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Nachhaltiges Bauen und ­Planen – ohne Ausbildung?

Am 18. Mai war es wieder so weit: Die Bundeskammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten lud zur Podiumsdiskussion. Aktuelles Thema: Die Rolle der Nachhaltigkeit in der Ausbildung. Das Ergebnis: Es gibt noch viel zu tun.

 Es ist ein leidiges Thema. Wie praxisorientiert, wie nachhaltig und wie sehr an den Realitäten der Bauwirtschaft orientiert muss die Ausbildung von Architekten sein? Antwort: Sie sollte es sein, ist es in der Regel aber nicht. »Es geht in der Ausbildung von Architekten doch immer noch vor allem um das Entwerfen«, sagte Peter Maydl, Vorsitzender des Ausschusses Nachhaltigkeit der Bundeskammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten, in seiner Begrüßung zur Podiumsdiskussion »Nachhaltiges Planen und Bauen – ohne Ausbildung?«. Zwar räumt Maydl ein, dass es bereits einzelne Ansätze zum Thema Nachhaltigkeit im Bausektor gäbe, etwa in Krems, Wien und Graz, die Regel ist es aber noch nicht. Wichtig wäre vor allem eine stärkere Interdisziplinarität der Ausbildung.  »Architekten und Bauingenieure müssen lernen, wie der jeweils andere Part denkt«, fordert Maydl. Dazu sei eine weitergehende Zusammenarbeit als bisher – z.B. bei Projektarbeiten während des Studiums – an den Universitäten notwendig. Nachhaltigkeit sei kein singuläres Fach, sondern müsse in alle Einzeldisziplinen einfließen.

Ganzheitliches Denken
Aus unmittelbarer Nähe kennt Christian Kühn die Problematik. Als Studiendekan der Studienrichtung Architektur an der TU Wien warnte er davor, das Thema allzu sehr aufzublasen. »Man wird die Welt nicht durch das Passivhaus retten können.« Es gehe nicht mehr nur um »ökologische versus andere Architekten«. Den Auftrag der Universitä­ten sieht er darin, ganzheitliches Denken transparent zu machen und in den neuen Bachelor- und Masterstudiengängen zu verankern, wie beispielsweise im TU-Studiengang »Bauen in ökologischen Systemen«. Als weitere heiße Eisen bezeichnete er die Themen Praxisorien­tierung und postgraduale Ausbildung.
Aus der gelebten Praxis erzählte Ursula Schneider, Geschäftsführerin pos architekten ZT-KG, und deckte damit ein Kernproblem der Thematik auf: Auch wenn es in den Ausbildungsstätten langsam ein Umdenken gäbe, kommt »in ihrem Büro von nachhaltigkeitsorientierter Ausbildung nichts an«. Es sei nicht im Bewusstsein verankert, dass Gebäude ein Energiezustand sind, der umfassend in die Umwelt eingebettet werden müsse. Mit ihrer Forderung, wonach architektonische Entwürfe Ästhetik und Ökologie verbinden müssten, erntete sie viel Zustimmung. Wie realistisch die Umsetzung dieser Forderung ist, bleibt abzuwarten.

Über den Entwurf hinaus denken
Von einer ganz anderen Seite präsentierte sich Klaus Daniels, Professor für Entwerfen und Gebäudetechnologie an der TU Darmstadt. Bei ihm ruft der Begriff Nachhaltigkeit Aggressionen hervor, »weil er zum reinen Modewort verkommen ist«. Wichtig sei, dass die Studierenden lernen, über ihren Entwurf hinaus zu denken. Die im Studium vermittelten Inhalte blieben jedoch nicht hängen, weil kaum Zeit sei, sie praxisnah zu vertiefen. Außerdem könnten einige »ältere KollegInnen« die Ideen der Nachhaltigkeit nicht adäquat vermitteln.

Einstellung ändern
Christoph Achammer, Vorstandsvorsitzender und Architekturpartner ATP Architekten und Ingenieure sowie Professor an der TU Wien, gab zu bedenken, dass vor der Diskussion über Studieninhalte erst einmal geklärt werden müsse, ob integrales Denken in der Bauplanung überhaupt gewünscht sei. Für ihn geht es nicht um Wissen, sondern um eine von Grund auf geänderte Haltung der einzelnen Planungsdis­zi­plinen. Wie die Disziplinen heute zueinander stehen, erklärte er auf sehr amüsante Weise: »Zu Beginn ihrer Ausbildung verstehen sich ArchitektInnen, Inge­nieurInnen und HaustechnikerInnen noch blendend. Bei deren Abschluss verlassen sie mit professionellem Hass aufeinander die Bildungsstätte. Wir stehen heute erst am Anfang einer Entwicklung hin zu erfolgreichen Bildungsprogrammen.«

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