Familiensilber
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Kunst des Loslassens
Abseits von Bilanzzahlen und Controlling steht vor allem die mentale Befindlichkeit der Erben. »Was die Kinder einmal machen, kann und werde ich ihnen nicht vorschreiben«, sagte einmal der leider viel zu früh verstorbene Franz Josef Hartlauer. Der charismatische Fotolöwe hatte die Kinder im Griff, aber nicht im Würgegriff. »Natürlich freue ich mich, wenn sie weitermachen. Aber jetzt sollen sie einmal schnuppern. Und wenn es so weit ist, sollen sie machen was sie wollen«, so Hartlauer damals. Tochter Eva zog es ins Marketing, auch Sohn Robert wollte sich eigentlich abnabeln. Der Junior schwankte zwischen Erfahrungen in den USA und einer eigenen Firma, die als mobiler Optiker Behinderte und ältere Menschen betreut. Heute ist Robert Hartlauer ein bisschen stolz, die »Dinge ähnlich anzugehen« wie der Papa. »Er war sicher ein sehr dominanter Mensch, aber hat sich nie mit uns duelliert«, sagt der Junglöwe, der die »unglückliche Lage« von Kindern bedauert, bei denen der Beweiskampf mit den Altvorderen ständig virulent ist. »Ich kenne genug Vierzigjährige, die deswegen schon heute gebrochen herumschleichen«, so Hartlauer. Loslassen konnten auch Heidi und Paul Senger-Weiss, die sich letztes Jahr aus der operativen Führung in den Aufsichtsrat von Gebrüder Weiss zurückgezogen haben. Die Geschäfte führt als Vorstandsvorsitzender seither der ausgefuchste Speditionsprofi Wolfgang Nießner, flankiert von Peter Kloiber und den Senger-Weiss-Söhnen Heinz und Wolfram. Die Kontinuität ist so mittelfristig auch bei einem der ältesten Unternehmen österreichs gesichert. An einen Börsegang oder das finanzielle Engagement eines »strategischen Partners« denken die Inhaberfamilien Senger-Weiss und Jerie nicht. Die größte heimische Spedition wird auf absehbare Zeit ein Familienunternehmen bleiben.
Neue Zeiten, neue Sitten
Das Festhalten am Familienbesitz muss nicht die einzig wahre Zukunftsstrategie sein. Technologiebrüche und eine Expansionsstrategie haben beispielsweise die Besitzverhältnisse des auch bald 150 Jahre alten Compass Verlages umgekrempelt. Papa Futter war noch ein Computerverweigerer, seine Söhne Hermann und der jüngere Nikolaus sind jedoch »Internetgetriebene«, wie sie sagen. »In diesem Geschäft kann ich nicht den Chef eines Blumenzüchtervereins spielen«, gibt Hermann Futter zu Protokoll. Und bastelt mit dem Bruder an einem kleinen Netzimperium.
Dazu gehören mittlerweile der Traditionsverlag Hoppenstedt oder plan.at, um nur zwei der fünf Gesellschaften zu nennen, die das Portfolio heute aufpeppen. Der Wermutstropfen: Ohne das Engagement des schwedischen Bonnier Verlages wäre die rasche Expansion nicht machbar gewesen. Was es heißt, einen Betrieb zu übernehmen, haben auch Peter und Ewa Lehnert am eigenen Leib erfahren. Das Unternehmen impulse ist Büroservice, Firmensitz und übersetzungsbüro in einem. Wer Verträge in Chinesisch, einem indischen Dialekt oder in Urdu benötigt, ist in Wels gut aufgehoben. Leicht war für die jungen Lehnerts die übernahme freilich nicht. Aus familiären Gründen mussten erst die verwickelten Besitzverhältnisse geklärt werden. Vielleicht ein Grund, warum Peter Lehnert sich als Vorsitzender der »Jungen Wirtschaft« in der WKö nicht nur um Gründer, sondern auch um Nachfolger intensiv kümmert. Familien, die finanziell nicht aus dem Vollen schöpfen, sind bei übernahmen extrem gefährdet. Selbst Kapazunder wie die Kapschs hätten dank barwerter Erbschaftsansprüche vor wenigen Jahren noch beinahe unternehmerisch die Segel streichen müssen.
Miteinander reden
Unberührt von solchen Kleinigkeiten ist die Familie des jüngsten KHG-Schwarmes Fiona Swarovski. Ob Tyrolit an der Börse versilbert wird und welche Clanmitglieder in welchem Ausmaß davon profitieren, soll nach Gerüchten ganze Teams von hochbezahlten nationalen und internationalen Anwälten und Steuerrechtlern beschäftigt haben. Wenn dafür aber die Substanz fehlt - und das trifft auf fast jeden österreichischen übergeber zu -, ist man gut beraten, die Dinge rechtzeitig ins Reine zu bringen. »Machts mit der Firma, was ihr wollt«, hat Fotolöwe Franz J. Hartlauer seinen Kindern mitgegeben. »Aber ihr müssts miteinander reden«, war sein Nachsatz.