»Spannend und interessant«
- Written by Redaktion_Report
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Franz Urban: Bisher waren wir mit dem Ingenieurtiefbau schwerpunktmäßig in Wien und Linz präsent. Mit der neuen Struktur möchten wird dieses Angebot flächendeckend etablieren. Das ist spannend und interessant.
Kann das als eine Kampfansage an lokale Platzhirsche interpretiert werden?
Ja. Wir wollen auch in diesem Segment unsere Wettbewerbsfähigkeit beweisen.
Sie haben kurz vor Jahreswechsel die übernahme der Tiroler Baufirma Kurz angekündigt. Wie wird Kurz in die Strabag eingegliedert?
Wenn wir die kartellrechtliche Genehmigung erhalten, übernehmen wir von der Kurz-Gruppe den Bereich Hochbau, die Fertigteilproduktion und die Betonerzeugung. Jede dieser Sparten wird dem jeweiligen Unternehmensbereich zugeordnet sein. Geplant ist eine Neugründung der Firma Kurz, der Firmenname bleibt erhalten.
Wie sehen Sie den Hochbaumarkt - wachsend, stagnierend?
Ich gehe von einem Wachstum des Marktes von eineinhalb bis zwei Prozent pro Jahr aus. Wir möchten in den kommenden vier Jahren einen Zuwachs von 15 Prozent erreichen.
Wie ist 2006 aus Ihrer Sicht gelaufen?
Sehr gut, wir sind gut unterwegs. 2003 betrug der Umsatz der Hochbausparte 570 Millionen Euro, 2006 mehr als 900 Millionen.
Was hat der verzögerte Winter gebracht?
Wir konnten sehr lange bauen, das ist gut. Was dabei ein bisschen zu kurz kommt, sind die Maschinen, die in normalen Jahren in den kalten Monaten gewartet werden. Es bleibt zu hoffen, dass wir dann nicht im kommenden Jahr zu viele Ausfälle haben.
Was können Baufirmen tun, um die Energieeffizienz von Bauten zu heben?
Wir bauen gerade die größte Passivhaussiedlung österreichs. Grundsätzlich können Baufirmen nur die ausgeschrieben Leistung eines Bauherrn in einer möglichst guten Qualität ausführen. Das ist zu spät für Optimierungen, weshalb wir im Rahmen des Strabag-Team-Konzeptes versuchen, unser Know-how schon im Vorfeld einzubringen, um ein Gebäude nicht nur in Bezug auf die Baukosten, sondern auch in Bezug auf die späteren Betriebskosten zu optimieren. Die Reduktion des Energiebedarfes spielt dabei eine wesentliche Rolle.
Das ist jedoch in der Regel mit Mehrkosten verbunden.
Die Mehrkosten sind nicht zwingend ausufernd. Die Maximierung der solaren Gewinne und die Optimierung der Tageslichtnutzung, die Nutzung interner Energiequellen und die Nutzung der Erdwärme sowie eine intelligente und langlebige Haustechnik machen sich in wenigen Jahren bezahlt.
Es gab einmal Bemühungen der Strabag, dick in den Markt für Einfamilienhäuser einzusteigen. Ist davon etwas übriggeblieben?
Das funktioniert in manchen Gebieten recht gut. Ich überlasse das den Verantwortlichen in der Region. Wenn sie es machen, brauchen sie nicht das Rad neu erfinden, sondern können auf das Konzern-Know-how zurückgreifen.
Gibt es in der Hochbausparte Entwicklungen oder Erfindungen, die das Bauen kostengünstiger und effizienter machen?
Wir haben mit Mischek und Fussenegger Investitionen in die Vorfertigung und Systembauweise getätigt. Ziel ist es, den Vorfertigungsgrad weiter zu steigern. Wir haben eine Arbeitsgruppe etabliert, die sich mit der Optimierung des Energiebedarfs beschäftigt und den Einsatz künftiger Fassadendämmmaterialien prüft. Noch heuer möchten wir gemeinsam mit Partnern ein Pilotgebäude errichten, bei dem wir zeigen, dass hochenergieeffizientes Bauen möglich ist. Des Weiteren läuft die Entwicklung gemeinsamer System- und Logistiklösungen mit Zulieferern und Subunternehmern.
Auf welches Bauwerk sind Sie im Moment besonders stolz?
Die Nordkettenbahn in Innsbruck, dort ist unser Unternehmen mehrfach vertreten. Es ist äußerst herausfordernd, die Pläne der Architektin Zaha Hadid umzusetzen, die von unserer Firma Pagitz gefertigten Metallkonstruktionen sind Kunstwerke, der Hochbau ist unglaublich komplex und die Tunnelbauer hatten enorme Probleme mit einem Geländeeinbruch.
Neu gemischt Züblin hat es vorgemacht, die deutsche Strabag ist gefolgt. Nun wird die Zusammenlegung von Hochbau und Ingenieurtiefbau auch bei der Strabag österreich gelebt. Mit Anfang des Jahres hat sich die Strabag in österreich eine neue Ordnung verpasst. Franz Urban, bisher als Vorstand ausschließlich für den Hochbau zuständig, wird künftig auch die Sparte Ingenieurtiefbau verantworten. Peter Krammer, der seit Mitte 2005 den heimischen Ingenieurtiefbau betreut hatte, konzentriert sich auf die Märkte Süddeutschland sowie Ost- und Südosteuropas, in denen Länder wie Polen, Rumänien, und Bulgarien gebündelt sind. Vom Umsatz her kommen zu den gut 900 Mio. Euro aus dem Hochbau weitere 200 Mio. aus dem Ingenieurtiefbau dazu. |