Bürgerbeteiligungen
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Wo Privatbeteiligungen an heimischer Energieerzeugung gefragt sind. Erfolgreiche Anlagen und Anleihen in Österreich.
Viele interessiert
Die Energie AG Oberösterreich hat im Großarl-Tal das größte Bürgerkraftwerk im Salzburger Land eröffnet. Das Photovoltaik-Kraftwerk, das sich auf dem Dach der Halle eines Biomasseheizkraftwerkes befindet, kann mit seiner Gesamtleistung den Jahresstrombedarf von rund 400 Einwohnern decken. »Wir wissen, dass viele unserer Kunden an Sonnenenergie interessiert sind und die Energieerzeugung der Zukunft unterstützen wollen«, sagt Energie AG-Generaldirektor Leo Windtner, »der rege Zuspruch zu unserer Aktion bestätigt das eindeutig.« Für das Bürgerkraftwerk in Großarl waren die Unterstützungspakete in kürzester Zeit ausverkauft. Hunderte Großarler hatten bei der Eröffnung Ende Juni die Gelegenheit genutzt, sich das neue Kraftwerk aus nächster Nähe anzusehen und darüber hinaus bereitstehende Elektroautos des Energieversorgers zu testen.
Drei Prozent
In Zusammenarbeit mit der Stadt Villach errichtet die Kelag derzeit eine große Photovoltaikanlage, an der sich Bürgerinnen und Bürger beteiligen können. Auf dem Sonnenhügel beim Auenpark (Nähe Infineon) und auf dem Dach des städtischen Kindergartens Perau werden mehr als 2.000 Photovoltaik-Paneele mit einer Fläche von rund 3.000 m2 installiert. Sie haben eine Leistung von insgesamt 545 kWp und werden pro Jahr rund 545.000 kWh Strom erzeugen. Das entspricht dem Jahresbedarf von rund 160 Haushalten. Bürgerinnen und Bürger der Draustadt haben die Möglichkeit, einzelne Paneele zu erwerben und an die Kelag zu vermieten. Ein Paneel kostet 500 Euro, der jährliche Mietertrag pro Paneel beträgt 3 % (»Sale-and-lease-back-Modell«). Nach Ablauf von zwölf Jahren kauft die Kelag die Paneele zurück. Abhängig von der Gesamtnachfrage kann eine Person maximal 40 Paneele erwerben, bei Überzeichnung werden die Paneele nach dem Losverfahren zugeteilt.
Lebensraum
Das BürgerInnen-Solarkraftwerk Wien-Liesing produziert Solarstrom für rund 400 Wiener Haushalte. Die Photovoltaik-Anlage neben dem Fernheizwerk Süd besteht aus insgesamt 3.976 Paneelen. Auf einer Fläche von zwei Fußballfeldern erzeugt sie nicht nur CO2-freien Strom, sondern ist auch Umgebung für schützenswerte Tierarten. Anhand der Photovoltaik-Anlage in der Rosiwalgasse wurde nun in einer Studie nachgewiesen, wie mitten in der Stadt naturnaher Lebensraum entsteht und bestehen bleibt. Durch Bauweise und Vegetationspflege können sich Pflanzen und Tiere – etwa Heuschrecke, Schnirkelschnecke, Nachtpfauenauge, Eidechse und Feldhamster – besonders gut ausbreiten. Die PV-Anlage in der Rosiwalgasse im Bereich des Heizwerks Süd wurde in zwei Teilstufen realisiert. Im südlichen Teilbereich wurde bereits im Frühjahr 2013 eine PVAnlage errichtet. Diese Anlage wurde im Herbst 2013 auf dem zweiten Teil des Areals erweitert.
Grüne Anleihe
Der Kraftwerksbetreiber W.E.B. Windenergie AG begibt zur Finanzierung laufender Investitionen zwei Anleihen: Die Laufzeit der endfälligen Unternehmensanleihe beträgt fünf Jahre bei einer Verzinsung von 3,5 % p. a. Die Zeichnungsfrist läuft bis maximal 26. September. Das Emissionsvolumen liegt vorerst bei 10 Mio. EUR, eine Aufstockung um bis zu 5 Mio. EUR auf insgesamt bis zu 15 Mio. EUR ist möglich. Die Verzinsung der W.E.B-Hybrid-Anleihe beträgt 6,5 % und liegt damit über dem aktuellen Durchschnittsniveau für gewöhnliche Unternehmensanleihen. Die jährlichen Zinszahlungen und Tilgungen dürfen dabei in Jahren, in denen für das vorangegangene Geschäftsjahr keine Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet wird, ausgesetzt werden. Der Verlauf von Verzinsung und Tilgung folgt damit indirekt dem Unternehmenserfolg und entspricht damit stärker als bei einer konventionellen Anleihe dem Gedanken der Bürgerbeteiligung, der die W.E.B von Beginn an geprägt hat.