Menu
A+ A A-

Katalysator fürs Business

Die Rezession der letzten Jahre langte in den USA besonders tief ins Netzwerkgeschäft hinein. Entsprechend groß waren die Effekte von Breitbandinvestitionen auf das Wirtschaftswachstum«, ist für Accenture-Partner Gerhard Sundt der amerikanische Markt bei Breitband-Investeffekten ein offenes Buch. Während in österreich der volkswirtschaftliche Nutzen einer Breitbandinfrastruktur von Zigarrenklubs bis zum Wirtshaustisch noch wild diskutiert wird, liegt für die Analysten der Return-on-Investment von xDSL, Kabelbreitband, Fiber-to-the-home und HSDPA klar auf der Hand. Wenn auch der Benefit für den einzelnen Unternehmer oder Konsumenten global nicht leicht herausrechenbar ist, wie das US-Beispiel zeigt: »Klarerweise haben dort vor allem die Technologielieferanten ein hervorragendes Geschäft gemacht«, gibt Sundt unumwunden zu.

Der Massenmarkt der Konsumenten kann den Breitbandeffekt bis dato bestenfalls erahnen. Gerade aber Herr und Frau Meier sind für die Zukunft von Breitband essenziell: Breitbandtechnologie bekommt erst dann in der Wirtschaft Gewicht, wenn die schnellen Leitungen die Massen erreichen. In Expertenkreisen wird eine Marke von zehn Prozent Marktdurchdringung als Wendepunkt in der Evolution einer Technologie gesehen. Ab dieser Grenze wird angenommen, dass das Kundenwachstum nicht mehr geradlinig, sondern wesentlich exponentiell steigt. Der Vertrieb der Portfolios rund um die neuen Technologien wird dann zum Selbstläufer: Geringere Produktkosten für die Endkunden, Mundpropaganda und Netzwerkeffekte im Wirtschaftsökosystem verhelfen zum Höhenflug in Rollout.

Katalysatoreffekte. Für Sundt stellt sich die Frage nach dem Nutzen von Breitband schon lange nicht mehr. Für ihn ist eine starke IKT-Infrastruktur Basis für jeden gesunden Wirtschaftsstandort. Breitband helfe dabei den Unternehmen nicht nur im Produktabsatz und der Kommunikation mit den Endkunden, sondern ermöglicht auch das Bestehen dezentraler industrieller Strukturen. Während dies in österreich aufgrund der Konzentration der Konzerne auf wenige Inseln wenig bedeutungsvoll scheint, ist in Ländern wie Deutschland Breitband für die Industrie überlebenswichtig. Dort herrschende dezentrale Strukturen vor, die Industrie braucht den Datenhighway ebenso dringend, wie Schiene, Straße und Strom benötigt werden. Dabei hat Breitband eine bedeutende Charaktereigenschaft mit jenen innovativen Schlüsseltechnologien gemein, die nachhaltig das BIP der Staaten dieser Welt positiv beeinflusst haben. Elektrizität, Telefonie, Eisenbahn oder Flugverkehr haben radikal Gesellschaft und Wirtschaft verändert. Der wesentliche Charakterzug war der gleiche: das Verbinden von Menschen - Interconnection. Dadurch konnten Einzelne, ganze Communitys, Unternehmen und Industrien effizienter interagieren und miteinander kommunizieren. Die umzusetzenden Maßnahmen und Investitionen für den Rollout jeder einzelnen Technologie waren freilich enorm. Enorme Größe hatte aber auch das Ergebnis, hatte der Benefit für die Volkswirtschaft.

Zahlreiche Studien weisen einen kausalen Zusammenhang zwischen der Verbreitung und Qualität von IKT und der Produktivität respektive dem Wirtschaftswachstum nach. Dank der treibenden Kraft der Breitbanddienste kann der europäische IKT-Markt heute mit guten Wachstumsraten aufwarten. Einer Studie des Marktforschungsinstituts EITO zufolge ist 2006 die IKT EU-weit um 3,1 Prozent auf 644 Mrd. Euro gewachsen. Das stärkste Wachstum gibt es in den neuen EU-Ländern, vor allem im IT-Bereich. Die IKT-Entwicklung ist zu einem Selbstläufer geworden: Die Experten gehen für 2007 von einem Zuwachs von 2,9 Prozent auf insgesamt 663 Mrd. Euro IKT-Markt aus. Für die positive Entwicklung zeichnet vor allem die starke Nachfrage nach Internet- und Datendiensten verantwortlich. Diese werden auch in den nächsten Jahren den Umsatzrückgang bei Sprachdiensten der Betreiber mehr als wettmachen: Voice ist zwar noch immer Cashcow im Festnetz, aber längst kein Wachstumstreiber mehr. An Stelle des klassischen Geschäfts mit Sprachminuten treten nun Breitbanddienste, IPTV und Online-Content. Der Ausbau der Datenautobahn im Festnetz ist auch 2007 Investitionstreiber Nummer eins in der Szene. Der Umsatz der europäischen Branche wächst in diesem Bereich um 7,8 Prozent. Zum Vergleich: Die Mobilfunksparte wächst im gleichen Zeitraum gerade mal um 2,8 Prozent.

Tendenzen zur Wirtschaftlichkeit. Die OECD kam in einer weiteren Studie zum Schluss, dass der IKT-Beitrag zum gesamten Wirtschaftswachstum der gemessenen Volkswirtschaften von durchschnittlich zwei Prozent derzeit zwischen 0,3 und 0,8 Prozentpunkten liegt und somit wichtiger Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes ist. In den USA, Kanada, den Niederlanden und Australien nimmt der IKT-Beitrag ein Viertel des gesamten Wirtschaftswachstums ein. In österreich erwirtschaftet die IKT jährlich rund 12,5 Mrd. Euro und entspricht damit bereits der Größenordnung der Tourismussparte. Mit dem IKT-Markt liefern 126.000 Beschäftigte einen substanziellen Anteil von rund sechs Prozent des BIP. Durch ein teils noch vorherrschendes fehlendes IKT-Bewusstsein ist das Beschäftigungspotenzial bei IKT-Anwenderjobs aber noch immer nicht ausgeschöpft. Die OECD rechnet mit insgesamt 300.000 Arbeitsplätzen, die unmittelbar im IKT-Bereich hierzulande möglich wären.

Länder wie die USA oder der skandinavische Raum zeigen, dass eine konsequente wirtschaftliche Ausrichtung auf neue Informations- und Kommunikationstechnologien das Wachstum sichert. Breitband wird dabei als »Missing Link« für die Entwicklung des gesamten IKT-Bereichs gesehen. Kurzfristig wirken sich Breitbandinvestitionen auf das Wirtschaftswachstum auf direktem Wege aus. Langfristig aber sind die schnellen Datenleitungen Multiplikator und Katalysator für zahlreiche Folgeerscheinungen, die einem Schneeballeffekt gleich ausgelöst werden und viele neue Wege in der Wirtschaft erschließen. Breitband generiert zusätzliche Arbeitsplätze im Industrie- und Dienstleistungssektor, beschleunigt technologische Innovationen und bildet eine Stütze der Wissensgesellschaft.

Keine schlechten Aussichten für einen Wirtschaftszweig.

back to top