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»Ihren Ausweis bitte!«

Es gibt in der Sicherheitstechnik kein »nur« oder »entweder oder«. Es gibt nur ein bestmögliches Miteinander mehrerer Komponenten.

Von  Cornelia Mayr

 Mehr Sicherheit – das wird heute fast überall erwartet. Studien belegen, dass in wirtschaftlich schwierigen Zeiten das Sicherheitsbedürfnis steigt. Einige Alarmanlagenspezialisten sprechen sogar von Umsatzsteigerungen. Andere behaupten, dass die erhöhte Nachfrage eher auf die Steigerungen bei den Wohnungseinbrüchen zurückgehen würde. Doch: »Das Sicherheitsbewusstsein ist in den letzten Jahren sicherlich größer geworden«, ist Leopold Gallner, Geschäftsführer der ekey biometric systems Gmbh, überzeugt. Grenzen seien geöffnet worden und Wohnungs- und Autotüren nun verschlossen, die früher vielleicht offen waren.

Leistbare Lösungen
Bei ekey wird mit einer Fingerscanmethode gearbeitet: Zugangsberechtigte Personen können mit dem Berühren des Fingerscanners versperrte Zutritte öffnen. In der einfachsten Variante ist das Öffnen einer Tür ganz allein mit einem Fingerscanner möglich, bei komplexeren Zutrittslösungen ist eine Vernetzung mit einem IT-System gegeben. Fingerprints werden für den Passwort­ersatz bei PCs, bei Gebäudezutritten, bei der Zeiterfassung, im privaten Bereich bei Türen oder zum Beispiel bei der Drucker­ansteuerung verwendet. Bei größeren vernetzen Projekten käme es darauf an, um wie viele Personen und um wie viele Türen es geht. Im Privatbereich ist die Teilnehmerzahl einer Fingerprint-Lösung auf 99 beschränkt, im vernetzten Bereich ist sie unbegrenzt. Um wie viel die­se Methode sicherer ist als herkömmliche Schlüssel, Karten oder Codes? »Der Fingerabdruck ist ganz bestimmt sicherer als eine Bankomatkarte«, meint Gallner. Auch könne kein Schlüssel gestohlen werden. In Unternehmen sei gewährleistet, dass Karten bei Zutritten oder der Zeiterfassung nicht an andere weitergegeben werden. Die Hälfte der Anwendungen wird an Private sowie an Vereine wie das Rote Kreuz etc. verkauft, der Rest an Unternehmen unterschiedlichster Branchen. Gerne reihen sich unter die Kunden auch Banken wie die Raiffeisenbanken oder Sparkassen. Vertriebspartner sind Hersteller wie Actual, EVVA, Genböck Häuser, Internorm, Normstahl, Ritto, Schüco, Siblik, Topic, Winkhaus etc.
 
100.000 Anwendungen verkauft
Forschung und Produktion von ekey sind in Österreich beheimatet. Etwa 14 Prozent des Umsatzes werden für Entwicklungskosten ausgegeben. »Unsere Produkte sind zu 100 Prozent österreichische Wertschöpfung, wir machen alles von der Idee bis zum fertigen Produkt«, so Gallner. Ziel sei es, im Alltag keine Schlüssel, Codes oder Karten mehr verwenden zu müssen. Seit 2004/05, der Gründung des Unternehmens, bis heute wurden 100.000 Anwendungen verkauft. Der Exportanteil beträgt etwa 65 Prozent. In mehr als 60 Ländern weltweit werden die ekey-Lösungen angeboten. Neben der Zentrale in Österreich werden auch in Deutschland und der Schweiz Niederlassungen unterhalten. Insgesamt arbeiten dort 70 Mitarbeiter, allein in Österreich sind 50 beschäftigt. Denn die Hauptabsatzmärkte sind vor allem in Europa: Deutschland, Österreich, Italien, England, die Niederlande und die Schweiz. »Wir spüren schon auch die Wirtschaftskrise«, so Gallner. Man versucht ihr aber Herr zu werden, indem neue Produkte auf den Markt gebracht werden.

Fingerscanner mit Funkzylinder
Neu ist nun ekey lock, ein Fingerscanner mit Funkzylinder zum Nachrüsten der Haustür. Das Produkt ekey lock besteht aus einem Fingerscanner sowie einem Funk-Schließzylinder mit gro­ßer Reichweite. Der Fingerscanner sendet bei Erkennen eines eingespeicherten Fingers ein verschlüsseltes Funksignal an den Schließzylinder, der mit einer handelsüblichen Batterie betrieben wird. Über den integrierten Drehknopf des Zylinders kann nun die Tür aufgesperrt werden. Die Reichweite beträgt bis zu zehn Meter. Er sitzt in der im Haus befindlichen Steuereinheit des Fingerscanners. ekey lock ist einfach in der Umrüstung und simpel zu bedienen. Es ist für alle Türen geeignet, kann in kürzester Zeit eingebaut werden und ist ohne Kabelverlegen in der Tür möglich. Die Funk-Schließzylinder, die bei ekey lock zum Einsatz kommen, werden vom bayerischen Schließsystem-Produzenten Uhlmann & Zacher hergestellt. Damit ist eine einfache Installation und Programmierung des Schließzylinders ohne Techniker oder PC möglich. Ein großer Drehknopf garantiert auch bei schweren Türen eine komfortable Handhabung. Zudem kann der Schließzylinder jederzeit mit einer externen Stromquelle betrieben werden, so dass auch bei einer leeren Batterie die Türen noch geöffnet werden können.


Fingerabdruckverfahren
Fingerabdruckverfahren gelten als kostengünstig und sehr sicher. Doch auch innerhalb dieser Gruppe gibt es unterschiedlich sichere Methoden. Bei der optischen Methode wird ein Bild vom Fingerabdruck generiert. Sicherer ist die Messung des Finger-Hautwiderstandes. Die derzeit sicherste ist die thermische Methode. Dabei werden die Temperaturunterschiede zwischen den Tälern und Hügeln des Fingerabdrucks gemessen. Aus den Messungen wird ein Abdruck errechnet, und hieraus wiede­rum ein Minuzientemplate erzeugt. Bei einem solchen Template handelt es sich um einen binären Code, der anhand der Verhältnisse der Minuzien zueinander erstellt und mit dem Referenztemplate in der Datenbank verglichen wird. Minuzien sind bestimmte Merkmale des Fingerabdrucks. Es gibt sieben verschiedene Merkmalsarten. Der Finger hat durchschnittlich 30 Minuzien.

Großer Technologiewechsel
»Das Sicherheitsbedürfnis hat in den letzten Jahren merkbar zugenommen«, sagt auch Wolfgang Baumgartner, Geschäftsführer der Netavis Software GmbH. Zurzeit würde ein großer Technologiewechsel von analog auf IP (Internet Protocol) stattfinden. Die Videosysteme werden auf IP-Basis, also auf Netzwerktechnologie installiert. »Wir liefern dem Kunden ein offenes System«, erklärt Baum­gartner. Mit diesem könne dann der Kunde gegebenenfalls seine bestehende Infrastruktur und verschiedene Kameras – analog oder digital – benutzen. Damit kann rasch auf neue technische Entwicklungen zum Beispiel bei Kameras reagiert werden. Mit dieser Netzwerktechnologie ist es zum Beispiel möglich, vom Headquarter in Wien auf seinen Markt in Zagreb zuzugreifen.

Megapixelkameras im Kommen
Im Kommen sind vor allem die digitalen Megapixelkameras, die eine sehr hohe Auflösung haben. »Die sind augenscheinlich besser als klassische analoge Kameras. Alle gehen diesen Weg«, meint Baumgartner. Für eine IP-basierte Lösung sind folgende Komponenten nötig: Kameras, Netzwerk, Server, Software sowie PC oder Laptop. Pro Installation einer Kamera – inklusive Software, Serverhardware, Netzwerk und Installation – können die Kosten 1.000 bis 1.500 Euro betragen. »Gerade bei modernen Gebäuden ist die Netzwerkverkabelung ja bereits schon da«, erklärt Baumgartner. Zusammengearbeitet wird mit allen wesentlichen Playern auf dem Videokamera-Markt. IP-basierte Systeme können auch mit Alarmanlagen und Zutrittssystemen gekoppelt werden, weniger oft ist das bei Brandschutz der Fall.  

Zusatzfunktionen für Marketing
Der neueste Schrei ist das Thema Videoanalysen, wo die Videostreams automatisch ausgewertet werden. Dabei dient die Videoaufzeichnung nicht nur der Sicherheit, sondern mithilfe der Videoanalyse wird zum Beispiel zusätzlich die Kundenfrequenz für das Marketing aufgezeichnet. Der Unternehmer erfährt somit, wie viele Leute bei seinem Geschäft vorbeigehen, wer davon hineingeht, und wie viele Kunden gerade in welcher Abteilung sind. Mit einem Thermodiagramm lassen sich diese Kundenströme darstellen. Durch die Kombination von Kundenfrequenzen und von Businessdaten kann die sogenannte Conversion Rate besser kontrolliert werden: Feststellbar ist, wie viele Kunden zu einem gewissen Zeitpunkt im Geschäft sind und wie viele davon auch tatsächlich etwas gekauft haben. »Der Datenschutz ist damit dennoch gewährleistet«, so Baum­gartner. Die Daten, die über die Videoanalyse-Projekte erfasst werden, sind nicht personalisiert.

Umfassende Sicherheitsberatung
»Das Thema Sicherheit hat vor allem in den Unternehmen und Organisationen einen sehr hohen Stellenwert«, ortet Alexandra Nagy, Head of Corporate Communications bei EVVA. Die Sensibilität und die Bereitschaft, sich intensiv mit den Fragen der Sicherheit im eigenen Umfeld zu beschäftigen, hätte deutlich zugenommen. Im Privatbereich achtet man mehr auf Fenster und Balkontüren, hinterfragt die Absicherung an der Eingangstüre und erwägt eine Alarmanlage. Im Objektbereich befasst man sich auch verstärkt mit dem Thema, wer, wo und wann Zutritt hat. Was passiert, wenn Mitarbeiter das Unternehmen verlassen, wer kann ein vertrauensvoller Anbieter für mein Sicherheitsbedürfnis sein? »Eine professionelle Sicherheitsberatung fängt somit nicht erst bei den Produkten an, sondern bei den Bedürfnissen des Objektes und der Menschen darin«, erklärt Nagy.


Gefahrenpotenziale identifizieren
Ein weitläufiges Industrieunternehmen auf einem großen Betriebsgelände wird das Thema Perimeterschutz oder auch Alarmanlage als sehr wichtig einschätzen, ein Verwaltungsgebäude hingegen wird wahrscheinlich eher sein Rechenzentrum als Hochsicherheitsbereich einstufen und dafür eine elektronische Zutrittskontrolle in Erwägung ziehen, eine Volksschule wird ein hochwertiges mechanisches Schließsystem für seine Klassenräume bevorzugen. »Das ist die große He­rausforderung eines Herstellers: Immer einen Schritt voraus zu sein, mögliche Gefahrenpotenziale zu identifizieren und dafür Lösungen zu entwickeln«, so Nagy.



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Securitas Sicherheitsdienstleistungen GmbH
»Wir merken in Anbetracht der steigenden Kriminalitätszahlen ein steigendes Sicherheitsbedürfnis und eine steigende Nachfrage nach Sicherheitslösungen im privaten und gewerblichen/industriellen Bereich«, sagt Martin Wiesinger, Geschäftsführer Securitas. Für Privatkunden werden bei Securitas kostengünstige, aber professionell verbaute Alarmanlagen angeboten. Für die Firmenkunden gibt es kombinierte Techniklösungen (Alarm, Brand, Zutritt) und Dienstleistungen wie Revierstreifen oder Portierdienste. Besonders nachgefragt werden Alarmanlagen, Aufschaltungen und Combined Contracts. Im Trend liegen TC/IP (Transmission Control Protocol/Internet Protocol)-Alarmübertragungen, ein Beispiel für das immer größer werdende Zusammenwachsen von Netzwerkwelt und Sicherheitstechnik. Die Umsätze werden 2009 auf dem Niveau von 2008 bleiben. Die Margen sind in Anbetracht der aktuellen Wirtschaftskrise unter Druck, ein starkes Wachstum ist in den Bereichen Alarmcenter/Alarmaufschaltungen und Archiv-Management zu erwarten.

Telekom Austria
»Im Businessbereich verzeichnet Telekom Austria einen leichten Anstieg bei der Nachfrage nach Alarmanlagen und Videoüberwachung«, sagt Ursula Berger, zuständig bei der Telekom Austria TA AG für Kommunikation/Public Relations. Im Privatkundensegment gibt es durch steigende Einbruchszahlen und die damit verbundene Medienberichterstattung ebenfalls eine Steigerung bei der Nachfrage nach Alarmanlagen.
Im Businessbereich empfiehlt Berger neben mechanischen Maßnahmen bei Alarmsystemen eine zusätzliche elektronische Einbruchsicherung mit Anschaltung an eine Notrufzentrale sowie die Überwachung der Leitung zur Vorbeugung von Sabotage.
Im Einsatz gegen Vandalismus in allgemein zugänglichen Räumen (zum Beispiel Müllraum, Abstellraum etc.) bewährt sich Videoüberwachung, die optional auch mehrfach, zum Beispiel für Privaträume, genutzt werden kann. Kombiniert man ein Videoüberwachungssystem zudem mit einer Alarmanlage, so steht der Notrufzentrale im Alarmfall eine Videoauswertung zur Verfügung. Die Videokameras werden von Telekom Austria an einen zentralen Videoserver angeschlossen, so dass kein lokaler Server zur Auswertung der Daten benötigt wird.
Auch elektronische Schlüsselsysteme (Zutrittssysteme) sind laut Berger sinnvoll. Wichtig ist, dass alle Anforderungen möglichst schon in der Planungsphase bei Neubau oder Sanierung berücksichtigt werden.
Businesskunden fragen vor allem nach Alarmanlagen, aber auch bei Videoüberwachung ist eine steigende Nachfrage als Schutz gegen Vandalismus erkennbar. Privatkunden zeigen sich besonders an der Erweiterung ihres Alarmsystems mit Rauchmeldern und Außensirene interessiert. Bei den Businesskunden liegen die IP-basierende Videoüberwachung (Netzwerkkameras) mit Videoanalytik und die Kombination von Alarmanlagen mit Zutrittssystemen im Trend. Im Privatkundensegment geht es hin zu vorprogrammierten und zur Selbstinstallation geeigneten Alarmanlage. Gerade bei Businesskunden ist ein gesamtheitliches Sicherheitskonzept erforderlich, das heißt, die organisatorischen, mechanischen und elektronischen Sicherungsmaßnahmen müssen sinnvoll und schlüssig aufeinander abgestimmt sein. Nicht erforderlich ist eine übertriebene Überwachung, die nicht mehr in einer sinnvollen Relation zu den zu schützenden Werten steht.

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