15 Jahre IT
- Written by Redaktion_Report
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In der Informationstechnologie, sagt man, sind die gezählten Jahre wie Hundejahre: Auf ein Jahr Beschäftigung in der IT-Branche kommen anderswo sieben. Report-Leser haben damit bereits einen ganzes Lebenszyklus in der IT-Branche begleiten können. Die großen Aufreger und Trends der vergangenen Jahre.
Konsolidierungs-Jojo
Im Jahr 2006 kaufte der ehemalige Monopolist Telekom Austria den Businessprovider eTel auf. Dieser war selbst jahrlang groß auf Einkaufstour am Providermarkt unterwegs gewesen. Zu dieser Zeit waren andere Festnetz- und Internetprovider wie beispielsweise UTA/Tele2 längst lediglich Nischenanbieter am Markt. Heute hat die TA, die nun unter A1 firmiert, den Markt nahezu so fest wie zu Liberalisierungszeiten Anfang 1998 in der Hand. Aus Kundensicht war die Marktöffnung und das kurzzeitige Aufflackern eines Mitbewerbs trotzdem erfreulich: Die Preise sind massiv gesunken.
Böser Käfer
Die Angst vor der Plage durch den Y2K-Bug war groß und bescherte der IT-Wirtschaft einen sagenhaften Investitionsschub. Zehntausende Systeme wurden weltweit nachgerüstet, um Datumsangaben auch nach dem 1. Jänner 2000 fehlerfrei verarbeiten zu können. Viel wurde gewarnt, passiert ist letztlich aber nichts. Ob der Millenium-Bug nun maßlos überschätzt wurde oder die Milliardeninvestments einfach ihr Geld wert waren, blieb das erste große Geheimnis des neuen Jahrtausends.
Das Spiel mit den Sticks
Irgendwie hatten es die Mobilfunker geschafft, mit kleinen, unscheinbaren Steckkarten den Festnetzanbietermarkt zu vermöbeln. Diesem liefen ab der Jahrtausendwende die Kunden ohnehin scharenweise zu den Mobilfunkern über – irgendwann auch aufgrund der drahtlosen Breitbandzugänge über die Datensticks. Österreich wurde dabei endgültig zum weltweiten Schreckensbild und Mahnmal für die Festnetzbranche. Im Jahr 2011 gibt es genügend Kapazität in den Netzen, um mobil zehn Gigabyte Datenverkehr um monatlich zehn Euro anbieten zu können.
Das große Platzen
Der Social-Network-Leader Facebook wurde im Juni 2011 mit einem Börsenwert von 100 Milliarden Dollar gehandelt. Wir erinnern uns: So etwas Verrücktes gab es schon einmal. Vor elf Jahren platzte die Dot-Com-Blase, trieb Dutzende skurril überbewertete IT-Newcomer in den Ruin und bescherte der gesamten IT-Branche den Nimbus eines Zirkusvereins. Dieser baute sein Zelt ab, schickte die Fachkräfte aus Indien heim und hinterließ zahlreiche arbeitslose IT-Fuzzis. Daran hatte die Wirtschaft einige Jahre zu knabbern.
Rückkehr ins Zentrum
Damals, als die IT noch EDV hieß, begann der ganze Trubel um Services, Anwendungen und Systeme in zimmerfüllenden Rechenanlagen. Ende der 90er-Jahre hat der Personal Computer zwar längst den breiten Markt erobert – sinnvoll war das lokale Horten von Rechenpower deswegen aber noch lange nicht. Mit der Verstärkung durch Breitbandleitungen allerorts kommt nun die ursprüngliche Reduktion des Endgeräts auf ein dummes Terminal möglicherweise wieder auf. Die Intelligenz wandert nun wieder in die Rechenzentren, die heute in undefinierbaren Wolken schweben. Wenn das nur gut geht. Anbieter wie Raiffeisen Informatik, T-Systems oder Central
Europe On-Demand meinen: Es geht bestens.
Profidienste
Do what you can best – outsource the rest.« Der Leitspruch aus der New-Economy-Ära hat bisher jeden Wirtschafts-crash überstanden und gilt weiterhin als Erfolgsrezept für flexibel aufgestellte Firmen. Wer kann, kümmert sich um seine IT nicht selbst, sondern überlässt dies Professionisten. Diese arbeiten ab Kunde zwei mit ökonomisch lukrativen Skaleneffekten und haben eine stets motivierte, auf dem neuesten Stand ausgebildete Mannschaft. Dass manche IT-Abteilung bei Auslagerungen gleich von dem neuen IT-Dienstleister mit übernommen wurde, hat nur in den ersten Jahren die Menschen erschreckt. Heute freut sich jeder ITler, dessen Arbeitsplatz derart aufgewertet wird.
Pleiten und Pannen
Große Namen, die kurzzeitig die Bad News dominierten und heute wieder vergessen sind: Der insolvente US-Telekomgigant Worldcom vernichtete dank besonders ambitionierter Bilanzfälschungen 180 Milliarden Dollar an Unternehmenswert. Dagegen fällt der Zusammenbruch der Wiener Internetfirma Yline in die Kategorie Peanuts: 1999 an die Börse mit einem Stückwert von 29 Euro gekommen, lag die YLine-Aktie im März 2000 bei sagenhaften 278 Euro. Sechs Monate später kam der Konkurs. 2003 wurde die ebenfalls börsennotierte CyberTron in die Liquidation getrieben, nachdem die Telekom Austria dem alternativen Betreiber wegen unbezahlter Rechnungen die Leitungen gekappt hatte. Zurück nach Übersee: 2009 ging die 115-jährige Unternehmensgeschichte der kanadischen Nortel zu Ende. Mit dem Kauf von Teilen des bankrotten Netzausrüsters katapultierte sich die heimische Kapsch zum Weltmarktführer in der Zugfunktechnologie GSM-R.