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Politik ohne Energie

Europas Performance ist jedoch dürftig, so die Experten Karin Kneissl und Gerhard Mangott beim EAA-Energie-Talk »Russlands neue Energiepolitik. Was erwartet Europa nach 2008?«

Das politische Projekt Nabucco ist tot, das wirtschaftliche Projekt wäre machbar, wenn die Gazprom mitmacht«, meint der Uni-Professor und Russland-Experte Gerhard Mangott im Rahmen einer Podiumsdiskussion. Seiner Ansicht nach führe die Nabucco-Pipeline nicht weg von russischem Gas, sondern hin zu iranischem Erdgas.»Wir sollten alles tun, um Blockaden zu vermeiden«, warnt Mangott vor einer weiteren Isolation des Iran. Iranisches Erdgas sei eine Alternative für Europa. »Wir sollten dort intensiv investieren«, meint er.

Als »eher tot« qualifiziert auch die Energiewirtschafts- und Nahost-Expertin Karin Kneissl das ehrgeizige Pipelineprojekt, das die OMV mit Partnern realisieren möchte. Ihrer Ansicht nach scheren die Teilhaber des Konsortiums zunehmend aus. Ihr leuchtet auch nicht ein, wofür die EU zuletzt einen EU-Koordinator für Nabucco bestellt hat. Es gäbe inzwischen viele offene Fragen: Ungewiss sei zum Beispiel, wie sich die ungarische MOL nach dem übernahmeangebot der OMV und den bekannten Nebengeräuschen künftig verhalten wird. Nicht klar definiert seien auch die Forderungen des Transitlandes Türkei: »Die Türkei will importieren und reexportieren und nicht einfach die Rolle als Hub erfüllen«, glaubt Kneissl. Dazu komme, dass nicht gesichert sei, ob die iranischen Gasreserven, für die Nabucco auch gebaut werden soll, überhaupt reichen, um eine nach Indien geplante Pipeline und jene nach Europa zu speisen, so Kneissl. Nach der Einschätzung von Mangott sei für einen wirtschaftlichen Betrieb von Nabucco eine jährliche Erdgasmenge von 30 Milliarden Kubikmetern nötig. Der als Gast anwesende Otto Musilek, früherer Vorstand der OMV-Gas, meint hingegen, dass der Bau mit acht Milliarden gesicherter Einspeisung begonnen werden könnte. Am Tag nach der Veranstaltung widersprach auch der Geschäftsführer der Nabucco Gas Pipeline GmbH, Reinhard Mitschek, den Experteneinschätzungen entschieden. Es gäbe vitales Interesse an Transportkapazitäten, das Projekt würde manchmal totgesagt, das Gegenteil sei aber der Fall, so Mitschek. Seiner Einschätzung nach werde Nabucco 2012 mit rund acht bis zehn Milliarden Kubikmetern zu transportieren beginnen. In den Jahren danach werde die Transportleistung sukzessive auf 30 Milliarden Kubikmeter steigen, so Mitschek, für den die Aussagen von Mangott und Kneissl »unverständlich« sind.

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