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Weit unterschätzt

Unter anderem zeigt das Library Learning Center (nicht im Bild) der WU Wien, was im Trockenbau alles möglich ist. Integriert sind auch Heiz- und Kühlsysteme. Unter anderem zeigt das Library Learning Center (nicht im Bild) der WU Wien, was im Trockenbau alles möglich ist. Integriert sind auch Heiz- und Kühlsysteme.

Brandschutzhemmende Elemente, Objekte zur Schallabsorption und besseren Raumakustik, als optische formgebende Verkleidung – all das ist mit Trockenbau möglich. Der Beruf des Trockenbauers ist heute anspruchsvoll und vielseitig.

Die Menschen können mit dem heutigen Trockenausbaubegriff vielfach nichts mehr anfangen. Viele verstehen darunter nur Gipskarton«, bedauert Gregor Todt, Präsident des Verbandes Österreichischer Stuckateur- und Trockenausbauunternehmungen VÖTB. Dabei ist der Trockenbau heute ein Schlüsselgewerk und entwickelt sich laut Rainer Haubenwaller, Geschäftsführer von RHTB, in Richtung Ingenieurleistung. Schall- und Brandschutz sind zentrale Themen. Durch den ökologisch hochwertigen Rohstoff kommen moderne Trockenbausysteme auch der Entwicklung hin zu Green Buildings in besonderem Maß entgegen. Die leichte Bauweise verringert das Transportvolumen und reduziert den Baustellenverkehr. Die problemlose Rückbaubarkeit der Systeme ermöglicht die Wiederverwendung des Materials samt sortenreiner Trennung. »All diese Eigenschaften machen den Trockenbau in Green Buildings unersetzlich«, betont Michael Allesch, Geschäftsführer von Rigips (siehe auch Interview "Wir lassen viel auf der Baustelle liegen"). Dank konsequenter Umsetzung des Masse-Feder-Masse-Prinzips sind mit schlanken Wandaufbauten hohe Schalldämmwerte zu erzielen. Trockenbau-Kühldecken sorgen für regelmäßige Raumtemperierung. »Ich möchte in keinem Büro mehr mit Klimaanlage arbeiten«, berichtet etwa Kommunikationsverantwortlicher Andreas Bauer von seinem Arbeitsplatz bei Knauf. Für Angelika Aulinger, Geschäftsführerin von Fermacell, ist auch die Schlankheit im Trockenbau entscheidend. »Wir haben die Schallschutz- und Brandschutzklassifizierung für eine Wohntrennwand mit 160 mm Dicke.« Eine sehr wirtschaftliche Lösung, denn jeder Quadratzentimeter Flächenersparnis bedeutet mehr Ertrag.

Fehlende Qualifizierung
Das teils schlechte Image ist für Aulinger historisch bedingt, sie verweist dabei auf die lange Ziegelgeschichte und die nicht ausreichend kommunizierten Chancen im Trockenbau. Der Preiskampf am Bau sorgt laut Verband außerdem dafür, dass oft Billigarbeitskräfte ohne ausreichende Qualifizierung eingesetzt werden. Todt berichtet von einem Fall in Steyr, wo Schnellsiedekurse für das Handwerk Stuckateur/Trockenausbau angeboten werden. Nach einer Woche erhalten die Teilnehmer jene Bestätigung, für die es üblicherweise drei Jahre Lehre braucht. »Das ist eine Katastrophe für unser Handwerk.« Der Faktor Personal ist entscheidend. Herrschte früher bezogen auf den Einheitspreis das Verhältnis 35:65 Personal zu Material, ist es heute genau umgekehrt. Todt fordert daher eine Neuorientierung der gesamten Trockenbaubranche. »Jeder glaubt, er kann Trockenbau machen, aber der technische Anspruch ist extrem gestiegen – aufgrund der rascheren Bauweisen und gestiegener technischer Herausforderungen.« Als Beispiele nennt Todt Kühldecken und die anspruchsvolle Bauphysik bei dichten Gebäuden.

Wider dem schlechten Image
Der Trockenbau stellt heute dem schlechten Image zum Trotz eine sehr moderne Bauweise mit vielen Vorteilen dar. Als entscheidend wird der Faktor Zeit gesehen. »Der trockene Innenausbau steht für Geschwindigkeit am Bau«, betont Angelika Aulinger. Trockenbau verlangt keine Austrocknungszeiten, Decken und Wände sind einfach zu errichten, der hohe Vorfertigungsgrad bis hin zu komplett vorgefertigten Wand- und Deckenkonstruktionen bringt eine massive Verkürzung der Bauzeit. Teilweise muss auf der Baustelle nur mehr verspachtelt und bemalt werden. Großflächige Beplankungen verkürzen die Bauzeiten zusätzlich. Auf nachträgliche Änderungen der Grundrissgestaltung sowie der Brand- oder Schallschutzanforderungen kann schnell und einfach reagiert werden. Die geringen spezifischen Plattengewichte erlauben eine einfache Handhabung. Die leicht zu verarbeitenden Gipsfaserplatten eignen sich vom Keller bis zum Dach, für Alt- und Neubau, von der Teillösung bis zum Objektgeschäft.

»Wir bieten heute Brandschutzlösungen für höchste Risikobereiche. Unsere Schallschutzsysteme ermöglichen modernes behagliches Wohnen, auch wenn der Subwoofer in der Nebenwohnung voll aufgedreht ist«, lacht Michael Allesch. In Schallschutz muss künftig vermehrt inves­tiert werden, zeigt er auf, denn wenn sich die Wohndichte verstärkt, wird auch der störende Geräuschpegel zunehmen. Allesch nennt dazu die schalldämmenden Rigips Duo’Tech Performance Platten. Die Klebeschicht zwischen den Plattenlagen dämpft die auftreffende Schallenergie durch Mikroschwingungen und gibt nur noch einen kleinen Teil der Schallwellen weiter. Eine Vorsatzschale im Duo’Tech-System vor einer massiven Innenwand kann eine Schalldämmverbesserung um bis zu 19 dB bedeuten, also eine Reduktion des Schallpegels um 75 Prozent. Die Rigips Platte Activ’Air sorgt mit ihrem organischen, mineralischen Wirkstoff für eine deutliche Schadstoffreduktion der Raumluft. Laut Gregor Todt braucht es rund um die positive Wirkung des Trockenbaus eine Bewusstseinsbildung, ebenso ein engeres Zusammenrücken der Verbände mit der Innung und der Wirtschaftskammer. Es dürften zudem keine freien Gewerbeberechtigungen vergeben werden, denn die Arbeiten am Bau erfolgen dann oft mit allen Materialien, ohne Detailwissen.

Innovative Branche
»Ich denke, dass kaum in einem anderen Sektor der Bauwirtschaft so große Innovationsleistungen erbracht wurden wie im Trockenbau«, ist Michael Allesch überzeugt. Das Trockenbauportfolio kann sich sehen lassen, hier ein kleiner Auszug: RHTB tritt als Komplettanbieter mit integriertem Schnittstellenmanagement auf. »Wir bieten Doppelböden aller Art inkl. sämtlicher Bodenbeläge, Wandkonstruktionen von der Ständerwand bis zur Systemtrennwand aus Glas, abgehängte Decken vom Außenbereich über hochwertige Akustikdecken bis zum Heiz- und Kühlsystem«, informiert Rainer Haubenwaller. Ein innovatives Produkt bei Fermacell ist die greenline – eine Trockenbau-Platte, die in der Raumluft enthaltene Schadstoffe aufnimmt und dauerhaft bindet. Knauf Drystar ist eine sichere Lösung für Feucht- und Nassräume. Das Board besteht aus einem Hightech-Vlies und einem Spezialgipskern, wirkt wasserabweisend und ist schimmelresistent. Es ist auch geeignet als Beplankung von Unterdecken im nicht direkt bewitterten Außenbereich.

Angesprochen auf das Thema Feuchtigkeit nennt Angelika Aulinger das Fermacell Powerpanel TE Gefälle-Set 2.0, eine wirtschaftliche Trockenbaulösung für bodengleiche Duschen. Durch die ze­mentgebundenen Leichtbetonplatten ist das System eine durchgehende Trocken­estrich-Konstruktion. Andreas Bauer von Knauf wertet das Cocoon Stahl-Leichtbausystem als bedeutenden Fortschritt in der modernen Trockenbauweise. »Bislang sind Trockenbaulösungen bei einer tragenden Funktion an ihre Grenzen gestoßen. Mit dem Cocoon Transformer-System können Weitspannträger bis zu 14 Meter und Wände und Vorsatzschalen bis zu einer Höhe von über 20 Metern realisiert werden,« so Bauer und verweist auf eine Baustelle im 15. Wiener Gemeindebezirk, wo die Knauf Aquapanel Cement Board den Außenbereich erobert.

Trockene Zukunft
»Wir müssen uns völlig neu orientieren«, sieht Gregor Todt die Zukunft des Trockenbaus. Das Material sei genau kalkulierbar, bei einer Palette gibt es etwa eine Schwankung von drei bis sechs Prozent je nach Höhe des Verschnitts. Daneben treten vielleicht noch Logistik- und Transportkosten auf, die berücksichtigt werden müssen. Das Hauptproblem bilden die Personalkosten. Die Lösung für Todt: Hightech-Trockenbauer als Generalunternehmer für den gesamten Innenausbau. Das reicht von Böden über Wände, Decken, die künstlerische Gestaltung bis zu Brand-, Schallschutz und statischen Anforderungen. Diese Forderung wird von der Bauwirtschaft mitgetragen. Als entscheidend sieht die Branche das Herantragen der Vorteile des Trockenbaus, seiner neuen Einsatzmöglichkeiten und Besonderheiten an die verantwortlichen Stellen.


 
Junior Trophy
Bei der Knauf Junior Trophy 2016, einem internationalen Trockenbaulehrlings-Wettbewerb, Anfang Juni in Vilnius erreichte das österreichische Team der Landesberufsschule Wals hinter Belgien, Russland und dem Gewinner Bulgarien den vierten Platz. »Wir sind aus österreichischer Sicht durchaus zufrieden mit dem Ergebnis. Die Erfahrungen der teilnehmenden Lehrlinge, die sie hier bei diesem internationalen Wettbewerb machen konnten, sind unbezahlbar und werden sie das ganze Berufsleben über begleiten«, so Andreas Bauer, Kommunikationsverantwortlicher bei Knauf.


Im Bild: Bernd Landsmann, Leiter der Knauf Architektenbetreuer, Karl Hofstadler, Berufsschullehrer der Landesberufsschule Wals, Trockenbaulehrling Philipp Gruber, Mag. Andreas Bauer, Knauf Kommunikationsverantwortlicher, und Trockenbaulehrling Simon Hofer.


 Referenz: Allianz Stadion in Wien-Hütteldorf

Das neue Allianz Stadion des österreichischen Rekordmeisters SK Rapid Wien ist für viele Unternehmen ein aktuelles Referenzprojekt, auf das man zu Recht stolz ist. Standen lange Zeit die Strabag als Totalunternehmerin und Oberndorfer mit seinen spektakulären Betonfertigteilen für die Tribünen im Fokus, wurde in den vergangenen Wochen und Monaten letzte Hand an das nicht minder beeindruckende Innenleben des neuen Fußballtempels gelegt.

Eine der größten Herausforderungen des Gesamtprojekts war der knapp bemessene Zeitrahmen. Hinter vorgehaltener Hand wurde schon auch das eine oder andere Mal Zweifel geäußert, ob der Übergabetermin Ende Juni halten wird. Dass sich schlussendlich alles gut ausgegangen ist, dafür darf die Strabag auch ein kurzes Dankeschön in Richtung Wettergott schicken, denn der milde Winter war eine überaus willkommene Unterstützung. Aber auch Rigips hat mit seinen Innenausbaulösungen seinen Teil zum zügigen Baufortschritt beigetragen. Hinter den hübschen Fassaden, den beeindruckenden Logen, dem Museum, der Kapelle, den Küchen und unzähligen Nassräumen verbergen sich neben zahlreichen Standardlösungen einige Spezialprodukte von Rigips. So kommt etwa in allen Toilettenanlagen sowie den Küchen die Rigips Aquaroc zum Einsatz. Die Zementplatte ist sowohl für Wand- und Deckenbereiche geeignet und bietet sicheren Schutz vor Spritzwasser, lässt sich dabei aber fast so mühelos wie eine normale Gipsplatte verarbeiten.

Dort, wo höchste Anforderungen an den Schall- und Brandschutz bestehen, wie in den Logen des VIP-Bereiches oder dem Pressebereich, vertraut man auf die Duo´Tech Schallschutzplatte. Diese Schallschutzplatte besteht aus zwei Gipskartonplatten, die mittels Spezialakustikkleber vollflächig verbunden sind. Diese Klebeschicht dämpft die auftreffende Schallenergie durch Mikroschwingungen und gibt nur noch einen kleinen Bruchteil dieser Energie weiter.

Und schließlich kommen über den gesamten Innenbereich des Stadions verteilt Ridurit-Bekleidungen zum Einsatz, die tragende Stahlbauteile wie Stützen und Träger über 90 Minuten zuverlässig vor Brandeinwirkung schützen. Besonders herausfordernd war der Innenausbau im architektonischen Hingucker des Stadions, der »Röhre«. »Im Gegensatz zu klassischen Wohnprojekten kommt man mit Standardlösungen hier nicht weit. Hier sind etwa bei den Außenschrägen der Röhre individuelle Lösungen gefragt. Damit hat man natürlich eine tolle Referenz«, freut sich Rigips Geschäftsführer Michael Allesch, Teil dieses Großprojekts zu sein.

Rigips-Rpodukte im Allianz-Stadion:

ca. 20.000 m² Gipskarton-Bauplatten
ca. 5.000 m² Feuerschutzplatten
ca. 500 m² Duo’Tech-Schallschutzplatte
ca. 5.000 m² Aquaroc-Zementplatte für Nassräume
ca. 50.000 lfm Trockenbau-Metallprofile

Last modified onMontag, 29 August 2016 17:41
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