Jobs werden komplizierter
- Written by Redaktion
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Die Wirtschaft stellt immer höhere Anforderungen an Nachwuchskräfte. Österreich steht deshalb vor großen bildungspolitischen Herausforderungen, erklärt AMS-Vorstand Johannes Kopf.
(+) PLUS: Ist die Schulbildung so schlecht, wie die Unternehmen klagen?
Johannes Kopf: Viele Jugendliche, die vor 15 Jahren noch die Hauptschule besucht und eine Lehre gemacht hätten, gehen heute ins Gymnasium, leistungsschwächere Jugendliche, die früher keine weitere Ausbildung machten, bemühen sich jetzt um einen Lehrplatz. Das Niveau der Lehrstellensuchenden ist deshalb heute wohl niedriger. Parallel dazu sind die Anforderungen der Unternehmen an die Jugendlichen deutlich gestiegen.
(+) PLUS: Halten Sie es für sinnvoll, die Ausbildungspflicht bis zum 18. Lebensjahr zu erhöhen?
Kopf: Ich halte das für eine gute Idee, weil wir wissen, dass es einen starken Zusammenhang zwischen Ausbildung und Arbeitslosigkeit gibt. Während die Arbeitslosenquote von Personen mit Pflichtschulausbildung bei 19 % liegt, beträgt sie bei Personen mit Lehrabschluss nur 7 %. Die Jobs für Leute ohne höhere Ausbildung verschwinden sehr schnell in Österreich und in ganz Europa. Selbst einfachere Lagerarbeiten verlangen heute etwa die Fähigkeit, mit Logistiksoftware arbeiten zu können. Unsere Jobs werden in der Regel komplizierter. Deshalb ist mehr Bildung für die Jugend sehr wichtig. Jedenfalls sollte man auch darüber nachdenken, dass die Schulpflicht – bei Verbesserungen im Bildungssystem – künftig erst dann endet, wenn man ordentlich lesen, schreiben und rechnen kann. Die Senkung der Zahl der sogenannten »Early school-Leavers« halte ich für die größte bildungspolitische Aufgabe der nächsten Regierung.
(+) PLUS: Was trägt das AMS zur Ausbildung der Jugendlichen bei?
Kopf: Sehr viel. Durch die Ausbildungsgarantie ist das AMS eigentlich der größte Lehrlingsausbildner in Österreich. Alle Jugendlichen, die keine Lehrstelle am Markt finden, bekommen vom AMS die Möglichkeit dazu. Pro Jahr finanziert das AMS rund 12.000 solcher überbetrieblichen Lehrausbildungsplätze. Und das mit großem Erfolg: 50 % der Jugendlichen gelingt es, bereits nach dem ersten Lehrjahr auf eine Lehrstelle in einen »richtigen« Betrieb zu wechseln. Das zeigt, die Unternehmen schätzen die Qualität unserer Ausbildung.
(+) PLUS: Warum gelingt es trotz langjähriger Bemühungen nicht, Mädchen für technische Berufe zu interessieren?
Kopf: Ich darf Ihnen versichern, es gelingt. Allerdings aufgrund tradierter Rollenbilder leider nur in kleinen Schritten. Haben 2004 nur 95 Mädchen eine Ausbildung zur Maschinenbautechnikerin gemacht, so waren es im Vorjahr bereits 144. Die Ausbildung zur Lagerlogistikerin haben vor acht Jahren nur 32 Mädchen gewählt, 2012 waren es bereits 246. Auch im Beruf der Medienfachfrau, der bautechnischen Zeichnerin, der Elektrotechnikerin oder der Metalltechnikerin ist die Zahl der weiblichen Lehrlinge deutlich angestiegen. Unsere 67 Berufsinformationszentren arbeiten in enger Kooperation mit den Schulen seit Jahren daran, Jugendlichen das breite Berufswahlspektrum näher zu bringen.
(+) PLUS: Sollte man die Lehrstellenförderung an Qualitätskriterien binden?
Kopf: Unternehmen, die körperlich oder psychisch behinderte Jugendliche, Jugendliche über 19 oder Mädchen in nicht traditionellen Lehrberufen ausbilden, erhalten vom AMS einen monatlichen Zuschuss. Neben der Lehrstellenförderung des AMS gibt es von der Wirtschaftskammer zahlreiche Förderungen für Betriebe, die oftmals auch an Qualitätskriterien gebunden sind. lt, 2012 waren es bereits 246. Auch im Beruf der Medienfachfrau, der bautechnischen Zeichnerin, der Elektrotechnikerin oder der Metalltechnikerin ist die Zahl der weiblichen Lehrlinge deutlich angestiegen. Unsere 67 Berufsinformationszentren arbeiten in enger Kooperation mit den Schulen seit Jahren daran, Jugendlichen das breite Berufswahlspektrum näher zu bringen.
(+) PLUS: Sollte man die Lehrstellenförderung an Qualitätskriterien binden?
Kopf: Unternehmen, die körperlich oder psychisch behinderte Jugendliche, Jugendliche über 19 oder Mädchen in nicht traditionellen Lehrberufen ausbilden, erhalten vom AMS einen monatlichen Zuschuss. Neben der Lehrstellenförderung des AMS gibt es von der Wirtschaftskammer zahlreiche Förderungen für Betriebe, die oftmals auch an Qualitätskriterien gebunden sind.