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Rundum geschützt

\"FürDie Zahl der Einbrüche ist stark rückläufig. Sicherheitstechnikfirmen und Polizei warnen jedoch vor Leichtsinn: Die positive Entwicklung bestätige lediglich, dass präventive Maßnahmen Wirkung zeigen.


Die Kriminalitätsstatistik verzeichnete im Vorjahr die niedrigsten Werte seit dem historischen Tiefststand von 2001. Besonders deutlich gingen die Eigentumsdelikte zurück. Die Zahl der Wohnungseinbrüche sank um ein Fünftel, die der Hauseinbrüche gar um ein Drittel. Die damalige Innenministerin Maria Fekter führte diese Entwicklung zum Jahreswechsel auf die umfangreichen polizeilichen Maßnahmen zurück, die seit Mitte 2009 umgesetzt werden. »Der vom Bundeskriminalamt ausgearbeitete Masterplan gegen die Einbruchskriminalität zeigt deutlich Wirkung. Die darin enthaltenen Maßnahmen und Strategien greifen«, so Fekter. Seither ist die Gesamtkriminalität in Österreich kontinuierlich rückläufig.

Der erfreuliche Rückgang sei jedoch kein Grund, sich in Sicherheit zu wiegen, warnen auch Wachdienste und die Sicherheitstechnikbranche. Bieten sich in den Sommermonaten wegen der Urlaubsabwesenheit zahlreiche Gelegenheiten für Langfinger, haben Einbrecher während der frühen Dämmerung im Herbst und Winter Hochsaison. Denn ungeachtet des Klischees vom nächtlichen unerwünschten Besucher werden laut Polizei mehr als ein Drittel der Einbrüche tagsüber begangen. Die tatsächliche Zahl dürfte noch weit höher liegen, da die exakte Tatzeit bei längeren Abwesenheiten oft nicht mehr rekonstruierbar ist – die böse Überraschung wird meist erst bei der Rückkehr vom Urlaub entdeckt.

Wie eine Erhebung des Sicherheitstechnik­unternehmens Evva ergab, fühlen sich 42 % der Befragten in den »dunklen« Jahreszeiten unsicherer. Allerdings verbessern die meisten Menschen ihren Einbruchsschutz erst, wenn bei ihnen oder bei Bekannten eingebrochen wurde. Nach Angaben des Österreichischen Versicherungsverbandes (VVO) hatten fast die Hälfte der Einbruchsopfer keinerlei Sicherheitsvorkehrungen wie die Installation eines Sicherheitsschlosses oder einer Alarmanlage getroffen. »Abgesehen von materiellen Schäden bleibt den Geschädigten das abhanden gekommene Sicherheitsgefühl und das Wissen, dass jemand unbefugt in die eigenen vier Wände eingebrochen und in die Privatsphäre eingedrungen ist«, erklärt VVO-Präsident Wolfram Littich. Das Vorfinden aufgebrochener Türen, durchwühlter Schränke und Schubladen wird in der Regel als schlimmer empfunden als der materielle Verlust. Die geringe Aufklärungsquote von Einbruchsdiebstählen ist ein weiterer Unsicherheitsfaktor – viele Einbruchsopfer befürchten, dass derselbe Täter zurückkommt und erneut zuschlägt.

Komplexe Lösungen für Betriebe

Überquellende Briefkästen, offene Fenster und Balkontüren oder gar eine Information über die Urlaubsdauer auf dem Anrufbeantworter sind auffällige Hinweise für eine längere Abwesenheit, die schon in Privathaushalten nicht immer vermieden werden – in Büros und Firmengebäuden greifen aber auch die für Private möglichen Vermeidungsstrategien nicht. Mitunter sind auch die eigenen Mitarbeiter die größte Sicherheitslücke: Viele Diebstähle gehen auf das Konto von Angestellten, die Firmeneigentum – vom Schokoriegel bis zum USB-Stick mit vertraulichem Datenmaterial – unbemerkt abzweigen.

Für Unternehmen sind deshalb professionelle Sicherheitslösungen erforderlich, die je nach Branche und Nutzung speziell konzipiert werden. Denn Einkaufszentren benötigen andere Schutzeinrichtungen als etwa reine Bürogebäude, Hotels oder Sportstätten mit großem Personenfluss. Die Palette an mechanischen und elektronischen Absicherungen wird laufend weiterentwickelt, um den Tätern stets den entscheidenden Schritt voraus zu sein. Sicherheits-Schließzylinder, Zusatzabsicherungen für Fenster und Türen sowie Alarmanlagen mit Bewegungsmeldern schrecken wirkungsvoll ab und bieten zu jeder Tages- und Nachtzeit hohen Schutz.

Für Firmengelände braucht es in der Regel effektive Zugangskontrollsysteme – bei öffentlichen Einrichtungen wie Behörden oder Ministerien mit hohen Sicherheitsanforderungen und schwankender Personenfrequenz durchaus eine Herausforderung. Seit August 2011 verfügt das geschichtsträchtige Gebäude der Burghauptmannschaft am Wiener Stubenring, in dem vier verschiedene Ministerien untergebracht sind, über ein modernes Schließsystem. Evva stattete sämtliche Zutrittszonen wie Türen, Lager, Büros, Garagen, Aufzüge, aber auch sensible Bereiche wie Schränke und Garderoben mit Identifikationstechnologie aus. Über Schlüsselanhänger  sind die rund 1.000 Mitarbeiter innerhalb des jeweiligen Bereichs zutrittsberechtigt. Zudem konnten an den Türen des denkmalgeschützten Gebäudes die alten Messingknäufe erhalten werden. Die 738 Türen mit e-Zylindern sind mit Panikfunktion ausgestattet und lassen sich über Türdrücker jederzeit von innen öffnen.

Baufirmen gehen inzwischen dazu über, Großbaustellen über Nacht von Sicherheitsdiensten überwachen zu lassen, um Diebe abzuschrecken. Die Zahl der angezeigten Diebstähle ist rückläufig – allerdings verzichten viele Bauherren bei kleineren Delikten auf eine Meldung, da die Versicherungen zumeist einen Selbstbehalt verrechnen. Seit sich die Polizei aus Personalmangel aus einigen Aufgabenfeldern zurückziehen musste, verzeichnen die Wachdienste einen ungebrochenen Boom. 350 Millionen Euro erwirtschaftet die Branche derzeit pro Jahr, die Wachstumsrate liegt bei 7 %. Drei Viertel des Kuchens teilen sich die Anbieter Group4, Securitas, Siwacht und der ÖWD. Die Einsatzgebiete reichen von Flughafenkontrollen über Parkaufsicht bis zum Gebäudeschutz. Mangels behördlicher Richtlinien gründeten die großen Sicherheitsdienste einen Verband, um durch eine zertifizierte Basisausbildung einheitliche Qualitätsstandards zu garantieren. 

Cyber Crime

Das Eindringen kann jedoch auch auf virtuellem Weg erfolgen. Alarmiert durch den stetigen Anstieg von IT-Kriminalität installierte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner im Mai 2011 ein Cyber-Crime-Competence-Center (C4) als zentrale Koordinierungs- und Meldestelle. Bereits in den ersten beiden Monaten gingen 350 Meldungen wegen Internetbetrugs beim Bundeskriminalamt ein. »In absoluten Zahlen bewegen wir uns hier augenscheinlich auf sehr niedrigem Niveau. Der globale Trend zeigt eindeutig, dass in den nächsten Monaten und Jahren verstärkt mit Kriminalitätsdelikten im Bereich IT-Crime zu rechnen ist«, sagt Herbert Anderl, Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit.

Entsprechende Aufklärungskampagnen der Polizei werden vom Kuratorium Sicheres Österreich (KSÖ), Sicherheitstechnikherstellern und Fachhändlern unterstützt.

Ihr subjektives Sicherheitsgefühl können Interessierte seit kurzem auch online prüfen. Über die von Evva eingerichtete Social-Media-Plattform »Security City«, einer virtuellen Stadt der Sicherheit, wird praktisches Wissen zur Prävention vermittelt – der persönliche Sicherheitsstatus ist auf einem Sicherheitsbarometer ablesbar.

 

>> Tipps:

Verhaltensmaßnahmen:

> Fenster immer schließen, Türen zweifach absperren
> Schlüssel niemals in Verstecken (Fußmatte, Blumentopf) hinterlegen
> Aufstiegshilfen (Leitern, Mülltonnen) entfernen
> Wertgegenstände in Tresoren aufbewahren
> keine Informationen über Abwesenheit auf dem Anrufbeantworter hinterlassen
> Nachbarn informieren und/oder Nachsendeauftrag erteilen
> bei Schlüsselverlust sofort den Schließzylinder auswechseln

Technische Maßnahmen:

> Zeitschaltuhren
> Bewegungssensoren
> Sicherheitsschlösser
> Sprech- und Videoanlagen
> Alarmanlagen
> Sicherheitsdienste

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