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Dach-Pergola erzeugt Strom und Gemüse

Werken im angenehmen Mikroklima: BOKU-Rektor Martin Gerzabek, ATB-Geschäftsführer Gernot Becker und Susanne Lins, tatwort Nachhaltige Projekte. Werken im angenehmen Mikroklima: BOKU-Rektor Martin Gerzabek, ATB-Geschäftsführer Gernot Becker und Susanne Lins, tatwort Nachhaltige Projekte. Foto: Christian Houdek

Ein begrüntes Dach, offen für Erholung und nachhaltige Ressourcenwirtschaft? Es klingt nach einem trivialen Konzept und ist in seiner Umsetzung doch eine hochkomplexe Angelegenheit – zumindest in der Stadt. Nach dreijähriger Projektentwicklung wurde im August am Standort der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) das Ergebnis eines Forschungsprojekts präsentiert, das in die moderne Gebäudebewirtschaftung Einzug halten soll. Eine begrünte Terrasse am Dach der BOKU im 19. Bezirk schafft einen lebensfreundlichen Ort zum Verweilen und für den Gemüseanbau. Die Pergola in Modulbauweise spendet mit halbtransparenten Photovoltaik-Modulen zudem Schatten und erzeugt Grünstrom.

„Bislang standen die Nutzungen für Solarerzeugung  und Dachbegrünung in direkter Konkurrenz. Die Bauträger mussten sich für eine der beiden Konzepte entscheiden. Mit unserer Kombination werden Dachflächen dreifach genutzt: Freiraum, Grünraum, PV-Strom. Alles auf einem Dach“, erkläutert Susanne Lins, Geschäftsführerin tatwort Nachhaltige Projekte und Leiterin des Projektes.

Der PV-Dachgarten besteht aus einem Gründachaufbau, einer in Holz oder Stahl gefertigten Pergola und einer Überdachung mit PV-Modulen. In der Versuchskontruktion kommen Module von Erthex Solar zum Einsatz. Eine Dachgarten-Einheit misst 56 m² und liefert 5,6 kWp Strom. Der Dachgarten liegt mit derzeit noch 1.400 Euro pro Quadratmeter in etwa im Kostenrahmen eines Wintergartens – liefert zum selben Preis aber mehr. „Die Photovoltaik liefert Strom für das Gebäude und die Begrünung wirkt wie eine Klimaanlage für das oberste Geschoß, das im Sommer ohnehin häufig von Überhitzung betroffen ist. Der Gründach-Aufbau wirkt als Schutzpanzer für die Dachhaut und verlängert deren Lebensdauer. Dadurch, dass Regenwasser gespeichert wird, werden Abwassergebühren gespart. Und nicht zuletzt, sind glücklichere Mieter auch loyalere Mieter“, zählt Lins auf. Sogar die Biodiversität in der Stadt ist positiv betroffen, in dem ein Angebot für Bienen und andere Insekten geschaffen wird. Derzeit werden erste Umsetzungsprojekte gesucht. Ein Projekt im 23. Bezirk ist bereits im Gespräch.

Das BOKU-Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau entwickelte den Gründachaufbau mit Bewässerungssystem sowie ein passendes Pflanzensortiment. ATB Becker entwickelte die technischen Konstruktionspläne in einer Kooperation mit Alukönigstahl und der voestalpine Krems, die ein neuartiges Stahlprofil, das Gewicht und Kosten einspart, konzipierte. ATB-Geschäftsführer Gernot Becker ortet einen weltweit wachsenden Markt für die kombinierte Dachbewirtschaftung. „Wir haben sogar einen Interessenten aus Saudi-Arabien. In den unterschiedlichen Regionen werden lokal geeignete Pflanzen zum Einsatz kommen.“

Der Forschungsdachgarten in Wien wird jedenfalls gut angenommen. Die Pergola wird oft frequentiert, Sitzpätze im Schatten der Module und Pflanzen sind meist rar. „Urban Gardening“ hat bei den Studierenden ohnehin Tradition. Die Kühlschränke der BOKU sind mit selbstgemachtem Pesto gut gefüllt.

Last modified onFreitag, 21 August 2015 10:20
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