Die Stadt der Zukunft ist nicht nur total vernetzt, sondern bietet ihren Bürgern auch optimale Versorgung in allen Lebensbereichen. Die Richtung ist klar: Kommunale Services werden zunehmend transparent und optimiert. Vor zwei Jahren lebte erstmals mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten. 2030 werden es bereits zwei Drittel sein. Wurden vor knapp 40 Jahren noch fünf sogenannte »Mega Cities« auf der Erde gezählt, rechnen Demografen mit einem Anwachsen der urbanen Superriesen auf 26 Stück bis zum Jahr 2050. 22 davon werden sich in Entwicklungsländern befinden. Alleine um die Städte der Zukunft vor dem Kollaps zu bewahren, arbeiten Experten wie der Weltstädteverband »International Council for Local Environmental Initiatives (ICLEI)« an Konzepten für nachhaltige Städteorganisationen und Städtebewirtschaftung.»ICLEI ist zu einer Bewegung geworden. Wir können mehr und mehr Leader in allen Regionen gewinnen«, ist Konrad Otto-Zimmermann enthusiastisch. Der deutscher Umweltplaner und Verwaltungswissenschaftler hat derzeit das ICLEI-Generalsekretariat inne. Die kommunale Interessensvereinigung wurde 1990 von den Vereinten Nationen gegründet. Auch heimische Kommunen sind in der illustren Runde der über 1.100 Mitglieder aus 68 Ländern. Es sind dies Innsbruck, Linz, Wörgl und das Land Vorarlberg. Denn das Thema Nachhaltigkeit in den unterschiedlichen öffentlichen Bereichen – beispielsweise in der Verkehrssteuerung, der Beschaffung und der Sicherheit der Bürger – ist für Kommunen jeder Größe interessant. Gilt es doch, künftig mit weniger Ressourcen bessere Services bieten zu können. Haupttreiber in der modernen Verwaltung sind die Ressourcenverteilung in den Bezirken, Straßen, bis zu den Haushalten. Vor allem im Management der Netze der Energieversorger wird sich dazu in den nächsten Jahren technologisch einiges tun. Aus der Informationstechnologie (IT) wurde dazu auch bereits ein Fachbegriff kreiert: »Smart Cities«. So wird es die IT künftig erlauben, über die bidirektionale Kommunikation mit den Haushalten aktive Beiträge zur Netzsteuerung zu leisten. Auch die Integration von E-Mobility, die weitere Verbreitung digitaler Zähler und die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien gehören in diesen Kontext. Pilotprojekte in ganz Europa zeugen bereits von der Aufbruchstimmung in diesem Bereich.»Die Kunden werden künftig über kreative Tarifsysteme und eine Vielzahl von Mehrwerten motiviert, diese Innovationen auch anzunehmen, etwa durch Energieeinsparungen, über Home Automation oder beim Wohnen im Alter. Am Ende wird die neue Smart Energy damit einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten – und damit auch zu einer erhöhten Lebensqualität und sicheren Energieversorgung«, weiß auch Rüdiger Winkler, Geschäftsführer der deutschen EDNA-Initiative. Ziel der EDNA ist die Automatisierung der Geschäftsprozesse im Energiemarkt. ICLEI-Sekretär Zimmermann sieht eine Bewegung bei den Bürgern auf die Städte zukommen. »Wir alle müssen Druck auf die Verwaltungen ausüben, damit Klimaziele erreicht wird und ein qualitätsvolles Leben in urbanen Regionen dauerhaft möglich ist.« Zwei Unternehmen bieten heuer erstmals auch eine Plattform für die ersehnte Transparenz und Nachhaltigkeit in Städten. Der Business-Software-Konzern SAP und der IT- und Kraftwerksriese Siemens wollen im Laufe des Jahres mit einer Nachhaltigkeitslösung für Stadtverwaltungen auf den Markt. In dem Konzept integriert sind Übersichten und Analysen über den augenblicklichen Energieverbrauch, aufgeschlüsselt ortsbezogen über alle Teile der Stadt. Energieverbrauch und das Management von Ressourcen sind auch Bestandteile beim Thema Verkehrsleitsysteme. »Wir wollen mit der vernetzten Stadt auch Verschmutzung und Staus, die teure Leerzeiten bei den Bürgern verursachen, vermeiden«, erklärt Gisela Fuchs, Leiterin des Bereichs Öffentliche Verwaltung bei Siemens. Fuchs zufolge werde sich in der Stadt der Zukunft alles darum drehen, Konsum und Verbrauch in der Waage zu halten. Gerade Energieversorger wissen ein Lied davon zu singen. Ihr Lösungspartner Mike De la Cruz, Leiter des Public-Sektors bei SAP, sieht die Herausforderung ähnlich: »Im Umweltschutz in Städten geht es nicht nur um die Vermeidung von CO2-Emissionen, sondern auch um Wirtschaftlichkeit und soziale Aspekte.« Letztere werden Experten zufolge zunehmend zu einem Faktor im Wettbewerb der Regionen um die besten Arbeitskräfte.Es klingt heute noch etwas nach Science-Fiction, aber das Nervensystem der Stadt der Zukunft wird seine Bürger bestmöglich versorgen – vom intelligenten Stromzähler im Haus über nahtlos vernetzte Gesundheitseinrichtungen bis hin zu Elektrofahrzeugen und Stromtankstellen. »Wir ermöglichen Stadtverwaltungen, die Abläufe in ihren Städten im Sinne einer nachhaltigen Zukunft besser zu planen und zu verwalten«, haben Fuchs und De la Cruz noch viel vor.