Stärkung des Geschäfts
- Written by Martin Szelgrad
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Der Telefonanlagenhersteller Aastra schwört auf das Geschäft mit Desktop-Phones und bringt im Sommer eine Unified-Communications-Lösung auf den Markt. Die ist für kleine und mittlere Unternehmen konfektioniert.
Das kanadische Unternehmen Aastra ist nach Zukäufen in Europa in den vergangenen Jahren zu einem der großen Player im Telefonielösungsgeschäft avanciert. Zahlen des Marktanalysten Canalys zufolge gelang es Aastra im Vorjahr seine Führungsposition in Österreich im Segment der mittelgroßen Unternehmen von 50 bis unter 500 Mitarbeitern auszubauen.
Bei einem Lokalaugenschein Anfang Mai in der Europazentrale in Zürich stellte der Hersteller eine Reihe neuer Produkte vor. Das Highlight gleich vorweg: die neue Aastra-400-Plattform ergänzt die bestehende Kommunikationsplattform »IntelliGate« um Unified Communication- und Collaboration (UCC)-Features. Die 400er-Produktfamilie umfasst Kommunikationsserver, Software- und Mobilitätslösungen und eben auch Anwendungen aus der spannenden UCC-Welt. Zielgebiet sind Unternehmensinstallationen bis 600 User. Sie sollen von Technologien profitieren, die bisher nur große Unternehmen eingesetzt haben. In drei unterschiedlichen Größen – IntelliGate hatte noch fünf – lassen sich die Plattformen in bestehende Gerätelandschaften integrieren. »Ab vier Usern macht der Einsatz Sinn«, erklärt Mario Giacometto, Entwicklungschef für KMU bei Aastra. Wenn es um effiziente Kommunikation geht, macht in der Schweiz die Technik auch vor dem privaten Bereich nicht halt. »Wir haben Haushalte, die immerhin unsere kleinste IntelliGate-Lösung nutzen«, schmunzelt er.
Alles wird eins
»Unified« werden bei Aastra nicht nur Kommunikation und Anwendungen wie Presence-Services oder Telefonlisten – gleichbehandelt werden vor allem die Endgeräte selbst. Ob nun ein DECT-Schnurlostelefon, eine mobiler Client am Handy, das Softphone am PC-Schirm oder ein SIP-fähiges Desktop-Telefon: Aastra will dem Anwender eine einheitliche Bedienführung und Philosophie liefern. Die Gerätesprache der Zukunft wurde mit SIP, dem Session Initiation Protocol, gefunden. Mitunter auch als »ISDN über IP« bezeichnet, ist SIP heute sogar mit DECT-Telefonen kombiniert. Der eigentliche Clou liegt aber in den Kommunikationsservern der 400er-Famile: sie verwalten Daten, Anwendungen und Nutzerberechtigungen zentral und teilen die Inhalte und Dienste den Endgeräten je nach Konfiguration zu.
»Die Telefongeräte bleiben, die Intelligenz wandert in den Switch«, beschreibt es Frederic Boone kurz und bündig. Aastra 400 sei »die richtige Ergänzung zu unserem bestehenden Portfolio«, so der Leiter Zentral- und Südosteuropa Aastra Austria. Boone sieht die Zeit gekommen, wie er gegenüber dem Report meint, um KMU flexible Unified-Communications-Systeme zu liefern. In ersten Pilotprojekten in Österreich habe man bereits die Fähigkeit der 400er-Plattform testen können, auch Equipment anderer Hersteller einbinden zu können. Dabei wurde selbst Branchenkenner Boone überrascht. »In nur zwei Minuten wurde ein Dialog-4000er-Telefon, das in österreich im KMU-Bereich noch weit verbreitet ist, als neue Nebenstelle in ein Aastra-400-System mit allen Applikationen eingebunden. Ich bin schon einige Jahre im Geschäft – aber zwei Minuten? Dass das so einfach und schnell geht, habe ich zuvor noch nicht erlebt.«
Eine zentrale Datenverwaltung im Switch, gemeinsam mit einem »One-Number«-Konzept, machen folgendes möglich: Die Anruferliste am Schnurlostelefon, mit dem sich ein Mitarbeiter am Firmengelände bewegt, wird auch mit dem Handy und PC synchronisiert. Bewegt sich der Nutzer, landen Anrufer automatisch auf einem mobilen Endgerät. Befindet sich der Anwender wieder an seinem Schreibtisch, werden Anrufe aufs Festnetztelefon geleitet. »Wir verstehen unter Unified Communication, das Leben für unsere Kunden so einfach wie möglich zu machen«, heißt es dazu in Zürich. Der Schweizer Martin Derungs, der bei Aastra das Europageschäft (ausgenommen Frankreich) leitet, rechnet beim baldigen Start der neuen Palette mit einer weiteren Stärkung der Marke. »Wir werden die Ziele erreichen, die wir uns gesetzt haben«, erwartet Derungs.
Tischterminal
Als weiterer Stern am Himmel soll das Desktop-Phone »BluStar 8000i« ab Ende des Jahres die Endgerätewelt Aastras versüßen. Das Tischtelefon, das Multimedia-Terminal genannt wird, ist gleichzeitig auch Videokonferenzlösung, Collaboration-Werkzeug und Applikationsplattform. HD-Video, drei Lautsprecher und vier Mikrofone versuchen sich an lebensechten Kommunikationserlebnissen. Der Bildschirm kann während eines Videogespräches auch für Präsentationen genutzt werden. Der Report hat bereits Hand anlegen können: Die Applikationsoberfläche ist einfach zu bedienen, Ton und Bild sind in Ordnung, das Gerät ist spielend leicht konfigurierbar.
Trotz des Trends zu mobilen Endgeräten können DECT-Telefone und Festnetzapparate immer noch gesunde Verkaufszahlen vorweisen. Bei SIP-fähigen Telefonen gab es im vergangenen Jahr zweistellige Wachstumszahlen am Markt. Nun gehe es schlichtweg darum, Festnetz und mobil zu einer Einheit zu verbinden. »Nicht jeder wird in Zukunft ein eigenes Desktop-Terminal auf seinem Schreibtisch benötigen«, relativiert Aastra-Sprecher Martin Schmiedt-Siebenhaar. »Wir aber bieten für jeden Bedarf das passende Endgerät.«
>> Die Firma:
Der IKT-Hersteller Aastra hat seinen Hauptsitz in Concord, Kanada, und beschäftigt weltweit rund 2300 Mitarbeiter, davon rund 75 Prozent im EU-Raum. Mit direkten Vertretungen in mehr als 30 Ländern und tausenden Vertriebspartnern und Wiederverkäufern, einschließlich einer starken Präsenz bei Carriern, ist Aastra ein global agierendes Unternehmen. Mit weltweit über 50 Mio. Leitungen verfügt Aastra über eine große Kundenbasis. Aastra Austria ist die österreichische Landesgesellschaft der Aastra Technologies Limited, und ging 2008 aus dem Zukauf der Ericsson-Enterprise-Sparte hervor. Hauptvertriebspartner am heimischen Markt sind Kapsch BusinessCom und digicom.