»Andere wollten zu viel«
- Written by Redaktion_Report
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Report: Wie ist das Verhältnis von Sprach- zu Datenumsätzen bei Colt und welchen Weg werden die Carrier in den nächsten Jahren in der neuen Sprachkonvergenz beschreiten?
Alfred Pufitsch: Der Voicebereich war bei Colt ebenso zufrieden stellend wie der Datenbereich - wenn auch hier die Margen im internationalen Minutengeschäft wesentlich geringer ausfallen sind. Derzeit hat das Sprachgeschäft in den Gesamtumsätzen einen leichten überhang. Das Verhältnis Sprach- zu Datenumsätze wird sich aber drehen: bis 2015 werden wir einen IP-Voice-Anteil von 70 Prozent oder mehr haben. 2006 wurden erstmals mehr IP-fähige als herkömmliche Telefonanlagen verkauft. Ganz generell sprechen die Analysten von einem bereits vernachlässigbaren TDM-Voice-Geschäft im Jahr 2015. Die Vision ist ganz klar IP - vor allem derzeit für den Mittelstand und die Großkunden. Auch wir wollen eine IP-Company werden.
Thema IP: Revolution oder Evolution?
IP-Voice ist keine Revolution, sondern eine Evolution, die stark von den Investitionszyklen in den Unternehmen abhängt. Die existierenden Systeme und Umgebungen werden ja möglichst lange genutzt - jeder weiß aber, dass der Umstieg auf IP auch im Sprachbereich zwangsläufig kommen wird. Colt hat auf dem Weg in die IP-Welt den Vorteil, in seinen eigenen Netzen keine großen TDM-Umsätze zu verlieren. Hier tun sich die Incumbents und andere Carrier wesentlich schwerer, da mit jedem Launch einer IP-Lösung das eigene Geschäft kannibalisiert wird. Wir dagegen können aggressiv in den Markt gehen und haben das beste Netz dafür. Colt hat in den letzten Jahren drei Milliarden Pfund - umgerechnet rund vier Milliarden Euro - in sein Netzwerk investiert. Auch wir implementieren ein Next Generation Network, das als lebendiges Konstrukt Architekturen wie IMS (Anm.: \"IP Multimedia Subsystem“) ermöglichen wird. Mittels IMS wird jede Art von Endgerät, ob mobil oder festnetzgebunden, auf Netzwerke und Datencenter zugreifen können.
Die Branche, insbesonders Colt war in den letzten Jahren stark von Restrukturierungen geprägt. Wie ist der Stand der Einsparungen heute?
Colt österreich hat derzeit fünfzig Mitarbeiter. In den letzten drei Jahren wurden zehn bis zwölf Planstellen abgebaut, die große Personalrestrukturierung hierzulande ist aber vorbei. International werden bis Ende 2007 rund 25 Prozent der insgesamt knapp 4000 Mitarbeiter aus Kosten- und Effizienzgründen in Shared Service Centers innerhalb Colts untergebracht sein. Dieser Umbau entspricht jener wachsenden Prozessvereinheitlichung, wie sie heute überall zu sehen ist. Alle Bereiche der Wirtschaft waren in den letzten Jahren mit Umstrukturierungen konfrontiert. In Europa gingen den Telcos ganze Bürotürme an Kunden verloren - die sie später an einer anderen Stelle wieder gewinnen konnten. Rückblickend gesehen war es für Colt ein großer Vorteil, konsequent einen Business-to-Business- und Netzwerkansatz verfolgt zu haben. Andere Unternehmen am Markt wollten zu viel, sind zu schnell gewachsen, und haben am Ende wieder vieles verbrannt. Wir haben immer die notwendige Konsequenz zu Reformen gesehen. Dies ist in allen Unternehmensteilen bei Colt geschehen.
Der österreichische Providermarkt ist in einer heftigen Konsolidierungsphase. An welcher Stelle im Providerranking sehen Sie Colt aktuell?
Ein Ranking der österreichischen Player ist schwierig, da Colt zu Unternehmen wie der UTA sehr unterschiedliche Zielgruppen hat. Ich würde Colt im Access-Bereich als Nummer drei nach der Telekom Austria und UTA, aber klar vor eTel sehen. Wir leben aber von unseren internationalen Kunden: diese Nische ist eindeutig definiert. Heuer erhoffen wird uns mit unserem neuen Partner Avaya weiteres Wachstum. Avayas gesamtes Produktportfolio wird in das Colt-Netz integriert, dadurch können die unterschiedlichsten Geräte- und Lösungsbundles für die Kunden geschnürt werden. Ich bin überzeugt, dass Avaya ein starker Partner für dieses Vorhaben ist.