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Kärntner Durchmarsch

Das schöne Kärnten ist auch im übertragenen Sinn ein Grenzland. Der Landesvater inszeniert gerne so etwas wie einen ewigen Villacher Fasching, was aber nicht viel daran ändert, dass die partielle Betonung des Gestrigen und anderer Eigenheiten jenseits der Landesgrenzen schon ziemlich altvatrisch wirkt. Aber Kärnten ist auch modern, ja selbst wegweisend. Während anderswo in österreich die Durchlüftung der Amtsstuben teilweise ein schwieriges Unterfangen ist, stürzen sich die Kärntner geradezu auf E-Government. Und zünden ein wahres Feuerwerk von Projekten, die Beispielcharakter haben. Eine schnurrende elektronische Verwaltung ist ein Minenfeld, das sich zwischen verschiedensten Polen und Gruppen erstreckt. Zu überwinden gilt es Befindlichkeiten von Bezirks- und Landeskaisern, Divergenzen zwischen Bund und Ländern oder unterschiedliche Ziele von Gemeinde- und Städtebund. Föderalismus ist ein Segen, aber manchmal auch ein Fluch. Dazu gesellen sich divergierende Interessen der Wirtschaft und der öffentlichen Hand oder fehlende Kompetenzen. In den Schaltstellen der Verwaltung sitzen zumeist Juristen. Die­se mögen zwar fachlich ausgezeichnet sein, aber es sind Juristen, denen oft die Vision des IT-technisch Sinnvollen und Machbaren fehlt. Und gar nicht zuletzt gehören zum E-Government motivierte Mitarbeiter, die die Ambitionen in allen Ebenen der Verwaltung mittragen und vorantreiben. Wer hier versagt, verliert.

Kärnten hat den Kitt gefunden, der so ein komplexes Gefüge zusammenhält: Elisabeth Janeschitz vom Amt der Landesregierung ist der Motor und die gute Seele des karinthischen E-Government. Ohne ihren persönlichen Einsatz wären eine Reihe von gelungenen Projekten nur schwer vorstellbar. Beispielgebend ist das Programm »1x132«, das auch als Musterbeispiel für andere Bundesländer herhalten kann. Der Rahmen dafür ist das Verwaltungsportal Kärnten, wo für alle 132 Gemeinden neben individuellen Homepages auch einheitliche Verwaltungsseiten aufrufbar sind. Das simple Strickmus­ter: unter www.gemeindename.at finden sich die individuellen Nachrichten aus und rund um die Gemeinde, unter www.gemeindename.gv.at die amtlichen, die sich aus den gesetzlich vorgegebenen Aufgabenbereichen ergeben. Um auch die Verlinkung zwischen der Gemeinde- und Verwaltungsseite zu pushen, gibt es ein kleines Zuckerl. Die Gemeinde mit den meisten gv.at-Zugriffen bekommt aus EU-Fördermitteln einen kostenlosen Thin-Client als kleines Dankeschön. Der technische Clou hinter »1x132«: Statt jeweils individuellen IT-Lösungen versteckt sich dahinter eine zentrale Oracle-Datenbank, die aus einem sogenannten Template - quasi einem einzigen Strickmuster für die zentral gehosteten Informationen - alle individuellen gv-Webseiten automatisch generiert. Das freut die Kostenrechner und Sachbearbeiter, frustriert jedoch nicht die Gemeinden, die mit ihrem Webauftritt unverwechselbar bleiben möchten.

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