»Müssen uns in den Wertschöpfungsketten neu positionieren«
- Written by Martin Szelgrad
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Drei-CEO Jan Trionow mit einem Rückblick und Ausblick auf Wachstum im Mobilfunk: Die Sprachtelefonie ist abgehakt – jetzt beginnt die Phase der Maschinenkommunikation.
(+) plus: Herr Trionow, Drei war in den vergangenen Jahren mit der Konsolidierung seiner Infrastruktur nach dem Merger mit Orange beschäftigt. Wie geht es Drei heute?
Jan Trionow: Nach dem Marktwachstum in den früheren Jahren und der Integration befinden wir uns nun einer neuen spannenden Wachstumsphase als etablierter Player am Markt. Die Konsolidierung unserer IT-Systeme ist im Frühjahr abgeschlossen worden und damit beginnt eine neue Phase der Unternehmensentwicklung.
(+) plus: Der Mobilfunkmarkt in Österreich ist seit Jahren gesättigt. Wo ist noch Wachstum möglich?
Trionow: Wir befinden uns mitten in einer sich digitalisierenden Welt und Wirtschaft und müssen hier neue Marktsegmente erschließen. Klar ist: Der Kuchen wird insgesamt größer und auch die Mobilfunkunternehmen müssen sich in diesen neu entstehenden Wertschöpfungsketten positionieren. Wir sind gerade dabei, Strategien zu entwickeln, in welche Bereiche wir vorstoßen werden. Manche Gebiete, die wir als Telekommunikationsunternehmen traditionell besetzt haben, werden an Raum verlieren. Andere wiederum eröffnen komplett neue Möglichkeiten.
(+) plus: Bieten Sie bereits Lösungen fürs Gewerbe und die Industrie aus der Machine-to-machine-Kommunikation an?
Trionow: M2M ist heute schon ein wichtiger Teil unserer Palette. Wir haben zuletzt schöne Lösungen dazu auf dem M2M-Forum in Wien gezeigt – angefangen bei Flottenmanagement, verschiedensten Steuerungen von Maschinen bis hin zu Drohnen, Medizintechnik und ersten Ansätzen in Richtung Industrie 4.0, bei denen es um die Aussteuerung von Produktionskapazitäten mittels Real-Time-Buchungsplattformen für Maschinenkapazitäten geht. Dort arbeiten wir mit vielen Partnern zusammen. Ich sehe M2M als Pflänzchen, das immer stärker wächst.
(+) plus: Wo befanden Sie sich persönlich vor 20 Jahren? Wie waren die Herausforderungen in der Branche damals?
Trionow: Ich war Mobilfunknetz-Planer bei Mannesmann in Deutschland, in einer Einheit, die sich um die internationale Expansion des Telekommunikationsgeschäfts gekümmert hatte. Es ging um Bewerbungen für Mobilfunklizenzen, Mergers & Acquisitions und Start-up-Unterstützungen. Für mich war das eine spannende Rolle mitten in der Boom-Phase des Mobilfunks. Die Technologie stand damals an der Schwelle vom elitären Luxusprodukt zu einem Massenmarkt mit leistbaren Endgeräten für viele. Das Wachstum in den Jahren danach hat dann in den meisten Fällen alle Erwartungen übertroffen. Es ging den Unternehmen darum, möglichst schnell möglichst groß zu werden.
Unsere Branche hat damit bereits viele Phasen eines Industriezyklus durchlaufen – extremes Wachstum bis zur Marktsättigung, Effizienz- und Sparprogramme und letztlich auch Konsolidierung. Von den neu eingetretenen Unternehmen haben nicht alle überlebt. In Österreich sind von fünf Anbietern drei übriggeblieben. Zum Glück sind wir als einer dieser drei hervorgegangen.
(+) plus: Werden die Mobilfunker künftig ihr Geschäft noch mit Sprachtelefonie machen? Die heranwachsende App-Generation kommuniziert auf vielfältige Weise – telefoniert aber immer seltener.
Trionow: Das wird sicherlich an Bedeutung verlieren. Wir werden in Zukunft Pakete anbieten, die vieles davon enthalten und auch Voice-Messaging wird noch eine Weile enthalten sein. Datendienste werden sicherlich eine zunehmend größere Rolle spielen. Zum einen betrifft dies den Internetzugang für die Nutzer, zum anderen wollen auch wir mit eigenen Datendiensten punkten können. Auch Lösungen im Internet der Dinge für den Geschäftskunden, für die Industrie und für den Haushalt sind Wachstumsfelder, für Datendienste. Das wird auch Einfluss auf das Umsatzportfolio haben.
In diesen 20 Jahren ist es nie langweilig geworden. In unserem Markt ist viel Innovation im Spiel, es gibt immer wieder neue Trends, mit denen man sich als Anbieter differenzieren kann. Von Produktseite her sind wir von einem reinen Telefonnetz zu einer der wesentlichen Säulen der Wirtschaft mit mobilem Breitband gewachsen. Da hat sich extrem viel getan.