC ist hier ein geeigneter Partner, indem wir das benötigte Personal zu Verfügung stellen. Wenn die Leute dann irgendwann übernommen werden, dann ist das auch gut. Doch wissen wir, dass wir nicht die einzigen Anbieter am Markt sind. Also muss man sich auch hier Innovationen überlegen – diese Aufgabe wird dann über die Gruppe ermöglicht. Die CoreTEC wiederum widmet sich den Themen Cyber- und Informationssicherheit. Wir haben dort die Spezialisten für White-Hacking, die Angriffe auf Unternehmensnetze simulieren können. Auch werden Unternehmen bei Sicherheits-Zertifizierungen unterstützt.
(+) plus: Welche Kunden haben Sie im Bereich Sicherheit?
Spreitzer: Namen werden hier üblicherweise nicht genannt, aber die Kunden sind quer über alle Branchen zu finden. Manchmal ist bei einem Unternehmen, wenn es sich an uns wendet, bereits Feuer am Dach. Wir helfen dann in dieser Krisensituation.
Unser drittes Unternehmen schoeller network control ist ebenfalls in diesem Bereich tätig, bei Services rund um Netzwerk-Security. Sie ist seit 20 Jahren am Markt und wurde von uns vor vier Jahren gekauft. Ein Entwicklungsbereich hier sind Security-Lösungen mit künstlicher Intelligenz.
Unserer viertes Unternehmen, der IT-Dienstleister ONTEC AG, macht gerade einen Evolutionsschritt vom Softwareentwicklungsunternehmen zum digitalen Transformierer. Sie sehen, auch wir verwenden den Begriff digitale Transformation – wenn auch sehr, sehr spezifisch.
(+) plus: Worauf fokussieren Sie?
Spreitzer: Wir kümmern uns ausschließlich um businesskritische Prozesse und haben bei sehr großen Kunden – so sind wir einer der Lieferanten für die ÖBB-Tochter Rail Cargo Austria – Systeme laufen, wo es sehr kritisch wird, wenn es zu einem Ausfall kommen sollte. Im Energiebereich ist dies ebenso, wo IT-Systeme die Infrastruktursicherheit gewährleisten. Ein kritisches System kann aber natürlich auch eine CRM-Lösung für den Kundenservice eines Hotelbetreibers sein.
(+) plus: Welche Projekte haben Sie in der Industrie laufen? Können Sie ein paar Beispiele geben?
Spreitzer: Für die OMV liefern wir die gesamte Überwachung der Gascontainer in allen Lagern und servicieren die gesamte Mess- und Dateninfrastruktur dazu. Ein anderes Beispiel ist Xrail, ein Zusammenschluss europäischer Logistikpartner auf der Schiene. ONTEC AG hat für die Rail Cargo Austria und das gesamte System Schnittstellen für das Management der Frachtbewegungen international entwickelt. Von jedem Waggon auf der Schiene gibt es ein digitales Abbild auf dem Bildschirm. Mit dem System können auch grenzübergreifend Waggons gebucht, verschoben und eingesetzt werden. Wir überlegen auch, hier künftig künstliche Intelligenz in selbstlernenden Systemen einzusetzen. Die Fachanwender sollen unterstützt werden, Fehler zu vermeiden.
Uns ist aber auch klar, dass wir in digitalen Transformationsprojekten nicht selbst alles machen können. Wir bauen daher nun ein Netzwerk an Personen und Unternehmen auf, das permanent mit neuen Ideen und neuen Informationen gefüttert werden kann, um den Ansprüchen unserer Kunden gerecht werden zu können. Passiert das nicht, werden wir bald von links und rechts überholt werden.
(+) plus: Sie sprechen hier von einer engeren Zusammenarbeit der Unternehmen der Gruppe oder geht diese Idee darüber hinaus?
Spreitzer: Wir wollen ein Ökosystem, dessen Erschaffung die TEC Gruppe zunächst anstößt, und suchen Kontaktpunkte zu weiteren Unternehmen – überall dort, wo ein gemeinsames Wirken für beide Seiten fruchtbar ist. So diskutieren wir derzeit eine engere Zusammenarbeit mit Digitalagenturen. Sie könnten uns Assets aus ihrem Agenturbereich bringen: Design, die Gestaltung von User-Interfaces und der Aufbau von Webplattformen. Die TEC Gruppe wiederum kann sich hier als IT-Systemhaus und bei Security-Fragen gut einbringen.
Dann wollen wir auch mit Medienunternehmen diskutieren, was wir voneinander lernen können und welche Leistungen für den anderen interessant wären.
In unserer Gruppe hat sich dazu ein Format etabliert, in dem einmal im Monat ein Unternehmen für ein Brainstorming mit unseren Schlüsselkräften eingeladen wird. Ziel dabei ist es, konkrete Ansatzpunkte zu finden und neue Projekte zu entwickeln. Mit unseren vier Unternehmen, 400 Mitarbeitern und 40 Mio. Euro Umsatz lässt sich da schon einiges umsetzen.
Unser Geschäftsführer und Miteigentümer der ONTEC AG, Peter Lehner, ist im Gründerumfeld INiTS als Mentor und Inkubator aktiv. Interessierte Start-ups, die eine Partnerschaft suchen, können wir so ebenfalls in unser Ökosystem aufnehmen.
(+) plus:Welche Technologietrends sehen Sie für die nächsten Jahre? Womit werden Sie sich beschäftigen?
Spreitzer: Über alle unsere Unternehmen gesehen ist das Thema Managed-IT-Services weiter im Wachsen. Unternehmen müssen heute auch bei ihrer IT-Infrastruktur flexibel aufgestellt sein. Ein weiteres Thema, das wir entwickeln, ist eine »Corporate Security Alliance«. Gegenstand der Allianz ist die Kombination von Safety und Security in allen Facetten: Personenschutz, Infrastrukturschutz und klassischer IT-Schutz. Wir arbeiten dazu mit Unternehmen weltweit zusammen, die teilweise aus dem militärischen Bereich kommend Menschen vor Angriffen – beispielsweise Piratenangriffen – schützen. Dann gibt es auf Infrastrukturschutz spezialisierte Firmen, die Unternehmen mit sehr kritischen Daten schützen. Wir wollen nun schauen, in welcher Weise diese drei Dinge verknüpfbar sind. Es gibt noch Bereiche, die nicht von Technologieunternehmen überlaufen sind, wie es etwa in der Bankenbranche mit dem Fintech-Boom der Fall ist. Stark beschäftigen werden wir uns in den nächsten Jahren auch mit Firmenübernahmen.
(+) plus:Welche Unternehmen befinden sich auf Ihrem Radar?
Spreitzer: Ich sage es einmal salopp: All jene, die nicht den Weg der Digitalisierung gehen, werden bald zu kaufen sein. Wir halten nach solchen Unternehmen Ausschau, werden sie dann selbst digital transformieren, in die Gruppe aufnehmen oder weiterverkaufen. Neben einigen Akteuren aus der Geschäftsführung der TEC-Unternehmen sind jetzt weitere Investoren gesucht. Dazu stellen wir nun einen Fonds mit Investoren aus den unterschiedlichsten Bereichen – Marketing, Controlling, Finance – auf. Das Know-how ist da. Wir wissen wie man Firmen führt und verkörpern selbst das wichtige Asset: Digitalisierung.
Vier Unternehmen, eine Gruppe
Die Gründer und Leiter der TEC Gruppe (mit Planetariums-Direktor Werner Gruber 5.v.l.) planen, mit neuem Ökosystem und Zukäufen zu wachsen: Peter Lehner, Ernst Rohrschach, Jörg Spreitzer, Manfred Nowotny, Manfred Kirisits, Gerd Fajfar und Robert Eory.
Die TEC Gruppe wurde 1999 gegründet und erwirtschaftet mit vier Unternehmen und 400 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von rund 40 Millionen Euro. Zur Firmengruppe gehören ONTEC, iTEC, CoreTEC und schoeller network control. Firmensitz ist in Wien. Durch ihre Unternehmen mit unterschiedlichen Spezialgebieten – IT-Personaldienstleister, Softwareentwicklung, IT-Services, IT-Sicherheit, IT-Performance-Optimierung sowie Absicherung von IT-Ressourcen – ist die Gruppe ein Major Player für Innovation, Sicherheit und digitale Transformation in Österreich