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Alchemisten am Bau

Alfred Bankhamer

Ziegel auf Ziegel, Stein auf Stein: Das ist heute zu wenig. Ohne Chemie geht am Bau fast gar nichts mehr. Auf bauchemischen Tagungen wird über Dinge wie den Einfluss des multiplen Einbaus von Fremdionen auf Gitterparameter und Hydratationseigenschaften von Trikalziumsilikat, die Eigenschaften von Stärkeethern oder einfach über den Einfluss der Molekülstruktur von Polykarboxylaten auf Basis von a-Allyl-w-Methoxypolyethylenglykol-Maleinsäureanhydrid-Copolymer bezüglich Zeta-Potenzial und Adsorption an Zement diskutiert. Das ist wohl eher etwas für Spezialisten. Für jedermann sichtbar ist, dass auch heute Urbaustoffe wie Mörtel und Beton noch laufend veredelt und verbessert werden. Sie sollen zu jeder Jahreszeit rasch trocknen, flexibler, dichter, leichter, bunter oder sonstwas werden. So lassen sich mit Glasfaserbeton bislang undenkbar filigrane Betongestalten bauen. Und Titandioxid, das derzeit beliebteste Nanopartikel, macht neue Straßenbeläge günstiger und sicherer. »Moderne Betonfahrbahnen sind damit haltbarer und auf die Lebensdauer gerechnet kostengünstiger«, so Felix Friembichler, Geschäftsführer der Vereinigung der österreichischen Zementindustrie.
»Die Bedeutung der Chemie steigt ständig«, betont Josef Tritthart, Professor am Institut für Materialprüfung und Baustofftechnologie der TU Graz, »dazu reicht ein Blick in die Produktkataloge.« Selbst bei einem der ältesten und erfolgreichsten künstlichen Baustoffe der Welt, dem Beton, wird noch herumgebastelt, um der grauen Masse noch bessere Eigenschaften zu entlocken. Ein Ende der Forschungsaktivitäten ist noch lange nicht in Sicht. Erstarrungsbeschleuniger, Erstarrungsverzögerer, Fließmittel, Injektionsmittel, Anstriche oder diverse weitere Hilfsmittel werden laufend weiterentwickelt. Da die Betonhersteller nicht verraten, was wirklich alles in ihren Produkten steckt, weiß heute eigentlich keiner mehr, was wirklich alles im Beton enthalten ist. Denn keiner will den Wettbewerbsvorteil seiner intensiven Forschung aufs Spiel setzen.

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