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»Jedes Hotel braucht ein Alleinstellungsmerkmal«

\"AlexanderDer frischgebackene Falkensteiner-COO Alexander Rössler über heterogene Märkte, eine stabile Preispolitik in Krisenzeiten und die Herausforderungen in einem kompetitiven Wellness-Markt.

(+) plus: Die Tourismusbranche wurde von der Krise ordentlich gebeutelt. Was ist aus heutiger Sicht passiert?
Alexander Rössler: Der Inlandstourismus in Österreich hat sich auch im Krisenjahr 2009 gut gehalten. Lediglich im Bereich der 3-Sterne-Hotellerie hat es eine Marktbereinigung gegeben. Die war aber ohnehin überfällig. Das größte Problem für viele Betriebe war eine schlechte oder wenig ausgeprägte Positionierung.  Aber natürlich ist die Krise an niemandem spurlos vorüber gegangen. Auch gut etablierte und positionierte Häuser hatten mit Problemen zu kämpfen. Vor allem im ersten Halbjahr war ein deutlicher Rückgang im Geschäfts- und Reisetourismus erkennbar, vor allem die Stadthotels standen unter enormem Druck. Jetzt scheint die Talsohle aber durchschritten zu sein. In der Stadthotellerie verzeichnen wir ein kräftiges Plus, ebenso bei den Familienhotels.

(+) plus: Besonders stark umkämpft ist das Wellness-Segment. Wie kann man sich von der Masse an Wellness-Angeboten abheben?
Rössler:
Das ist richtig, Wellness ist von einem sehr kompetitiven Umfeld geprägt. Und die Gäste haben ganz klare Vorstellungen davon, was sie wollen. Wir wollen den Gästen nicht nur das geben, was sie erwarten, sondern darüber hinaus für positive Überraschungen sorgen. Das gelingt oft mit vermeintlichen Kleinigkeiten, etwa in der Küche, der Architektur oder dem Interieur-Design.
Ganz wichtig sind auch eindeutige Differenzierungsmerkmale. Unser Ziel bei Falkensteiner ist es, jedes Haus mit einem Alleinstellungsmerkmal auszustatten. Internes Vorbild ist der Bleibergerhof mit seinem Heilklimastollen und dem Gesundheitsprogramm Metabolic Balance zur nachhaltigen Gewichtsregulierung. Das kommt bei den Gästen sehr gut an und erhöht die Wiederbuchungsrate.

(+) plus: Das letzte Jahr war auch von einem teilweise brutalen Preiskampf geprägt. Wie kann man sich dieser Abwärtsspirale entziehen, ohne an Marktanteil zu verlieren?
Rössler:
Dafür braucht man Rückgrat und einen langen Atem. Natürlich war es im letzten Jahr für viele naheliegend, im großen Stil die Preise zu senken. Falkensteiner hat das nicht gemacht, weil es sich langfristig nicht auszahlt. Vernünftiger ist es, die Preise stabil zu halten und dafür noch mehr Leistung zu bieten. Denn was vom Urlaub langfristig in Erinnerung bleibt, ist nicht der Preis. Ein möglicher Preisvorteil wurde ja schon bei der Buchung konsumiert, in Erinnerung bleibt aber die Qualität, der Wohlfühlfaktor. Und das macht die Leute auch zu Wiederholungstätern. Wenn unsere Gäste, nachdem sie unser Haus verlassen haben, im Auto noch eine halbe Stunde positiv und mit Begeisterung über ihren Aufenthalt in einem Falkensteiner-Hotel sprechen, dann haben wir einen guten Job gemacht.

(+) plus: Falkensteiner betreibt derzeit 24 Häuser in elf zentral- und osteuropäischen Ländern. Wo sehen Sie aktuell die größten Wachstumspotenziale?
Rössler:
Das lässt sich nicht pauschal beantworten, weil die Märkte sehr heterogen sind. In Tschechien und der Slowakei etwa entwickelt sich die Stadthotellerie ganz hervorragend. Und Kroatien ist vor allem im Highend-Segment immer noch ein Markt mit riesigen Chancen. Große Erwartungen setzen wir in unseren eigentlichen Heimmarkt Italien. Dort wollen wir kräftig wachsen. Deshalb starten wir ein neues Bauprojekt in Jesolo und drei neue Managementverträge in Lagorai, Cesenatico und Palermo.

(+) plus: Als Tourismuskomplettanbieter hat Falkensteiner mehrere Standbeine. Wie wird in Zukunft die Gewichtung zwischen Eigenentwicklungen und Managementverträgen aussehen?
Rössler:
Der Schwerpunkt wird eindeutig auf Managementverträgen liegen. Die Eigen­entwicklungen werden wir moderat vorantreiben. In der Fußballersprache würde ich von einer kontrollierten Offensive sprechen, mit ein bis zwei Developments pro Jahr.

(+) plus: Sie sind seit knapp zwei Monaten als Chief Operating Officer bei Falkensteiner. Wo liegen Ihre persönlichen Schwerpunkte?
Rössler:
Ein großes persönliches Ziel ist es, den Wiederbuchungsanteil deutlich zu erhöhen. Das impliziert, die Kundenzufriedenheit weiter zu steigern. Das geht nur über gute und zufriedene Mitarbeiter und ein straffes Qualitätsmanagement. Unser Motto »Welcome Home« muss von den Mitarbeitern gelebt und von den Gästen gefühlt werden.

(+) plus: Was sind ihre vorrangigsten Ziele für die nächsten fünf Jahre?
Rössler:
Ich möchte die Mitarbeiterzufriedenheit weiter erhöhen, der interne Qualitäts-Check soll von sämtlichen Häusern mit »Sehr gut« bestanden werden und der Stammkundenanteil auf zumindest 40 Prozent erhöht werden. Außerdem sollten pro Jahr drei neue Managementbetriebe und eine Eigenentwicklung dazu kommen. Und wenn wir in fünf Jahren den heutigen Umsatz verdoppelt haben, wäre ich darüber auch nicht unglücklich.
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