Im Test: 3D-Drucker »da Vinci 1.0«
- Written by Martin Szelgrad
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XYZprinting bietet einen 3D-Drucker und -Scanner im unteren Preissegment für Einsteiger. Wir haben das Modell ausgiebig getestet.
In der schnellen Prototypenfertigung und im Modellbau ist 3D-Druck bereits etabliert. Und der Markt entwickelt sich derzeit rasant. In die Schlagzeilen schafften es bereits Feuerwaffen, die entweder vollständig oder teilweise aus ausgedruckten Kunststoffteilen in Heimarbeit hergestellt wurden. Weitaus mehr Beispiele betreffen aber neue Effizienz in anderen, positiven Bereichen. So wurde mit Spezialmaterial erstmals eine Patientin in Deutschland mit einem anatomisch angepassten 3D-gedruckten Titanimplantat an der Halswirbelsäule versorgt. Den Möglichkeiten im diesem Segment sind kaum Grenzen gesetzt.
Wachstum in die Breite
Doch werden 3D-Drucker künftig auch in den Haushalten breit Anwendung finden? Wenn man die Preisentwicklung in den letzten Jahren betrachtet, lässt sich diese Frage klar bejahen. Highend-Geräte sind bereits für ein paar tausend Euro zu bekommen. Anfang des Jahres hat der taiwanesische Hersteller Kinpo, der seit Jahren selbst Bauteile und Geräte für Dritte fertigt, ein neues günstiges Modell seiner 3D-Drucker-Reihe vorgestellt. Der »da Vinci 1.0« wird zu einem empfohlenen Preis von knapp 800 Euro verkauft – im Netz haben wir ihn auch schon ab 600 Euro gesehen – und richtet sich an Einsteiger, die ohne technisches Vorwissen einfach loslegen wollen. Gefüttert wird das Gerät mit herstellereigenen ABS-Cartridges, die 240 Meter Material enthalten. Filament-Kassetten anderer Marken können leider nicht verwendet werden. ABS bedeutet Acrylnitril-Butadien-Styrol und ist hier in zwölf Farben erhältlich. Kinpo ist übrigens kein Unbekannter, sondern weltweit drittgrößter OEM-Hersteller von Elektronikgütern. Ein Modell der da-Vinci-Reihe namens »Junior« ist kleiner dimensioniert und noch günstiger.
Einstieg geglückt
Mit einer Größe von rund 20 x 20 x 20 cm und einem Gewicht von knapp 27 kg ist der da Vinci kein Drucker, den man einfach so in eine Ecke stellt. Auch hinsichtlich Geräusch- und Geruchsentwicklung ist er eher ein Werkzeug für die Werkstatt als fürs Büro. Den Einstieg gestaltet der Hersteller aber tatsächlich einfach. Tutorial-Videos, eine brauchbare Anleitung und die Menüführung über die Software, die am Rechner installiert wird, sowie die LC-Anzeige am Drucker lassen wenig Fragen offen. Der Handlungsspielraum ist zwar eingeschränkt, für den Druck von Modellen im »sti«- oder eigenen »3w«-Format sind aber die Einstellmöglichkeiten ausreichend.
Im feinsten Druckmodus werkt der Druckkopf in 100-Mikrometer-Schritten (0,1 mm), im schnellsten von vier Modi in 400 Mikrometer Detailgrad. Mit einer Druckgeschwindigkeit von 150 mm/s sticht das Einstiegsgerät eher durch seinen Preis als durch seine Fertigungsbrillianz heraus. Wer die nötige Geduld aufbringt, mit der Scan-Funktion experimentieren möchte und kein Problem mit zeitweise vorkommenden Druckfehlern hat, findet für die ersten Gehversuche einen günstigen Begleiter. Die überschüssigen Fasern im Bild rechts oben können einfach abgerissen oder weggeschnitten werden.
Noch haben die Fabrikate – etwa Handyhüllen, die wir reihenweise ausgedruckt haben – hinsichtlich Festigkeit und Dichtheit gegenüber industrieller Fertigung das Nachsehen. Auch das wird sich mit neuen Materialien und Technik sicherlich auch noch ändern.