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Karrieremotor MBA

(Foto: photos.com)  Als Karrieresprungbrett hat der MBA den Doktortitel längst überholt. (Foto: photos.com) Als Karrieresprungbrett hat der MBA den Doktortitel längst überholt.

Als Sprungbrett für eine Managementkarriere hat das Doktorat ausgedient. Die Türen zur Führungsetage eines internationalen Konzerns öffnet heute ein MBA-Abschluss einer namhaften Hochschule.

Früher war die Sache klar. Wer nach dem Diplom höher hinaus wollte, hängte noch die Promotion dran. Der Doktortitel spielt in den Führungseliten heute aber keine zentrale Rolle mehr. In den Top-300-Unternehmen des deutschsprachigen Raums hat nur jeder vierte CEO promoviert, wie die Studie »Chief Executive 2012« von Booz & Company ergab. Weltweit tragen gar nur 9 % der Topmanager einen Doktortitel. Genau umgekehrt verhält es sich dagegen mit dem MBA-Abschluss: Während in Deutschland, Österreich und der Schweiz 15 % ein Studium an einer der internationalen Business Schools absolviert haben, sind es europaweit 19 % bzw. weltweit 29 %. »Das spiegelt unser Ausbildungssystem wider«, erklärt Klaus Hölbling, Geschäftsführer des Wiener Büros von Booz & Company. »Der MBA ist global mehr wert als ein Doktorat. Wir rechnen damit, dass sich der deutschsprachige Raum diesem Trend über die nächs­ten Jahre angleichen wird.«

>> Große Bandbreite <<

Hinter der Abkürzung MBA (Master of Business Administration) verbirgt sich ein Managementstudium, das in den USA häufig bald nach dem College absolviert wird. In Europa sind neben einem abgeschlossenen Hochschulstudium und mehrjährige Berufserfahrung in einer Führungsposition Voraussetzung, um an einer der bekannten Business Schools aufgenommen zu werden. Die Studierenden sind deshalb mit durchschnittlich 28 Jahren auch deutlich älter als in den USA.

Auch in Österreich werden bereits mehr als 70 MBA-Programme angeboten. In der Regel unterscheidet man zwischen Professional MBAs und Executive MBAs. Der Professional MBA verbindet betriebswirtschaftliche Grundlagen mit einem funktionellen Schwerpunkt, der meist stark auf den österreichischen Markt zugeschnitten ist. Die Bandbreite der Spezialisierungen reicht von Marketing & Sales und Controlling über Logistik bis zu Gesundheits- oder Sozialmanagement. Die Executive-Programme sind dagegen stärker auf General Management und Internationalität ausgerichtet. Zielgruppe sind Führungskräfte, die bereits längere Zeit im gehobenen Management tätig waren; Junior MBAs eignen sich für Personen mit zwei bis fünfjähriger Berufserfahrung.

Gradmesser für die Qualität der Ausbildung sind ein internationales Netzwerk und die Akkreditierung von zumindest einem der drei wichtigsten Gütesiegel-Verbänden AACSB, FIBAA oder EQUIS. Die Kooperation mit Partneruniversitäten ermöglicht Studienaufenthalte im Ausland, zudem kommt auch ein Teil der hochkarätigen Vortragenden von renommierten Hochschulen. Die jährlich veröffentlichten Rankings bieten diesbezüglich eine Orientierungshilfe. Die Entscheidung für ein bestimmtes Programm sollte aber nicht davon abhängen, sondern nach den individuellen Zielen und Bedürfnissen erfolgen, meint Walter Seböck, Leiter des Departments für Wirtschafts- und Managementwissenschaften der Donau-Universität Krems: »Die Eindimensionalität von Rankings zeigt sich darin, dass der Gehaltszuwachs eines der wichtigsten Kriterien darstellt. Ein herausragendes Masterprogramm soll aber darüber hinaus den Erkenntnisgewinn und die Persönlichkeitsentwicklung sicherstellen.«

Je vielfältiger die Teilnehmer eines Lehrgangs aus unterschiedlichen Nationen und Branchen zusammengewürfelt sind, desto interessanter entwickelt sich auch die Zusammenarbeit im Team. Üblicherweise gibt es kaum Frontalunterricht, sondern Gruppenarbeiten, meist in englischer Sprache. Gregor Bitschnau, Pressesprecher der Raiffeisen Zentralbank, der sich für den Executive MBA an der WU Executive Academy entschied, schätzte besonders den stark praxisorientierten Unterricht nach US-amerikanischen Methoden, mit Schwerpunkt auf Case Studies: »Von großem Vorteil war  das internationale Umfeld sowohl der Lehrenden als auch der Studenten.«

>> Wertvolle Kontakte <<

Im Idealfall ergeben sich durch das MBA-Studium Kontakte, die für die berufliche Vernetzung später  hilfreich sein können. »Der MBA bot mir eine gute Gelegenheit, Kontakte mit anderen Wirtschaftstreibenden und Kollegen zu knüpfen und mich fachlich mit ihnen auszutauschen«, bestätigt Klaus Lercher, Geschäftsführer der Trenkwalder Personaldienste. Wer gleich an einer ausländischen Business School studiert, muss für den MBA zwischen 50.000 und 80.000 Euro hinblättern. Etwas günstiger – 15.000 bis 42.000 Euro – sind heimische Anbieter, Fernstudien gibt es bereits unter 10.000 Euro. Mit etwas Glück und einer überzeugenden Bewerbung kann man ein Stipendium ergattern, manchmal bietet auch der Arbeitgeber zeitliche und finanzielle Unterstützung. Bei einem Vollzeitstudium hat man den MBA teilweise schon in zwei Semestern in der Tasche. Ein berufsbegleitendes Programm kann sich über zwei bis fünf Jahre ziehen.

Der Zeitfaktor ist ein wesentliches Kriterium. Flexible Module oder Fernlehrmöglichkeiten sollten deshalb schon bei der Auswahl des Programms in Betracht gezogen werden. »Was nützen die höchsten Akkreditierungen und nobelpreisverdächtige Vortragende, wenn das Programm nicht studierbar ist, da Sie als Führungskraft zeitlich unmöglich teilnehmen können?«, erinnert Donau-Uni-Bereichsleiter Seböck. Viele Studierende, die nach mehreren Jahren in der Wirtschaft wieder die Schulbank drücken, unterschätzen das Lernpensum und den doch erheblichen Aufwand für die schriftlichen Arbeiten. »Ich bin zeitweise wirklich an mein Limit gegangen«, erzählt Dagmar Lang, Geschäftsführerin des Manstein Verlags, die an der FH St. Pölten den MBA-Lehrgang für Medienmanagement absolvierte. »Es war hilfreich, dass ich alle gestellten Aufgaben sofort erledigt habe. Manche Kollegen haben Berge vor sich hergeschoben – für die wurde es zum Schluss sehr eng.«

>> Wissens-Update <<

Lang, die Germanistik und Geschichte studiert hatte, empfand vor allem den finanztheoretischen Teil als »echte Bereicherung meines Wissens«. Auch für Bitschnau war die Ergänzung zum Erststudium ausschlaggebend: »Ich wollte meine geisteswissenschaftliche Ausbildung durch eine wirtschaftswissenschaftliche ergänzen.« In Kombination mit einem technischen, natur- oder geisteswissenschaftlichen Studium ist ein MBA-Abschluss ein Plus für einen weiteren Karriereschritt. Für Betriebswirtschafter, die bereits über den Großteil des Business-Know-hows verfügen, wird meist ein Professional MBA mit einer Spezialisierung auf ein Fachgebiet empfohlen. »Zu uns kommen aber auch viele Wirtschaftsabsolventen, die schon einige Funktionen in Unternehmen durchlaufen haben und sich unter dieser Perspektive updaten«, erklärt Astrid Kleinhanns-Rollé von der WU Executive Academy. Trenkwalder-Chef Klaus Lercher entschied sich für den MBA-Studiengang »Internationales Management« an der Sales Manager Akademie: »Die Studieninhalte konnte ich gut mit meinem bisherigen Wissen aus dem Berufsalltag verknüpfen bzw. die neuen Kenntnisse gleich in die Praxis umsetzen.«

»In Zeiten von abteilungsübergreifenden Projektteams ist heute immer seltener der wissenschaftliche Typ gefragt, der im Labor allein vor sich hin forscht«, meint Sorge Drosten, Partner der Personalberatung Kienbaum in Düsseldorf. Teamfähigkeit und interkulturelle Kompetenz stehen im Mittelpunkt der Anforderungsprofile. International gilt der MBA als Eintrittskarte ins Management, auch wenn die Gehaltssprünge in Europa weniger groß ausfallen als in den USA. Das erworbene Managementwissen muss – ähnlich wie beim Führerschein – erst in der Praxis unter Beweis gestellt werden.

 

FACTS:

Bei einem MBA zählt weniger der Titel als das Renommee der Hochschule, bei der er erworben wurde. Deshalb lohnt es sich, auch etwas mehr in ein gutes Studium zu investieren. Entscheidend ist das Gesamtpaket: kompetente Professoren, internationales Umfeld, Kontakte zu namhaften Unternehmen. Zudem gewähren die meisten Business Schools Teilstipendien, bei denen 50 bis 80 % der Gebühren erlassen werden. Auch Stiftungen und Tageszeitungen vergeben regelmäßig Stipendien. In einigen Konzernen wird der MBA im Rahmen der Talenteförderung finanziert. Der Trend geht aber eindeutig in Richtung Eigeninitiative, sagt Astrid Kleinhanns-Rollé, Managing Director der WU Exexutive Academy: »Früher wurden mehr als die Hälfte der MBAs vom Unternehmen gesponsert, heute finanziert sich der Großteil das Studium selbst.«

Die Teilnahmegebühren und alle weiteren mit dem Studium verbundenen Kosten (Bücher, Fahrtkosten, Übernachtungen) sind steuerlich absetzbar. Unselbstständig Erwerbstätige können den MBA als Werbungskosten geltend machen. Selbstständige führen die Kosten als Betriebsausgaben an. Unternehmen, die ihren Mitarbeitern für die Weiterbildung finanziell unter die Arme greifen, können einen Bildungsfreibetrag geltend machen.


INFOS & LINKS:

IBSA International Business School Austria www.ibsa.co.at
Masterportal Österreich www.postgraduate.at
Donau-Universität Krems www.business-school.co.at
IfM – Institut für Management Hallwang www.ifm.ac/mba.asp
KMU-Akademie www.mba-ausbildung.at
LIMAK – Austrian Business School Linz www.limak.at
Management Center Innsbruck www.mci.edu
Montanuniversität Leoben mba.unileoben.ac.at
SMBS – Salzburg Business School www.smbs.at
WU Executive Academy www.executiveacademy.at

Last modified onDienstag, 09 Juli 2013 17:04
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