Menu
A+ A A-
Warnung
  • JUser: :_load: Fehler beim Laden des Benutzers mit der ID: 2558

Saubere Zukunft

\"AlstomDas Technologieunternehmen Alstom kehrt wieder in das Servicegeschäft für Industrieturbinen zurück und setzt europaweit auf einen breiten Energiemix.

Der Kraftwerkslieferant Alstom hatte im Jahr 2003 sein Industrieturbinen-Geschäft an den Mitbewerber Siemens verkauft. Seit 2009 baut Alstom diese Sparte von Grund auf wieder neu auf. Der Report sprach anlässlich einer Veranstaltung im deutschen Lingen Anfang März mit Bereichsleiter Tobias Mettler über die Ambitionen zum wiederentdeckten Servicegeschäft auch in Österreich. »Wir wollen unsere Industrial Steam Turbine Service Solutions ausgehend vom deutschsprachigen Markt nun europaweit etablieren und fokussieren auf Anlageninspektionen und Überholungen von Maschinen«, erklärt er. Im Brennpunkt dieses Engagements befinden sich Standorte mit Dampfturbinen in Leistungsklassen von fünf bis 100 MW. Deren Betreiber sind in der Industrie und unter den kommunalen Energieerzeugern zu finden. Hierzulande kann man bereits auf Kunden wie Mondi und Energie AG zählen (siehe unten).

Mettler will mit dem Portfolio aber nicht nur Alstom-eigene Technik unterstützen, sondern Wartungsservices auch für Turbinen anderer Hersteller bieten. Man macht dabei aus der Not eine Tugend: Nachdem damals mit dem Spartenverkauf auch die Konstruktionspläne von Maschinenteilen abgegeben wurden, hat sich Alstom nun auf »Reverse Engineering« spezialisiert. Dabei werden die Bauteile direkt in den Anlagen vermessen und originalgetreu nachgebaut. Bei der Revision einer Dampfturbine bei einem Kunden in Belgien wurden innerhalb von sechs Wochen  mehrere komplette Schaufelreihen nachgebaut, weiter verbessert, getestet und wieder eingesetzt – ein Rekordwert in der Branche.

Überhaupt hat sich der Markt in den letzten zehn Jahren gehörig verändert. Inspektionen müssen heute so schnell wie möglich durchgeführt werden. Und eine Lagerhaltung von einzelnen Ersatzteilen wäre logistisch gesehen ohnehin nicht besonders zielführend. Mittels Reverse Engineering sind die Teile trotzdem auf Bedarf relativ schnell beim Kunden. Der Nachbau von Turbinenkomponenten ist auch nicht überall notwendig. Großteils beschäftigen sich die Techniker bei den Inspektionen mit der Säuberung und dem Testen der Industrieturbinen. Das heißt: die Maschine wird geöffnet, gereinigt, und einzelne Komponenten auf Verschleiß und Zuverlässigkeit geprüft. Das Alstom-Team kann dabei auf Referenzmaschinen in eigenen Testumgebungen zurückgreifen, um etwa große, sogenannte C-Inspektionen zu simulieren und alle Abläufe zu testen. »Wir arbeiten dabei stets an Verbesserungen in den einzelnen Prozessschritten, um Inspektionen insgesamt schneller und reibungslos abwickeln zu können«, erklärt Mettler. Gegenstand dieser Testläufe sind die genaue Planung der Schritte, das Festlegen von Verantwortlichkeiten in den Teams, die Wahrscheinlichkeit der Art der Befundungen und die passende Werkzeuglogistik dazu.

Rund sechs bis acht Jahre sind die Zyklen für große Inspektionen bei Dampfturbinen. Je nach Kunde sind dabei auch unterschiedliche Anforderungen gefragt. So ist die Inspektionszeit bei Dampfturbinen in Abfallverbrennungsanlagen stets besonders knapp bemessen. In der petrochemischen Industrie wiederum muss teilweise mit besonderen Schutzanzügen in den Anlagen gearbeitet werden. Auch bei der Wahl der Werkzeuge ist man hier oft eingeschränkt. Dennoch: »Wir haben bislang in allen Fällen glückliche Kunden und hervorragende Referenzen«, sagt Mettler schmunzelnd. Beim Servicegeschäft für Industriedampfturbinen sei man nach Jahren der Abwesenheit am Markt nun erfolgreich wieder »back on track«.

\"TobiasBreiter Energiemix

Der Kraftwerksbereich Alstom Power war im Jahr 2009 bereits 5,8 Mrd. Euro schwer und für gut 25 Prozent der weltweiten installierten Kraftwerksleistung verantwortlich. 35 Prozent des Geschäfts werden in Westeuropa generiert. Russland und die Region CEE haben rund zehn Prozent Anteil am Geschäft. »Wir sehen nun ein stark steigendes Geschäft in Osteuropa«, bekräftigt Markus Rieck, Vertriebsvorstand bei Alstom in Deutschland. Man reagiert auf den Markt und werde sich »überall dorthin bewegen, wo unsere Kunden sind«. Rieck betont den Produktmix, den Alstom anbieten kann. In Lingen, nahe der niederländischen Grenze, hat der Energieversorger RWE ein Kombikraftwerk mit der »GT 26« im Einsatz – »unserem Zugpferd unter den Gasturbinen«, sagt Rieck. Er sieht den Brennstoff Gas inmitten eines breiten Technologiemixes vor allem mit Wasser- und Windkraft, Solarenergie und auch Kohlekraftwerke als hervorragende Lösung für die weltweiten Klimaziele. Die Branche blickt großen Umwälzungen in den Energienetzen entgegen: so wird es künftig eine starke Vernetzung der erneuerbaren Energien mit Ausgleichsspeichern entlang eine Nord-Süd-Achse in Europa geben. Effizienzsteigerungen bestehender Kraftwerksanlagen und künftige Verfahren für »Carbon Capture Storage (CCS)« werden eine saubere Energiezukunft ermöglichen. Großes Thema in Deutschland sind weiterhin Kohlekraftwerke, die mitunter auch für nun abgeschaltete AKWs einspringen mussten. Der saubere Energiemix ist auch mit Kohle möglich, erklärt Rieck und weist auf CCS-Entwicklungen weltweit hin. Die Rollen sind dabei klar verteilt. »Wer ein Kohlekraftwerk betreibt, der muss es auch sauber halten.« Alstom liefert dazu Technik und das Know-how.

Bei Windkraft ist Alstom gerade dabei, Produktionsstandorte für die großen Offshore-Märkte Deutschland, Frankreich und UK zu sichern. Ende 2011 soll eine erste Testanlage für eine Nearshoreanwendung errichtet werden. Eine getriebelose Anlage mit gut 6 MW Leistung soll im Herbst vorgestellt werden. In
Serie will Alstom damit 2013 gehen.

Wirkungsvolle Wasserkraft

Und was tut sich bei der, für den österreichischen Markt so wichtigen, Wasserkraft? Dort kann der Konzern auf eine hohe installierte Basis verweisen, man ist Weltmarktführer in diesem Segment. Anlagen und Maschinen werden bis zu einer unteren Leistungsgrenze von 5 MW angeboten. Gerade in Österreich sind die Pumpspeicherkraftwerke mit ihren asynchronen Generatoren Sinnbild für einen massiv wachsenden Bedarf für Ausgleichsenergie, meint Rieck. Rund ein Drittel der weltweit installierten Anlagen (die Wasserkraft liefert eine globale Gesamtleistung von 850 GW) ist aber mehr als 40 Jahre alt. Vor vierzig bis fünfzig Jahren erlebten gerade Europa und Russland eine goldene Zeit des Ausbaus von Wasserkraft. Diese Anlagen von damals gilt es nun bestmöglich zu servicieren.

40 Prozent der Generatorausfälle, erklärt Alstom-Hydroexperte Thomas Kunz, betreffen Fehlfunktionen in der Isolation der Statorwicklung. Erneuerungen und Reparaturen werden aber oft zum Anlass genommen, die Anlagenleistung zu erhöhen. Aufgrund der hohen Regelgeschwindigkeiten eignen sich Pumpspeicherkraftwerke prinzipiell gut für den Ausgleich von Netzschwankungen, die durch die unbeständige Energieeinspeisung durch Wind und Sonne auftreten. »Mit der Erhöhung des Wirkungsgrades bei bestehenden Anlagen und auch die Verbesserung der Verfügbarkeit verschaffen wir den Kraftwerksbetreibern Umsatzsteigerungen mitunter in Millionenhöhe«, verspricht Kunz. Allein bei der Modernisierung einer älteren Turbine sei oft eine Steigerung des Wirkungsgrades von bis zu fünf Prozent möglich.


>> Referenzprojekte von Alstom Österreich für Industriedampfturbinen

> Mondi, Standort Frantschach, Dampfturbine BBC 28MW. 2009 Lieferumfang, große C-Revision mit Austausch des Steuerventilgehäuse und Restlebensdaueruntersuchung.

> Mondi, Standort Hausmening, Dampfturbine BBC 4 MW. 2010 Umbau der Hydraulikregelung.

> Energie AG, Standort Riedersbach, Dampfturbine 160 MW. Inspektion und Revision der Franco Tosi-Dampfturbine in den Jahren 2009/10/11.

Mehr unter www.at.alstom.com

back to top