"Sie kosten den Staat nicht viel, hätten aber große Wirkung"
- Written by Redaktion
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Thomas Makrandreou, ABB, sieht noch Potential für weitere Anreize, die das Wachstum von Elektromobilität im Individualverkehr beschleunigen würden.
Report: Wie stehen die Chancen, dass Elektromobilität einen signifikanten Teil des Fahrzeugmixes auf den Straßen in Österreich ausmachen wird?
Thomas Makrandreou: Die Chancen stehen angesichts steigender Reichweiten der E-Autos kombiniert mit deutlich fallenden Preisen für Batterien bei gleichzeitig zunehmend höherer Energiedichte der Batterien sehr gut. Das Niveau ist zwar noch überschaubar, aber wir erleben bei Elektroautos bereits nennenswerte Zuwachsraten. In die Batterietechnik werden global Milliarden investiert – hier wird sich in nächster Zeit noch einiges bewegen, wovon nicht nur die Elektromobilität profitieren wird, sondern auch Energiespeicherlösungen generell. Die Geschwindigkeit der Marktdurchdringung hängt allerdings von den zugrundeliegenden Rahmenbedingungen, wie der Verfügbarkeit einer attraktiven und bedürfnisorientierten Ladeinfrastruktur im öffentlich zugänglichem Raum, sowie von attraktiven Förderungen und Anreizen ab. Die Steuerreform soll ab 2016 einen Vorsteuerabzug für sämtliche E-Autos, die als Firmenfahrzeuge gelten, ermöglichen, ebenso wie eine Sachbezugsbefreiung – bis zu einem Anschaffungswert von 40.000 Euro, und einem anteilsmäßigen Abzug bis zur Deckelung in der Höhe von 80.000 Euro. Das wird wichtige Impulse setzen. Ich bin optimistisch, dass Elektroautos in Österreich und der Welt schon bald eine entscheidende Rolle im Individualverkehr einnehmen werden.
Report: Wie zufrieden sind Sie mit dem Aufbau von Ladeinfrastrukturen hierzulande? Was bietet ABB dazu?
Makrandreou: Noch ist viel Bedarf und Potenzial für den Aufbau von Ladeinfrastruktur gegeben, insbesondere für bedarfsorientierte Schnellladeinfrastruktur im öffentlichen Raum, mit der – je nach Anwendungsfall und zur Verfügung stehender Anschlussleistung –Ladezeiten von zirka 20 Minuten bis hin zu einer Stunde ermöglicht werden. Einige Infrastrukturanbieter treiben den überregionalen Ausbau des Schnellladenetzes voran und setzen Initiativen für eine anbieterunabhängige Nutzung durch die Kunden. Als Marktführer im Bereich von intelligenten und vernetzten Multistandard-Schnellladestationen, mit denen quasi jedes moderne Elektroauto jeweils schnellstmöglich geladen werden kann, stehen wir als international erfahrener, kompetenter und verlässlicher Partner mit einem flächendeckenden lokalen Verkaufs- und Serviceteam zur Verfügung, um den Ausbau von Schnellladeinfrastruktur in Österreich voranzutreiben.
Report: Elektromobilität hat in den Köpfen vieler im Vergleich zu brennstoffgetriebenen Fahrzeugen ein Reichweitenproblem. Müssen wir unser Fahrverhalten ändern, um E-Cars sinnvoll zu nutzen?
Makrandreou: Wir werden innerhalb der nächsten ein bis zwei Jahre bei zukünftigen E-Auto-Generationen – auch neben Tesla, die bereits eindrucksvoll unter Beweis stellen was technisch heute schon möglich ist – für eine breitere Bevölkerungsschicht Reichweiten von 300 bis 500 km sehen. Der notwendige weitere Ausbau von Schnellladeinfrastruktur an Hauptverkehrsrouten und in Ballungszentren trägt ebenfalls wesentlich dazu bei, die Reichweite von Elektroautos innerhalb der sehr vertretbaren Zeit einer Kaffeepause quasi zu verdoppeln. Damit sollte die Reichweitenthematik endgültig vom Tisch sein, da bei längeren Fahrten selbst bei Verwendung eines Verbrennungsmotors eine kleine Pause alle paar Stunden die Regel darstellt.
Report: Welche lenkende Maßnahmen durch die Politik erachten Sie für ein weiteres Marktwachstum für sinnvoll?
Makrandreou: Wünschenswert wäre es, wenn die guten Aspekte der Steuerreform auch durch Anreize wie die Öffnung der Busspuren für Elektroautos oder eine Parkpickerlbefreiung ergänzt würden. Diese kosten den Staat nicht viel, hätten aber – wie sich am Beispiel von Ländern wie Norwegen gezeigt hat – große Wirkung. Elektromobilität sollte als sauberste und geräuschärmste Form des Individualverkehres auch stärker in unserer Bundeshauptstadt verankert werden, damit Wien auch in diesem Bereich seinem Ruf als Vorzeigestadt gerecht werden kann. Mit dem E-Taxi-Projekt wurde dazu ein erster Impuls gesetzt. In Ballungszentren ist der Raum für den Park- oder Ladevorgang oft das knappste und teuerste Gut. Durch den Einsatz von Schnellladestationen kann dieser optimal genutzt werden, da im Gegensatz zu konventionellen Ladestationen mittels Schnellladung ein Vielfaches an E-Autos auf demselben Platz geladen werden kann. Durch gezielte Förderanreize sollte dieser Technologie im öffentlichen Raum klar der Vorzug gegeben werden. Konventionelle »langsamere« Ladeinfrastruktur fristet als ehemaliges Marketinginstrument oder als Pflichterfüllung von Vorgaben teils ohnehin ein ungenutztes Dasein.