Menu
A+ A A-

Sturm über der Branche

Die siebte Auflage des jährlich erscheinenden Reports von Arthur D. Little über den Technologie-, Telekommunikations-, und Mediensektor in Europa projiziert ein deutliches Wachstum in den kommenden Jahren.Generell erwarten die Autoren ein jährliches Umsatzwachstum in diesem Sektor um 3,8 Prozent bis 2012. Mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 11 Prozent bis 2012 pro Jahr ist das fixe und mobile Breitband der Hauptwachstumstreiber, gefolgt von Online-Werbung mit 10 Prozent und consumer electronics mit 6 Prozent. Das Wachstumspeist sich auch aus steigenden durchschnittlichen Ausgaben pro Haushalt für Technologie, Kommunikation undMedien. Wurden in 2007 durchschnittlich 215 Euro im Monat ausgegeben, gehen die Autoren für 2012 von einem Anstieg auf 265 Euro pro Monat aus.

Indes wachsen die monatlichen Ausgaben europäischer Haushalte für Telekommunikation im Durchschnitt von 83,6 Euro in 2007 auf 91,2 Euro in 2012, wobei ein deutliches Plus bei Daten- und Internetprodukten einen moderaten Rückgang der mobilen Telefonie sowie einen deutlichen Rückgang bei der Festnetztelefonie mehr als kompensiert.

Gewinnmargen unter Druck. Telekommunikationsanbietergenerieren den Großteil ihres Gewinnes mit Leistungen für den Netzzugang, also Festnetz- und Mobilfunkanschlüssen. Dieser Gewinn steht jedoch aufgrund von drei aktuellen Marktentwicklungen unter Druck:

  • Inhalte werden immer wichtiger. Die Inhalte, beispielsweise Fußballrechte, müssen entweder teuer eingekauft werden, oder es müssen immer höhere Umsatzanteile an eine wachsende Zahl vonInhalteanbietern abgegeben werden.

  • Weltweit tätige Internet-Giganten möchten ihren Kunden den Zugang zu ihren Leistungen erleichtern. Deshalb üben sie zunehmenden Druck auf Netzzugangsanbieter aus und treten teilweise in direktenWettbewerb zu ihnen.

  • Endgerätehersteller werden verstärkt Umsatzanteile fordern. Dies gilt sowohl im Mobilfunkmarkt, wie beispielsweise das iPhone gezeigt hat, als auch im Festnetzbereich bei Set-Top-Boxen. Mit Set-Top-Boxenversuchen Schwergewichte in diesem Markt, beispielsweise Sony, Microsoft oder Cisco, eine zentrale Stellung in den Wohnzimmern einzunehmen.
Konsolidierungstendenzen. Eine weitere prägende Entwicklung für den Sektor wird die von den Autoren erwartete voranschreitende Konsolidierungswelle unter den Telekommunikationsanbietern sein. Insbesondere kleine Festnetzanbieter geraten unter Druck. Gründe dafür sind etwa die Verbreitung investitionsintensiver Glasfasernetzwerke, Einführungen von Triple play-Angeboten und mobiles Breitband.

Im europäischen Durchschnitt erwarten die Autoren, dass die Anzahl der mobilen und fixen Netzbetreiber pro Land von 7 auf 4 fallen wird. In österreich ist vor diesem Hintergrund eine Konsolidierungswelle der regional operierenden Kabelnetzbetreiber und auch bei den alternativen Festnetzbetreibern und Mobilkfunkunternehmen zur erwarten.. Neben dem fortschreitenden Konsolidierungstrend auf nationaler Ebene wird nach Ansicht der Autoren im Laufe des Jahres 2008 ebenfalls die Bedeutung der Größe von Telekom-Unternehmen auf paneuropäischer und globaler Ebene steigen. Mit übernahmen ist allerdings erst in 18 bis 24 Monaten zu rechnen.

\"Die zunehmende Verwischung der Grenzen zwischen Telekommunikation und Medien, IP als Standard Format fürSprache und Daten sowie die steigende Nachfrage nach Inhalten bei den Netzbetreibern führen zu einem Wettbewerbsvorteil großer Unternehmen\", sagt Karim Taga, Co-Autor der Studie und ADL-Managing Director.

Kunden- und Umsatzstarke Netzbetreiber verfügen auf Grund ihrer Größe über eine bessere Verhandlungsposition gegenüber den Unternehmen der Medien- und Internetindustrie. \"So können paneuropäisch oder globaloperierende Unternehmen einerseits Kooperationsmöglichkeiten wahrnehmen und andererseits den Ambitionen der Medien- und Internetindustrie begegnen, die ihren Platz in der \"Internet value chain\" in Richtung access zu vergrößern beabsichtigen\", führt Taga weiter aus.

Lokal vs. global. Noch ist unklar, ob lokal angepasst operierende Unternehmen den großen international operierenden Telekommunikations-Konzernen unterliegen werden. Im Zuge der Studie wurden dazu zwei Szenarien entwickelt:

  • \"Access specialization\" - Telekommunikationsanbieter konzentrieren sich zunehmend auf die Bereitstellung hochgradig breitbandiger, kosteneffizienter Netzzugangsdienste. Anbietern, die hier eineVorreiterrolle einnehmen, bietet sich die Chance, einen klaren Wettbewerbsvorteil aufzubauen. Kleinere lokale Anbieter könnten sich als erste für diesen Schritt entscheiden. Dabei geben sie bewusst Teile der Wertschöpfung an Internet- und Medienunternehmen sowie an Hersteller von Endgeräten ab, um höhere Umsätze mit ihrer Kernkompetenz beim Netzzugang zu erzielen. Die Autoren erwarten von dieser Entwicklung einen Rückgang der Unternehmenswerte europäischer Telekommunikationsanbieter um mittelfristig bis zu 14 Prozent.

  • \"Pan-European consolidation\" - Die Gewinnmargen der Telekommunikationsanbieter stehen weiter unterDruck. Sie reagieren darauf mit intensiverer Konsolidierung, die auch über Europa hinausgeht. Laut derStudie könnte in 18-24 Monaten eine intensive Konsolidierungswelle einsetzen. Auf Grund derGrößenvorteile, die sich bei einer paneuropäischen Konsolidierung ergeben würden, ist eine Steigerungder Unternehmenswerte der europäischen Telekommunikationsanbieter um mittelfristig bis zu 17 Prozentmöglich.

Wachstumstreiber mobiles Breitband. Der Hauptwachstumstreiber der nächsten Jahre im TMT-Sektor istmobiles Breitband. Die Tendenz hin zum \"mobile only customer\" lässt eine Penetrations-Steigerung dereuropäischen Bevölkerung mit mobilem Breitband bis 2012 von bis zu 50 Prozent realistisch erscheinen. österreich nimmt europaweit die Vorreiterrolle im mobilen Breitband ein. Mobilkom und H3G Austria verfügen über mehr als 85 Prozent HSDPA-Bevölkerungsabdeckung und etwa 28% der Breitbandanschlüsse sind bereits mobil. ImRest Europas erreichte die Nachfrage der Konsumenten nach mobilem Breitband die kritische Masse. Während der \"Festnetz-home\"-Markt primär in den Bereichen \"high-end TV\" und Sicherheitslösungen wachsen kann, müssen die Betreiber mobiler Netze nun die Erwartungen der mobilen Breitbandkunden erfüllen.

Produktbündelung. In der nahen Zukunft werden Produktpakete aus fixen und mobilen Zugangstechniken zunehmend an Bedeutung gewinnen. Der österreichische Incumbent Telekom Austria ist derzeit der einzige integrierte Fest- und Mobil-Netzbetreiber in österreich. Als Antwort auf die zunehmende Substitution von Festnetzanschlüssen durch mobile Alternativen wurde im Verlauf des Jahres 2007 mit der Einführung aggressiver Konvergenzprodukte begonnen. Tele 2 folgte mit einem Breitband-Kombinationsangebot aus Festnetz \"flat\" undmobiler Datenkarte in Kooperation mit Hutchison 3G. Dieser Trend zeigt sich auch anderswo in Europa und wird nach Meinung der Studienautoren in Zukunft an Bedeutung gewinnen.

Da mobile Netze nicht die gleiche Kapazität bringen wie das Festnetz und die Kunden ihr Endgerät mit der besten jeweils verfügbaren Verbindung anschließen wollen, werden Taga zufolge bis 2012 20 Prozent des Datenvolumens mobiler Breitbandkunden via WLAN, Femtozellen und andere Technologien über das Festnetz laufen.

back to top