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Märkte für Wachstum

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Wolfgang Hesoun, Vorstandsvorsitzender Siemens Österreich, im Interview.

Hesoun sieht  Siemens Österreich als liquiditätsstarken Teil eines Konzerns gut für jegliche Konjunkturschwankungen gerüstet. Entscheidend sei die flexible Finanzierung von Projekten – und die Ausrichtung auf neue Wachstumsmärkte in den Sparten Energie und Infrastruktur.

(+) plus: Herr Hesoun, wie zufrieden sind Sie mit der Geschäftsentwicklung in Österreich im abgelaufenen Jahr 2011? Wie ist diese für Siemens verlaufen?

Wolfgang Hesoun: Die Siemens AG Österreich beendete das letzte Geschäftsjahr mit einem sehr guten operativen Ergebnis, das sich auch in einer außerordentlich hohen Dividendenausschüttung niederschlug. Trotz eines unruhigen wirtschaftlichen Umfeldes, das von einer hohen Verunsicherung und einem abnehmenden Vertrauen der Wirtschaftsakteure gekennzeichnet war, konnten wir unseren Umsatz durch ein starkes Produktgeschäft auf über 2,46 Milliarden Euro erhöhen. Beim Auftragseingang machten sich Verschiebungen im Projektgeschäft, aber auch die Auswirkungen der Ausgliederung der Siemens IT Solutions and Services bemerkbar. Schließlich summierten sich die Aufträge insgesamt auf mehr als 2,41 Milliarden Euro.

(+) plus: Welche Erwartungen haben Sie für 2012? In welchem Maße wird sich die prognostizierte gedämpfte Konjunktur auf das Geschäft von Siemens in Europa auswirken?

Hesoun: Das Ziel für die Zukunft ist ganz klar: Wir wollen stärker als der Markt wachsen, indem wir die Stärken, die wir als Siemens in Österreich und in CEE haben, voll ausschöpfen. Großes Wachstumspotenzial sehen wir im Bereich energieeffiziente und intelligente Infrastrukturlösungen für Städte. Wir haben uns in Österreich mittlerweile eine sehr hohe Expertise im Bereich Personenverkehr und intelligentes Stromverteilungsmanagement aufgebaut und gebündelt. Hinzu kommt, dass wir gerade in der Situation angespannter öffentlicher Haushalte technische Lösungen präsentieren können, die mittel- und langfristig auch zu finanziellen Entlastungen führen und noch dazu eine bessere Umweltbilanz aufweisen. Im Vergleich zu unseren Mitbewerbern sehe ich hier ein hohes Potenzial. Neben dem technischen Angebot hat Siemens jedoch noch ein weiteres Asset, das mir sehr wesentlich erscheint: Wir sind Teil eines liquiditätsstarken Konzerns. Das heißt, wir haben das Potenzial, unseren Fokus künftig auch verstärkt auf maßgeschneiderte und flexible Konzepte, die der finanziellen Realisierbarkeit von Projekten dienen, zu richten.

(+) plus: Die angestrebte Energiewende in Europa erfordert nun große Investitionen. Was bedeutet die Abkehr Deutschlands von der Atomkraft und der Ausbau von erneuerbaren Energien für die E-Wirtschaft?

Hesoun: Eine Art Energiewende zeichnete sich schon länger ab. Eine Beschleunigung dieser Entwicklung ergab sich sicherlich durch die Ereignisse in Fukushima. Die Abkehr einzelner Länder von der Atomkraft, die weltweiten Bestrebungen zur Reduktion des Kohlendioxidausstoßes verbunden mit dem massiven Ausbau der erneuerbaren Energien bringen jedoch zahlreiche Herausforderungen mit sich. Warum? Das herkömmliche Modell, in dem der Strom quasi »one way« von den Kraftwerken zu den Verbrauchern fließt, wird durch ein komplexes Nebeneinander von vielen kleinen, aber auch großen erneuerbaren Erzeugern, die selbst in das Stromnetz einspeisen, ergänzt. Dies bedeutet sowohl eine große Herausforderung für die Netzinfrastruktur wie auch für die Energieversorger, die die Unberechenbarkeit der regenerativen Energien managen müssen. Um Ihnen ein Beispiel zu geben: Schon heute müssen in Deutschland teilweise große Windparks vom Netz genommen werden, weil die erzeugte Strommenge das Netz überlasten würde. Der effizienten Nutzung des Netzbetriebes kommt daher eine zunehmende Bedeutung zu. Aus diesem Grund hat Siemens daher in den letzten Jahren intensiv an Netzautomatisierungslösungen gearbeitet, die unter anderem in Oberösterreich bereits großflächig in Betrieb stehen. Sie machen nicht nur den Stromverbrauch transparenter und ermöglichen den Verbrauchern so Einsparungsmöglichkeiten, sondern geben gleichzeitig den Energieversorgungsunternehmen Möglichkeiten in die Hände, Lastspitzen auszugleichen. Dies kann sogar so weit gehen, dass dadurch Investitionen in Kraftwerke und damit unnötiger CO2-Ausstoß entfallen können. 

(+) plus: Im österreichischen Prestigeprojekt Mellach ist es zuletzt zu Komplikationen bei dem Test der Generatoren gekommen. Wird sich die offizielle Inbetriebnahme für den Betreiber Verbund verzögern? Wann kann das GuD-KW in Betrieb gehen?

Hesoun: Das Gas- und Dampfturbinenkraftwerk in Mellach ist seit Herbst letzten Jahres wie geplant in Probebetrieb. Es liefert bereits Strom ins Netz, der hocheffizient durch die Kombination von Gasverbrennung und Dampferzeugung produziert wird. Ein Probebetrieb zielt darauf ab, Testläufe durchzuführen und Herausforderungen zu lösen. Im Einvernehmen mit dem Kunden wurden die Probleme bei den Generatoren behoben, sodass wir nun von einem Übergang in den Regelbetrieb im ersten Quartal des heurigen Jahres ausgehen können.

(+) plus: Was erwarten Sie sich durch die neue Aufstellung der schon von Ihnen erwähnten neuen Sparte Infrastructure & Cities? Wie könnte dieser Markt künftig aussehen?

Hesoun: Mit dem neuen Sektor richtet sich der Konzern klar auf den Wachstumsmarkt Städte aus. Gerade in Ballungsräumen steigt der Bedarf an Infrastrukturlösungen. Dies gilt nicht nur für die Megacities, sondern auch für kleinere Städte. Städte stehen vor der großen Herausforderung, Wachstum und Lebensqualität in Einklang zu bringen. Sie sind gleichzeitig aber auch eine besonders komplexe und heterogene Kundengruppe, die weniger Einzellösungen, sondern verstärkt ganzheitliche Konzepte brauchen. Siemens kann hier ein breites Portfolio für städtische Infrastrukturen bieten. Im neuen Sektor sind nun öffentliche Verkehrsmittel, Verkehrsmanagement, neue Energie­themen wie Smart Grids, aber auch Smart Buildings vereint. Wir haben im letzten Jahr jedoch nicht nur unser Geschäft im Bereich energieeffiziente und intelligente Infrastrukturlösungen für Städte gebündelt, sondern auch sehr stark in Forschung und Entwicklung neuer Produkte investiert. Durch diese Investitionen erhoffen wir uns vom Bereich der Smart Cities bis hin zu Energieeffizienz weitere Geschäftsmöglichkeiten im In- und Ausland.

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