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Das nächste Element

Den BesucherInnen des MWC bot sich eine umfangreiche Multimedia-Palette. Den BesucherInnen des MWC bot sich eine umfangreiche Multimedia-Palette.

Der Mobile World Congress, MWC, ist die internationale Leitmesse im Multimedia- und Telekommunikationsbereich. Die neuesten Smartphones stehen ebenso im Mittelpunkt wie Notebooks, Tablets und Hybridgeräte. Ein zentrales Thema: 5G.

Karin Legat aus Barcelona

BesucherInnen sind der neue Rekord des diesjährigen MWC in Barcelona. 200.000 m² standen unter dem Motto »The Next Element«. 2.200 Aussteller luden zu Informationsgesprächen rund um Smartphones, Tablets, IoT, Wearables sowie Augmented und Virtual Reality. »Als eines der führenden IKT-Unternehmen ist es interessant zu sehen, welche Innovationen der Markt, aber auch die Mitbewerber für das kommende Jahr präsentieren«, bewertet Jay Peng, Managing Director von Huawei Österreich, den MWC. Eng wurde es für jene Aussteller, die auf kleine Kojen in den Verbindungsgängen reduziert waren. Allerdings: »Viele Leute bleiben stehen, sie sind interessiert oder neugierig. Ich bin zufrieden mit dem Zulauf, freue mich schon auf das nächste Jahr«, berichtet ein spanischer Aussteller. Eng wurde es auch im 450 Seiten starken Messekatalog. Neu war heuer die NEXTech-Ausstellung, auf der innovative Technologien von künstlicher Intelligenz bis hin zu Cognitive Computing vorgestellt wurden. Insgesamt fanden sich 220 Nationen auf der Gran Via in der katalanischen Metropole ein, auch Aussteller aus Pakistan, Griechenland und Kolumbien.

Green Mobile

Zentral war das Thema 5G, nicht umgangen werden konnte Nachhaltigkeit. Einige Stände bewiesen das. Die mobile Brennstoffzelle JAQ des schwedischen Unternehmens myFC etwa erzeugt Energie aus einer flachen Kartusche, die mit Wasser und Kochsalz gefüllt ist. Fairphone produziert Geräte, deren Module austauschbar sind und einfach repariert werden können. Dell stellte Verpackungen vor, die aus recyceltem Plastikmüll aus den Weltmeeren hergestellt wurden, etwa für das neue Dell XPS 13 2-in-1. In diesem Pilotprojekt sollen 2017 rund 8.000 kg Plastikmüll einer neuen Verwendung zugeführt werden. Für Greenpeace wird Umweltschutz bei Smartphones noch zu wenig beachtet. Einige Aktivisten haben sich daher vor der Pressekonferenz von Samsung mit dem Plakat «Rethink, Reuse, Recycle« von der Veranstaltungshalle abgeseilt. Bislang hat sich Samsung nicht dazu geäußert, was mit den insgesamt 4,3 Millionen eingezogenen Galaxy Note 7 geschehen soll. Manfred Santen, Elektronik-Experte von Greenpeace: »Die Hersteller verursachen mit ihren kurzlebigen Geräten und unnötig schnellen Produktzyklen massive Umweltschäden und katastrophale Arbeitsbedingungen.« Seit Einführung des ersten iPhones vor zehn Jahren wurden laut Marktforschern über sieben Milliarden Smartphones produziert, viele von ihnen sind längst wieder Elektroschrott. Nur zwölf Prozent der Nutzer haben ein Smartphone, das älter als zwei Jahre ist. Selbst in Recyclingbetrieben bereiten Smartphones Probleme. Die Demontage ist aufgrund patentierter Schrauben und eingeklebter Akkus schwierig. Die größte Umweltbelastung entsteht bei der Produktion der bedruckten Leiterplatten und Halbleiter. Santen appelliert daher an Samsung, Apple, Huawei und Co, Produkte künftig so zu bauen, dass Schäden leichter behoben und Module getauscht werden können.

Fünfte Generation

Smartphones dürften die Grenzen des technisch Sinnvollen erreicht haben, war am MWC zu hören. Es gelte, die nächs­te revolutionäre Netzwelle abzuwarten. Diese werde bis zu 20 GBit/s ebenso wie Latenzzeiten von weniger als 1 Millisekunde und hohe Verfügbarkeit ermöglichen. Diese Netzwelle bildet aber noch eine Baustelle. Auch mit Technologie- und Produkttests in China soll der Industrialisierungsprozess vorangetrieben werden, um die Ziele der EU für den kommerziellen Einsatz von 5G im Jahre 2020 zu erreichen. Dieser ist sehr kostenintensiv. Timotheus Höttges, Chef der Deutschen Telekom, spricht von bis zu 500 Milliarden Euro Aufbaukosten allein in Europa.

Große Netzbetreiber arbeiten momentan an ihren eigenen Versionen. Bei Samsung ist 5G-Datenübertragung unter Laborbedingungen bereits gelungen. Ericsson startete vor zwei Jahren mit Versuchen und Messungen unter Outdoor-Bedingungen. 3G- und 4G-Netzwerke werden noch lange Zeit mit 5G koexistieren. Bei Qualcomm werden die ers­ten 5G-Elemente im 4G-Netz gebaut und dann weiterentwickelt. Der Snapdragon 210 wird bald das erste System-on-Chip (SoC) weltweit mit integrierter 4G-LTE-Unterstützung sein, auch kompatibel zum Android-Ableger Android-Things. Neu sind auch die beiden SoCs Qualcomm QCA4020 und QCA4024. In Barcelona konnte 5G bereits erlebt werden. Huawei bot in der Innovation City zum Beispiel das X-Lab, das per Virtual Reality zeigte, wie sich das autonome Fahren der Zukunft anfühlt.

Next Mobile Elements

Zentrales Thema beim MWC: Mobilfunk. Huawei punktete mit den neuen Smartphones P10 und P10 Plus, unter anderem mit einer präzise 3D-Gesichtserkennungstechnologie, die 190 Identifizierungspunkte detailliert auswertet, und einer hohen Wasserbeständigkeit durch eine Nanobeschichtung. Die Geräte sind ab Ende März in Österreich verfügbar.

LG war in Barcelona mit dem G6 vertreten. »Konsumenten lieben große Bildschirme. Sie wollen ihr Telefon allerdings auch bequem mit einer Hand bedienen können«, kommentierte Juno Cho, Präsident von LG, das neuartige Display-Format des G6.

Lenovo nahm mit dem neuen Moto G und dem etwas größeren Moto G5 Plus teil. Unter anderem können beide Geräte durch Schütteln, Drehen oder Handauflegen gesteuert werden.

Kräftige Lebenszeichen gab es von Ericsson und Nokia. Mit drei günstigen Smartphones hat Nokia ein Remake des Kult-Handys 3310 vorgestellt. Einige vergleichen die Wiedergeburt mit dem Revival der Schallplatte.

Mit einem Gehäuse aus der Edelstahllegierung 316 möchte sich der dänische Hersteller Lumigon abheben – die Rückseite des Phones ist in einem Bereich berührungsempfindlich und erleichtert dadurch etwa das Scrollen auf Websites.

Sony präsentierte das Xperia XZ Premium mit Eye Kamera-Technologie, das Xperia XA1 und XA1 Ultra. TCL zeigte sein BlackBerry KeyOne, Codename Mercury, erhältlich ab April, Oppo sein flaches Smartphone mit fünffach optischem Zoom. HTC stellte mit HTC U Ultra und Play eine neue Smartphone-Familie mit dreidimensionalen Elementen vor.

Mehr als mobile Kommunikation

Mobilfunk steht auch für Notebook, Tablet und Hybridgerät. Daher hatte der MWC Themen von App Development bis Mobile Enterprise Solutions und small Cells in seinem Programm. Als neues Windows Tablet wurde das Huawei MateBook mit nur 7 Millimeter Dicke und 640 Gramm Gewicht gezeigt.

Samsung war nach dem Debakel um explodierende Akkus in seinem Note 7 mit keinem neuen Smartphone beim MWC – das Galaxy S8 stellt Samsung Ende März vor –, sondern unter anderem mit dem Galaxy Tab S3. Im Samsung-Messeportfolio waren auch ein mit Staedtler entwickelter digitaler Bleistift und die Projektbrille Monitorless, die stufenlos zwischen Augmented und Virtual Reality wechseln kann.

Panasonic stellte mit dem Toughbook CF-33 ein Notebook mit großem 12-Zoll Display und 3:2-Seitenverhältnis sowie vielfältigen Konfigurationsmöglichkeiten vor.

Zurück zum Mobilfunk: Der Fingerabdruck-Sensor war allgegenwärtig. Das Display selbst könnte aber schon bald selbst diese Rolle übernehmen. »Bis 2018 werden die meisten der weltweit neu auf den Markt kommenden Smartphones biometrische Funktionen haben«, so Sy Choudhury von Qualcomm Technologies. Das Unternehmen integriert die Iris-Scan-Technologie von EyeLock, die 240 Charakteristika von Augen bewertet, in seinen Chip Snapdragon 835. In den Huawei Handys P10 und P10 Plus ist bereits der 2014 vorgestellte Invisible-Fingerprint-Sensor integriert.

Apropos Huawei: Das chinesische Unternehmen beeindruckte mit den beiden intelligenten Uhren Watch 2 und Watch Classic, die neben dem Fitnessprogramm mobiles Bezahlen anbieten sowie einen 4 GB großen Speicher für 200 Songs enthalten.

Eine mit Google entwickelte Smartwatch gab es auch von LG. Passend für Sportler: vibrierende Schuhsohlen als Navigationssystem des indischen Unternehmens Ducere.

Ferguson zeigte die Alarmpfeife Smart Whistle, die mit GPS kombiniert ist und damit eine sinnvolle Ausstattung für Haustiere sei. Mobilfunk ist auch die Basis für Drohnen. Dazu passend: Matrice 600, eine Drohne von DJI, entwickelt für die professionelle Luftbildfotografie und industrielle Anwendung.

Bosch warb mit der Driver Monitor Camera, die nach Gesichtserkennung individuelle Einstellungen tätigt, mit Gestenbedienung und haptischer Rückmeldung, integrierten OLED-Displays, einem Mirror Cam System, das Außenspiegel ersetzt, und mit dem Zugangssystem Perfectly Keyless, das via Smartphone funktioniert.

Fashion stellte sich in Kastilien mit der AiQ Smart Clothing vor, einer Kombination von Elektronik und Textilien. Die Verknüpfung von IoT mit modernen Mobilfunktechniken egal ob LTE CAT-M, NB-IoT oder 5G eröffnet umfangreiche neue Möglichkeiten der Digitalisierung – das wurde beim MWC wieder deutlich.

Mobile Kommunikation in Rot-Weiß-Rot

Ein Teil der Halle 8.1. war in Rot-Weiß-Rot gehalten – leider nicht auf den ersten Blick zu erkennen wie etwa der benachbarte Schweizer Stand, den eine große Schweizer Flagge zierte. Veranstalter Advantage Austria freute sich aber dennoch über regen Zulauf. »Dass über Laufkundschaft eine konkrete Zusammenarbeit entsteht, ist eher Zufall«, betonte Projektmanagerin Cristina Soria Calpe. Die meisten Termine wurden im Vorfeld vereinbart. Der Gemeinschaftsstand bot heuer Platz für zehn Unternehmen. 24 Firmen waren als Messebesucher mit dabei und haben am Stand Meetings abgewickelt. »Heuer zählt der MWC 2.200 Aussteller. Es ist eng, aber man kann immer einen neuen Platz finden.« Calpe bezieht sich damit auf die Grünflächen zwischen den Messehallen, die neu als Networking Gardens genutzt werden, und damit auf eine mögliche Erweiterung des Österreich-Standes.

Der Softwareprovider NTS Retail ist einer der zehn Aussteller. »Wir sind bereits das fünfte Mal dabei, schätzen vor allem die gesteigerte Visualität. Es gibt mehr Networking-Möglichkeiten und die Infrastruktur ist besser als bei einem eigenen kleinen Stand.« Es zahlt sich aus, so der einhellige Tenor.



Foto: Zehn fixe Aussteller und 24 mobile Aussteller präsentierten sich am rot-weiß-roten MWC-Stand.

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