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Digitale Überwachung im Netz gefährdet persönliche Freiheit

Fotoa: Sarah Spiekermann, WU Wien: »Sehen Diskriminierungspraktiken, die bis zum Ausschluss ganzer Bevölkerungsgruppen reichen.« Fotoa: Sarah Spiekermann, WU Wien: »Sehen Diskriminierungspraktiken, die bis zum Ausschluss ganzer Bevölkerungsgruppen reichen.«

Der massive Datenaustausch im Netz ermöglicht nicht nur die Personalisierung von Werbeschaltungen, sondern gefährdet auch demokratische Grundwerte wie Freiheit, Autonomie und Menschenwürde.

WU-Professorin Sarah Spiekermann, Leiterin des Instituts Betriebswirtschaft und Wirtschaftsinformatik, weist gemeinsam mit Netzaktivist Wolfie Christl in einer aktuellen Studie auf das »enorme Ausmaß kommerzieller digitaler Überwachung«. Gesammelte Daten werden von Unternehmen dazu eingesetzt, Menschen zu kategorisieren, einzuschätzen und zu bewerten – entlang ihrer Interessen, Abneigungen, Wünsche und Schwächen bis hin zu ihrem Gesundheitszustand und ihrer Kreditwürdigkeit. Daraus ergeben sich Diskriminierungspraktiken, die bis zum Ausschluss ganzer Bevölkerungsgruppen reichen. Regelmäßig werden automatisierte Entscheidungen getroffen, ob und zu welchen Konditionen beispielsweise Kredite oder auch Jobs vergeben werden. Diese automatisierten Entscheidungen wirken somit nicht nur auf die Privatsphäre der Menschen, sondern gefährden laut Spiekermann demokratische Grundwerte wie Freiheit, Autonomie und Menschenwürde. Die Nutzung umfassender Datenprofile unter Einbeziehung alltäglicher digitaler Spuren für lebensentscheidende Fragen in Bereichen wie Versicherung, Finanzen und Arbeitsleben ist international bereits Realität.

»Große Hoffnung für mehr Datensicherheit und somit auch Sicherung unserer Grundwerte setzen wir in die neue EU-Datenschutzverordnung und andere gesetzliche Initiativen auf EU-Ebene, die nun nach jahrelangen Verhandlungen 2018 endlich in Kraft treten«, so Sarah Spiekermann, »dennoch wird es auch weiterhin allerhöchste gesellschaftliche Aufmerksamkeit und weitere Maßnahmen erfordern.« An erster Stelle steht dabei laut Spiekermann die Schaffung von mehr Transparenz über die Praktiken der Datensammelunternehmen durch Regulierung und Forschung. Neben verstärkter gesellschaftlicher Bewusstseinsarbeit und Wissensvermittlung über die gesellschaftlichen Auswirkungen von Informationstechnologie, insbesondere bei der Ausbildung von TechnikerInnen und ProgrammierInnen, fordern die StudienautorInnen wirksame Standards zum Schutz der Privatsphäre, die nicht ausschließlich von Industrie-LobbyistInnen bestimmt werden.

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