Nur ein Messgerät, kein Allheilmittel
- Written by Redaktion
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Die Netzbetreiber stehen vor dem großen Rollout der intelligenten Stromzähler. Manche wie Salzburg AG, Energie AG Oberösterreich und Linz AG haben zusammen bereits mehr als 100.000 Smart Meter im Einsatz. Doch was bringen die neuen Zähler außer Investitionskosten tatsächlich für Kunden und Netzbetreiber?
»Es ist sicherlich nicht der richtige Ansatz, im Smart Meter gleich den großen Business Case zu sehen«, warnt Christoph Schaffer. Der Geschäftsführer von ubitronix beschäftigt sich seit geraumer Zeit mit dieser wesentlichen Frage. Seine nüchterne Antwortet lautet: Ja, es gibt einen Business Case – doch »nur dann, wenn man die Sache weiter denkt«. Ubitronix wurde 1994 gegründet, fokussiert auf Energiemanagementsysteme und ist seit Februar Teil des IT-Dienstleisters S&T. »Wir sind weiterhin eigenständig und haben mit S&T im Hintergrund nun die Möglichkeit, an den ganz großen Ausschreibungen teilzunehmen «, versichert Schaffer. Als Kompetenzzentrum für Energie werkt die ubitronix-Mannschaft nun im gesamten Konzernbereich, der bis in die Golfregion reicht. Der Hunger nach Energie ist weltweit nicht zu stoppen. Prognostiziert wird, dass der globale Primärenergieverbrauch bis zum Jahr 2030 durchschnittlich jährlich um 1,6 % steigt. Vor diesem Hintergrund möchte die EU ihre ehrgeizigen Energieziele in Europa umsetzen. Einsparungen können jedoch weder durch die Erhöhung der Energiepreise noch durch neue Gesetze erreicht werden, ist Schaffer überzeugt. Für den Experten ist hier eher die »Stärkung der Awareness« ausschlaggebend, bei dem Smart Metering und Echtzeitinformationen eine zentrale Rolle spielen. »Man muss sich vor Augen führen, dass es sich beim Smart Meter um ein Messgerät handelt. So wie eine Körperwaage oder ein Fieberthermometer ebenfalls Messgeräte darstellen. Und mit ziemlicher Sicherheit kann man behaupten, dass noch niemand Gewicht verloren hat oder das Fieber zurückgegangen ist, nur weil man eine Messung mit der Waage oder dem Fieberthermometer durchgeführt hat«, vergleicht Schaffer. Ein Smart Meter stellt lediglich Messdaten zur Verfügung. Welche Effekte damit erzielt werden, hängt von der Bereitschaft der Nutzer ab. »Wenn die heute sichtbaren Einsparungen zu gering ausfallen, so liegt es nicht an den elektronischen Zählern sondern vielmehr an den nachgeschalteten Systemen, die eben dieses nachhaltige Bewusstsein schaffen müssen. Die Technik kann nur unterstützen, die Verantwortung liegt letztendlich immer beim Menschen.« Wesentlich sei dabei auch, die angezeigten Verbrauchswerte den Nutzern zeitnah bereitzustellen. Denn: Im Erziehen einer energiebewussten Nutzergeneration sollte auf gemachte Fehler sofort hingewiesen werden können, und nicht erst einen Tag später. Derzeit sieht eine Verordnung die Bereitstellung der Messwerte für spätestens den Folgetag ab Mittag vor – eine kaum nachhaltige Methode, um aktuellen Energiekonsum darzustellen. »Das Interesse an unaktuellen Daten ist enden wollend. Solche Verbrauchsdaten sehen Woche für Woche gleich aus«, weiß Schaffer. Weitere Diskussionen betreffen Datensicherheit und Privatsphäre. »Endkunden sehen in einer Weitergabe ihrer Daten an den Netzbetreiber einen Eingriff in ihre Privatsphäre«, sieht er die Datenschutzfrage technisch aber lösbar. Der Experte unterrichtet auch im Lehrgang Mobile Computing an der FH Hagenberg. Während bisher ausschließlich von der Speicherung der Daten auf den Servern der Versorgungsunternehmen ausgegangen wurde, setzt man bei ubitronix auf Lösungen mit »User Centered Smart Metering«. Dabei werden die Energiedaten in allen Details beim Kunden gespeichert. Der Kunde gibt die Daten für die Weiterverarbeitung frei und entscheidet selbst, welche Daten in welcher Frequenz an wen weitergegeben werden. Die weitergegebenen Daten – »opt-in« statt »opt-out« – nützen Energieproduzenten dann, um die Effizienz im Stromnetz zu erhöhen oder neue Preismodelle zu entwickeln. Letztendlich können damit auch andere Interessenten mit diesen Daten versorgt werden – wieder liegt es beim Einzelnen, dies zu entscheiden. »Letztendlich ist aber ein Paradigmenwechsel notwendig. Nicht nur Energieverbrauch darf etwas kosten, sondern auch Einsparung. Wir sind es unseren Nachfahren schuldig«, bringt Schaffer die klimapolitische Komponente ins Spiel. Die wird seit Jahren ebenfalls im wichtiger.