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Kupfer, nicht Glas

10 Gigabit/s waren bislang Stand der Technik. Ein Unternehmen in Niederösterreich hat mit einer neuen Kupferverkabelung nun für künftige Entwicklungen vorgesorgt.

All den Diskussionen und Bestrebungen rund um Glasfaser zum Trotz ist die gute, alte Kupferleitung weiter nicht aus der Netzverkabelung wegzudenken. Auf die Frage hin, wann die physikalische Grenze von Übertragungskapazitäten in der Kupferleitung erreicht werden wird, entkommt Gerd Kaufmann ein joviales Lächeln. Der Geschäftsführer des Netzwerkkomponenten-Distributors KSI ist ein alter Hase im Geschäft und kennt den Markt nur zu gut – inklusive mancher Versprechungen der Hersteller, die ohne Folgen bleiben. »Obwohl schon vor Jahren Wissenschafter eine Ende der Kupferleitung prognostizierten haben, sind nach wie vor Produkte dazu da. Es wird Kupfer auch noch in Zukunft geben.«

Warum die große Liebe zu dem Edelmetall? Im Gegensatz zu Glasfasern sind Kupferkabel ohne Problem biegbar, eine Verkabelung ist vergleichsweise flexibel. Weiters sind die Kabel und Netzkomponenten kostengünstiger als Lichtwellenleiter. Kaufmann spricht von rund 40 Prozent Preisunterschied bei aktiven Komponenten. Und last but not least: Immerwährende Neuerungen in der Übertragungstechnik holen Jahr für Jahr mehr aus der Kupferleitung heraus. Heute ist die sogenannte Kategorie 6A mit einer Übertragungsrate von 10 Gigabit pro Sekunde die am häufigsten installierte Kupfervariante. Und der Weg ist noch lange nicht zu Ende, wie Kaufmann jüngst beweisen konnte.

Ende 2008 wurde in Österreich ein Computernetzwerk erstmals mit Komponenten des Herstellers Nexans verwirk­licht, das eine Bandbreite von 40 Gigabit/s aufweist. Das Besondere daran: Es wurde Kupfertechnologie eingesetzt, die dem neuen Komponentenstandard Kategorie 7A entspricht. KSI installierte das Highspeednetz gemeinsam mit dem Partner RCT bei einem besonderen Kunden: Die Eventfirma MediaSolution gestaltet die Technik bei Großveranstaltungen. Dies beginnt bei der Bühnentechnik bei André Hellers Ethno-Show »Afrika!Afrika!« und endet bei Großveranstaltungen, wie sie bei einem Papstbesuch nötig sind. MediaSolution wurde vergrößert und übersiedelte von Wien in das angrenzende Niederösterreich. Oliver Kunze, Technischer Leiter der MediaSolution, suchte für den sensiblen Bereich der Computerverkabelung ein System, das auch für die Zukunft die größten Reserven aufweist.

Investition für viele Jahre
Installiert wurde ein neues Nexans-System auf 1000-MHz-Basis mit GG45-Steckern, die als Nachfolger des RJ45-Steckers dem neuen Komponentenstandard Kat. 7A entsprechen. »Das System eignet sich hervorragend für den nächsten Technologieschritt von 40 Gigabit/s«, erklärt der KSI-Geschäftsführer. Die 7A-Komponenten wurden sogar mit einem 1500-MHz-TP-Kabel eingesetzt. Das heißt: keinerlei Engpässe für die nächsten zwanzig Jahre – auch bei exzessiven CAD-Anwendungen und riesigen Bildversanddaten.

Ein wichtiges Argument, das für das Nexans-System gesprochen hat, so Kaufmann, war die Rückwärtskompatibilität zu den herkömmlichen RJ45-Stecksystemen. Bis zu einer Bandbreite von 10 Gigabit/s kann Kunze nun seine neue Computerverkabelung mit normalen Patchkabeln betreiben. Wenn er später ein bestimmtes Hochgeschwindigkeitssegment einrichten will, braucht er nur einige der Anschlusskabel austauschen. Durchgeführt wurden die Arbeiten von Nexans-zertifiziertem Montagepersonal. Diese Zertifizierung wird in Wien, bei KSI selbst durchgeführt. »Die Verkabelung an Firmengeländen und Büroflächen ist mittlerweile ein Standortfaktor geworden«, weiß Gerd Kaufmann. Firmen sollten sich nun überlegen, ob sie bei Installationen mehrere herkömmliche Leitungen parallel legen oder gleich auf die Kategorie 7A setzen – zumal der neue Standard auch Rechnerleistung schont, da weniger Grundrauschen herausgerechnet werden müsse.

Last modified onMittwoch, 25 März 2009 16:55
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