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"Dieses Spiel hat das Abendland verloren"

Damianos Soumelidis setzt mit Hexa-Nagarro auf ein hybrides Sourcingmodell: Kundenbetreuung, Architekturdesign und Orchestrierung vor Ort beim Kunden – Entwicklung und Qualitätssicherung passieren offshore. Damianos Soumelidis setzt mit Hexa-Nagarro auf ein hybrides Sourcingmodell: Kundenbetreuung, Architekturdesign und Orchestrierung vor Ort beim Kunden – Entwicklung und Qualitätssicherung passieren offshore. Foto: Hexa-Nagarro

Seit März 2014 ist der heimische IT-Dienstleister Hexa Teil der deutschen Allgeier Gruppe. Allgeier agiert als Holding, die Firmensparte „Nagarro“ deckt innerhalb der Gruppe IT-Beratung, -Entwicklung und -Lösungen ab. Die Hexa-Gründer Damianos Soumelidis, Paul Haberfellner und Thomas Riedl sind an Bord geblieben und agieren nun als Geschäftsführer von Hexa-Nagarro in Österreich. Das Unternehmen setzt auf Offshoring in der Softwareentwicklung.

Warum Codingleistungen aus Asien trotz der kulturellen und sprachlichen Unterschiede gut funktionieren, erklärt Soumelidis: 10 bis 20 % der Projektmannschaft agiere nach wie vor beim Kunden vor Ort. „Unsere Teams in Indien sind die verlängerte Werkbank für lokal agierende Experten.“ Und es wäre nicht die IT-Branche, wäre für diesen Zugang, der Kundennähe und zugleich Leistungen aus entfernten Regionen bedeutet, nicht bereits eine Bezeichnung gefunden: „glokal“.

Mit dem glokalen, hybriden Ansatz beschäftigt Hexa-Nagarro in zehn Ländern rund 2.200 Mitarbeiter. Allein in Gurgaon in Indien sind 1.500 Menschen auf der Payroll. Die Ausbildungsqualität ist teilweise sehr hoch, die Mitarbeiter können im Unternehmen auch Deutschkurse besuchen. „Wir achten darauf, dass in den Projekten die Verbundenheit mit unseren Kunden hoch ist“, beschreibt Soumelidis. „Unternehmen können sich die Teams selbst aussuchen.“ Nagarro hat in den vergangenen Jahren gute Erfahrungen mit diesem Modell gemacht. Auch Softwaredokumentation passiert auf Wunsch auf Deutsch.

In einem Projekt für eine österreichische Bank konnten mit den Personalressourcen aus Indien knapp 35 % Entwicklungskosten eingespart werden. „Und das trotz der Distanzen und kulturellen Unterschiede, die nach wie vor natürlich da sind“, so der Experte, der auch Mitglied der Geschäftsführung von Nagarro Deutschland ist. Eine jährliche Fluktuation zwischen 8 und 12 % würde das hervorragende Arbeitsklima in der indische Entwicklungszentrale verdeutlichen -  branchentypisch sind Abgänge von bis zu 40 % pro Jahr.

Dass Offshoring-Konzepte auch bei der Entwicklung von unternehmenswichtigen Anwendungen taugen, beweist der Nagarro-Kunde Lufthansa, für den man zunächst nichtkritische Applikationen erstellte. In Folge wurden Planung und Entwicklung von Systemen für Flugpläne und Revenue Tracking in Auftrag gegeben – beides Themen aus dem Kerngeschäft der Airline. Auch hier war Wirtschaftlichkeit ein wesentliches Argument für die Zusammenarbeit. „200 bis 250 Euro Tagsatz für einen Highend-Experten in der IT – dieses Spiel hat das Abendland verloren“, betont Soumelidis. Anbieter, die ausschließlich in Europa agieren, könnten zwar Innovation und Qualität liefern – aber oft nicht wirtschaftlich konkurrenzfähig Software entwickeln.

Durch unterschiedliche gesellschaftliche und technische Umwälzungen – „Internet of things“ oder „Industrie 4.0“, wie es hierzulande genannt wird, Smart Grids und Cloud-Computing – steigt Hexa-Nagarro zufolge der Bedarf an Softwareprogrammierung weiter. „Die klassischen Lizenzmodelle sind überholt und die vielen verschiedenen Veränderungen in der Wirtschaft verschlingen IT-Ressourcen und bedeuten einen hohen Aufwand“, vergleicht der Manager den gegenwärtigen Drang vieler, ihre Prozesse in die Wolke auszulagern, mit der Energiewende in Europa. Auch dort basiere vieles noch auf der „alten“ Ressource Erdöl. Die muss großteils aus anderen Regionen importiert werden. Zunehmend entwickeln sich parallel aber neue Sparten im Bereich der Erneuerbaren Energien. Und diesen gehört die Zukunft. Hochgestecktes Ziel bei Nagarro ist nun eine Verfünffachung des Umsatzwachstums von derzeit rund 100 Mio. Euro innerhalb von fünf Jahren.

Last modified onMontag, 01 Dezember 2014 15:34
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