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Wohin die Reise geht

Von Maren Beaufort

»Bis 2010 werden rund vierzig Prozent aller Unternehmen ihre Sprach- und Datenüberragung in multifunktionalen IP-Netzen zusammengeführt haben«, prognostiziert Josef Jarosch, Bereichsleiter Siemens Communications Enterprise. Zwar ist angesichts der bisher schleppenden Markdurchdringung nicht jeder von derartigen Prognosen überzeugt - dennoch steht fest: Ausschließlich in klassische Telefonie zu investieren, ist heute nicht mehr sinnvoll. Zumindest über den Zwischenschritt hybrider Lösungen sollten Unternehmen sich - der vielen Vorteile wegen - einer sanften Migration in Richtung IP (Internet Protocol) öffnen. Im Rahmen hitziger Qualitäts-, Investitions-, Timing- und Sicherheitsdebatten scheiden sich zwar die Geister, aber IP macht gewaltige Fortschritte und der Markt bietet schon heute zahlreiche Lösungen, die sich im Arbeits­alltag bewähren. So steht IP für optimierte Prozesse, effiziente und einfache Vernetzung verschiedener Standorte, mehr Mobilität und Flexibilität: »Man ist auf Reisen unter seiner heimischen Rufnummer an nahezu jedem Ort der Welt erreichbar. Und vor allem bei ausgeprägtem Kundenkontakt sowie einem gro­ßen externen Kommunikationsvolumen liefert die neue Telefonie nachhaltigen Mehrwert«, findet Walter Becvar, Managing Director Avaya, und ergänzt: »Eine einheitliche Plattform für alle Dienste bringt Mitarbeitern wie Kunden einfacheres Handling, schnelleres Agieren, mehr Komfort.«

Je größer das Unternehmen, je differenzierter die Filialstruktur, je kommunikationsintensiver die Prozesse, desto sinnvoller ist die Einführung von Sprachtelefonie im Datennetz, sprich: Voice-over-IP (VoIP). Jedenfalls aber am Ende eines klassischen Abschreibungszyklus.

Strategie in die Zukunft. Die Konvergenz von Sprache und Daten in einem System wird zum internationalen Markttreiber im IT-Business, Unified Communications zum neuen Schlagwort der Telefonie: »Die zahlreichen Möglichkeiten von Video-, Sprach- und Webkonferenzen werden integriert, leicht bedienbar zur Verfügung gestellt und lassen sich rasch mit IBM oder Microsoft kombinieren«, so Carlo Wolf, österreichchef des Netzwerkherstellers Cisco, über neue trendige Anwendungen. Siemens-Mann Jarosch sieht den zunehmend verbreiteten Technologiestandard Session Initiation Protocol (SIP) im Mittelpunkt und glaubt an die zunehmende Bedeutung von »Voice over WLAN«: »Mobiles Telefonieren innerhalb des firmeneigenen Netzes bietet einen bislang ungekannten Telekommunikationskomfort. Aber auch ›Plug and Phone‹ ist eines jener Stichworte, die sich durchsetzen werden.« Er ist überzeugt: »Mit Endgeräten, die ohne zentrale Steuerung auskommen und selbständig über das Internet kommunizieren, erobert die Sprachtelefonie über IP auch Klein- und Mittelbetriebe.«Schließlich verschwinden im Kommunikationsalltag von morgen die Grenzen zwischen Mobilfunk- und Festnetztelefonie.

TK-Diens­te der Zukunft sind hochwertige und hochintegrierte Servicepakete. Voraussetzung dafür: IP-Fähigkeit auf Kundenseite und eine auf IP Multimedia Subsystem (IMS) aufbauende Infrastruktur des Netzbetreibers. Diese Kombination ermöglicht auch die Integration verschiedener mobiler Dienste aus Mobilfunknetzen per UMTS, HSDPA, GSM und Drahtlosnetzen etwa per WiFi oder WiMAX und folglich den Zugriff unabhängig von Zugangsnetzen und Endgeräten. Mitarbeiter innerhalb einer solchen Struktur sind jederzeit und überall erreichbar - allerdings nur zu selbstauferlegten Regeln: Jeder bestimmt selbst seine Erreichbarkeit und auf welchem Weg Informationen eintreffen sollen. So steht hinter all dem das Ziel einer effizienteren Kommunikation, ohne Einschränkung durch Aufenthaltsort, verfügbare Netze oder Endgeräte.

Den Nerv der Zeit treffen. Summa sumarum bringt der Umstieg auf VoIP neben vielen Vorteilen auch technische, organisatorische und personelle Herausforderungen mit sich, denen über kurz oder lang alle Unternehmen Rechnung tragen sollten. Wer nicht mitzieht, wird vom technologischen Fortschritt überrannt. Und das mit allen Konsequenzen für Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit. Denn trotz aktueller Philosophiedebatten dürfte der Zug in Richtung IP-Services nicht mehr aufzuhalten sein. Wann, wie schnell und in welcher Form kann nur die Zukunft weisen. Technik und Nachfrage werden sich gegenseitig formen und am Ende entstehen Konstellationen, die heute noch niemand vermutet.

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