Menu
A+ A A-

Mutig in neue Zeiten

Extremsportlerin Alexandra Meixner berichtete von den Strapazen beim Race Across America und warum mit Leidenschaft und Mut alles zu schaffen ist. Autorin Anitra Eggler sagte langweiligen Meetings und der E-Mail-Flut den Kampf an. Extremsportlerin Alexandra Meixner berichtete von den Strapazen beim Race Across America und warum mit Leidenschaft und Mut alles zu schaffen ist. Autorin Anitra Eggler sagte langweiligen Meetings und der E-Mail-Flut den Kampf an. Fotos: Anna Rauchenberger

Unter dem Titel »Aufbruch! Mutig entscheiden – dynamisch umsetzen« lud das 24. qualityaustria Forum Führungskräfte, SystemmanagerInnen und BeraterInnen zum Austausch über Erfolgs- und Motivationsstrategien im Zeichen von Disruption und Veränderung.

Rund 700 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen am 14. März in den Salzburg Congress – 60 % davon als »Wiederholungstäter«, wie Gastgeber Konrad Scheiber, CEO der Quality Austria – Trainings, Zertifizierungs und Begutachtungs GmbH, mit einem Augenzwinkern feststellte. Das bunt gefächerte Publikum spiegelte deutlich die dynamischen Veränderungen wider, die inzwischen jede Branche erfassen. Unter den mit neuen Technologien und Digitalisierung verbundenen Herausforderungen dürfe aber nicht die Qualität der Leistungen leiden, appellierte Scheiber. In Deutschland zählen Qualitätsmängel bereits zu den zehn größten Geschäftsrisiken. Insbesondere die Automobilwirtschaft und die Konsumgüterindustrie lassen regelmäßig mit Produktrückrufen aufhorchen.

»Führungskräfte müssen ihre Rolle als Qualitätsverantwortliche aktiv wahrnehmen, um die durch Qualitätsprobleme entstehenden Kosten einzudämmen«, nahm der Quality Austria-CEO einmal mehr das Management in die Pflicht. »Qualität hat eine Wirkmacht, die immer spürbar wird, wenn sie fehlt«, erinnerte Scheiber an jene unsäglichen Fälle, wo Autofahrer blind ihrem Navi vertrauten und ihr Fahrzeug unbeirrt über Stiegen oder Skipisten lenkten.

Querverbindungen
Christoph Badelt, Leiter des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo), warf anschließend einen Blick auf die volkswirtschaftliche und politische Dimension von Qualität. Qualitätssicherung sei eine Haltung, die für Wirtschaftspolitik wie auch für die unternehmerische Praxis gelte. Österreich belegt im Global Competitiveness Report 2017/18, erstellt vom Weltwirtschaftsforum, unter 137 Ländern den 18. Rang. Die grundsätzlich positive Einschätzung der heimischen Wettbewerbsfähigkeit wird jedoch durch schlechte Bewertungen in den Bereichen Effizienz des Arbeitsmarktes, Finanzmarktentwicklung und Größe des Marktes getrübt.

»Länder mit hoher Wettbewerbsfähigkeit haben meist auch gute Sozialleistungen«, verwies der Wirtschaftsforscher auf Querverbindungen zwischen Wirtschaft, Politik und Betrieben. »Traditionell ökonomische und soziale oder ökologische Zielsetzungen schließen einander nicht zwangsläufig aus«, erläuterte Badelt. »Wirtschaftssysteme können in allen Dimensionen gleichzeitig erfolgreich sein – eines muss nicht auf Kosten des anderen gehen.«
In einem kurzweiligen Sidestep präsentierte danach Bestseller-Autorin Anitra Eggler als Digital-Therapeutin unter dem Motto »Mail halten!« Tipps, um die digitale Kommunikation zu verbessern. Sie lehne »Digitalika« nicht grundsätzlich ab, wende sich aber »gegen die freiwillige Versklavung der Menschheit aus Faulheits- und Naivitätsgründen«. »Alle retten ständig die Welt per E-Mail. Das hat mit Qualität oder Produktivität nichts mehr zu tun«, plädierte Eggler für einen effizienten Umgang mit digitalen Tools: »Nicht weniger digital sein, sondern besser – work smarter, not harder!«

Innovative Lösungen
Von diesen erfrischenden Erkenntnissen leitete Puls 4-Moderator Werner Sejka, der für die erkrankte Corinna Milborn eingesprungen war, zu den herausragenden Leistungen im Projektmanagement über. Bereits zum dritten Mal wurden im Rahmen des qualityaustria Forums die Awards für innovative Lösungen zur Weiterentwicklung von Qualitätsstandards verliehen. Die Auszeichnung zum »Qualitäts-Champion« erhielt heuer Daniela Müller von Honeywell Austria. Der 41-jährigen Weinviertlerin gelang es, einen im Produktionsumfeld entwickelten Lean-Management-Ansatz in den Dienstleistungsbereich der Organisation zu übertragen und deutlich messbare Effizienzsteigerungen zu erreichen. Müller verantwortet nun die Verbreitung dieses Ansatzes im gesamten zentraleuropäischen Raum des Konzerns. Als Gewinnerin ist sie auch für den European Quality Leader Award nominiert, der 2017 an den Vorjahres-»Champion« Gerd Hartinger, Geschäftsführer der Geriatrischen Gesundheitszentren der Stadt Graz, ging.

Zum Karrieresprungbrett entwickelte sich das Faible für Qualitätsmanagement auch für Kathrin Enzenhofer. Die 20-jährige Maturantin der HLW Freistadt wurde als »Qualitäts-Talent« ausgezeichnet und ist inzwischen als Webdesignerin beim oberösterreichischen IT-Unternehmen softaware tätig. Enzenhofer überzeugte die Jury mit der Entwicklung eines Usability-Tests für Verwaltung und Abrechnung der Buffet-Leistungen an ihrer Schule. Ihr
Diplomarbeitsprojekt umfasste den gesamten Prozess von der Konzeption der Intranet-Lösung über die Programmierung der App bis zur Implementierung.

Bewusstsein schärfen
Mit konkreten Bezügen zur Praxis in den Unternehmen ging es auch am Nachmittag weiter. Eckehard Bauer, Quality Austria-Experte für Risiko- und Sicherheitsmanagement, Business Continuity und Verkehr, markierte die wesentlichen Eckpunkte der neuen Norm für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz (ISO 45001). 300 Millionen gemeldete Arbeitsunfälle weltweit pro Jahr bedeuten, dass alle 15 Sekunden ein Mensch bei der Arbeit ums Leben kommt. Die Dunkelziffer dürfte noch weit höher liegen. In Österreich wies die AUVA-Statistik 2016 bei rund 157.000 Arbeitsunfällen im Schnitt alle 1,7 Tage einen Todesfall aus. Dazu kommen krankheitsbedingte Sterbefälle, etwa durch Krebs.
Abgesehen vom unermesslichen menschlichen Leid würde hier auch »enormes Kapital verloren« gehen, so Bauer. Der Schutz von ArbeitnehmerInnen könne durch systematische Prävention und festgeschriebene Abläufe wesentlich gefördert werden. Bei der Entscheidung, die Atemmaske oder den Helm zu nehmen, sei meist die Vorbildwirkung der Führungskräfte und der KollegInnen ausschlaggebend. So sollten sich auch das Management und BesucherInnen beispielsweise bei einem Rundgang durch die Produktionshalle an die Sicherheitsvorschriften halten.

Die neue Sicherheitsnorm sei eine wichtige Unterstützung, erklärt Bauer: »Es geht nicht um die Frage, was muss ich für die Norm tun, sondern was kann ich mit der Norm tun.« Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz dürften nicht dem Zufall überlassen werden, denn das Unternehmen trage Verantwortung, dass die Mitarbeiter »gesund in die Arbeit kommen und gesund nach Hause gehen«.

Sechswöchiger Kraftakt
»Die Norm ist ein Stück Papier – aber was macht man damit?«, brachte Wolfram Krenn, Leiter der OMV Raffinerie Schwechat, die Problematik auf den Punkt. In seinem nachfolgenden Vortrag zeigte er auf, wie die Umsetzung dieser Prinzipien aussehen kann. 2017 absolvierte die Raffinerie Schwechat die alle sechs Jahre gesetzlich vorgeschriebene Generalinspektion – eine Art »Pickerlüberprüfung«, so Krenn, bei der alle Anlagen außer Betrieb genommen, in einzelne Teile zerlegt, gereinigt, bei Bedarf repariert und schließlich wieder zusammengebaut werden.

Die Planung für diesen sechswöchigen Kraftakt begann schon ein Jahr vorher, mussten doch höchste Sicherheits- und Umweltstandards eingehalten werden. Neben den 800 MitarbeiterInnen hielten sich 200 bis 400 Arbeitskräfte von Partnerfirmen sowie 50 zusätzliche Sicherheitsfachleute auf dem Gelände auf. Präventiv wurde u.a. eine Einbahnregelung für Radfahrer eingeführt. Verstöße gegen die Sicherheitsvorschriften wurden von Anfang an konsequent geahndet, was dazu führte, dass 40 % der gesamten Verfehlungen in der ersten Woche auftraten und dann stark zurückgingen. »Das Signal an die Belegschaft war eindeutig: Das Management meint es ernst«, unterstrich der OMV-Manager.

Ein externes Team, das von Standort zu Standort wandert und die Turnarounds durchführt, brachte das nötige Know-how mit. Trotz exzellenter Vorbereitung waren die Spezialisten dennoch mit unerwarteten »Überraschungen« konfrontiert, etwa als eine falsch eingelegte Dichtschnur entdeckt wurde oder ein vergessener Hammer in ein Rohr fiel. Letztlich konnten aber alle Arbeiten termingerecht abgewickelt werden, die Inbetriebnahme klappte problemlos.

Unvorstellbares erreichen
Über den Mut, unerreichbar scheinende Ziele anzustreben, sprach anschließend die Extremsportlerin und Gynäkologin Alexandra Meixner. In der Schule noch »eines der unsportlichsten Mädchen«, packte sie eher zufällig die Liebe zum Laufsport. Auf den ersten Marathon folgten bald immer ehrgeizigere Ambitionen. Die Medizinerin ist heute dreifache Weltrekordhalterin im Ultratriathlon und belegte beim Race Across America den zweiten Platz. Die unsäglichen Strapazen auf den 5.000 Kilometern, die sie mit dem Rad und kaum mehr als einer Stunde Schlaf täglich absolvierte, sind für Außenstehende kaum nachvollziehbar. Ihre Strategie, Schwierigkeiten mit Leidenschaft und Humor zu meistern, lässt sich jedoch durchaus auf das Berufsleben umlegen.

»Ich habe es nicht geschafft, weil ich so gut bin, sondern weil ich den Mut hatte, es einfach anzugehen«, gab Meixner unumwunden zu. Ohne ihr handverlesenes Team, in dem jeder Einzelne mit Begeisterung seine Aufgabe erfüllte, sei dieser Erfolg nie möglich gewesen. Auch als in der Hitze alle Geräte samt Telefon und Navi ausfielen, konnte sie auf Unterstützung zählen.

Es müssen nicht gleich Extremtouren wie ein Radrennen quer durch Amerika sein – den inneren Schweinehund zu überwinden, kann sich aber schon lohnen. Wie das gelingt, erläuterte Motivationsexperte Stefan Frädrich, Gründer der Plattform GedankenTanken, anhand des »Günter-Prinzips«. Zunächst gelte es, automatisierte Routinen zu überdenken. »Herausforderungen liegen meist außerhalb der Komfortzone«, so Frädrich, »man muss sich nur trauen, die Türen aufzumachen.« Perfektionismus und die drei Urängste – Misserfolg, Überanstrengung, soziale Zurückweisung – würden uns oftmals daran hindern. »Machen wir das Problem zu unserem Freund«, ermutigte Frädrich das Publikum mit einem Zitat von Paolo Coelho: »Mein Schiff ist sicherer, wenn es im Hafen liegt. Doch dafür werden Schiffe nicht gebaut.«

Die nächste Gelegenheit, mutige Unternehmen kennenzulernen, die Herausforderungen dynamisch begegnen, ist die qualityaustria Winners’ Conference mit der Verleihung des Staatspreises Unternehmensqualität 2018 am 7. Juni in Wien.

back to top