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Plädoyer für Fehlersuche

Der britische Softwareexperte Les Hatton, Universität Kingston in London, schätzt den Schaden durch Softwarefehler in Europa auf rund 100 bis 150 Milliarden Euro pro Jahr. Heruntergebrochen auf österreich bedeute das rund drei bis vier \"vergeudete\" Milliarden Euro. Knackpunkt sei die Ausbildung der Entwickler.

\"Softwarefehler sind kein technisches Problem, sondern ein Problem der Ausbildung“, betont Hatton. Die Lösung liege nicht in besseren Tools oder straffer geregelten Prozessen, sondern im höheren Know-how der Entwickler. \"Weltweit mangelt es schlichtweg an technischer Professionalität. Wir brauchen besser ausgebildete Techniker.“ Für Großbritannien existiert eine Studie der Royal Academy of Engineering, die den Schaden durch Softwarefehler einschließlich versteckte Kosten und Folgekosten mit 20 bis 25 Milliarden Euro pro Jahr beziffert. Hochgerechnet auf Europa ergibt das die Summe von 100 bis 150 Milliarden Euro.

Hatton beschäftigt sich speziell mit Softwaresicherheit und Softwaretests. In elektronischen Geräten arbeiten meist Codes, die mit der Programmiersprache C entwickelt wurden. Gerade C erweist sich jedoch als fehleranfällig. Auf Einladung des Engineering-Unternehmens IVM hielt Hatton in Wien ein technisches Seminar zum Thema \"Safer C“. Sein Kernsatz: \"Für mehr Softwaresicherheit benötigen wir keine neuen Technologien, wir müssen nur einfach die Arbeit ordentlich machen.“ Linux wäre ein positives Beispiel, wie man durch saubere Entwicklungsarbeit mit C ein ganz ausgezeichnetes Produkt erzeugen könne.

Hattons wichtigster Rat an die Unternehmen lautet: \"Findet Fehler früh!“ Die Kosten eines Softwaredefekts steigen Hatton zufolge extrem - je später er entdeckt wird. In der Planungsphase kann ein Fehler noch leicht und billig behoben werden, im fertigen Produkt betragen die Kosten mindestens das Dreißigfache, da Reparaturen und Rückholaktionen anfallen. Bei sehr komplexen Erzeugnissen wie etwa einem Düsenjäger kann sich der Schaden gegenüber der Planungsphase sogar um den Faktor 100.000 vervielfachen. Deshalb wäre es gut angelegtes Geld, würden die Hersteller die Hälfte ihrer Software-Entwicklungsausgaben in Tests investieren. Zeitdruck und kurzfristiges Quartalsdenken verführen jedoch oft dazu, schnell und schlampig zu arbeiten und zu wenig zu testen - was langfristig dann sehr teuer kommt.

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