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»Wir zwingen unsere Kunden nicht dazu«

Alessandro Perilli ist General Manager Open Hybrid Cloud bei dem IT-Hersteller Red Hat. Alessandro Perilli ist General Manager Open Hybrid Cloud bei dem IT-Hersteller Red Hat. Foto: Red Hat

Alessandro Perilli, General Manager Open Hybrid Cloud bei Red Hat, im Interview zum Thema Cloud und der Aufstellung dazu bei Red Hat.

Report: Wenn Sie das Thema Cloud auf einer Skala "zwischen Hype und Praxis" einordnen würden – wo steht es derzeit? Was hat sich dazu in den vergangenen 12 Monaten am Markt verändert?

Alessandro Perilli: Ich würde sagen, dass „Cloud“ heute so real ist wie vor einem Jahr. Die Verbreitung nimmt weiter zu und das Interesse an den unterschiedlichen Arten von Cloud Computing wächst. Vor zwölf Monaten interessierten sich Unternehmen nahezu ausschließlich für Cloud Computing in Form von Infrastructure as a Service (IaaS). Das wichtigste Ziel war die Steigerung der IT-Agilität durch automatische Bereitstellung virtueller Maschinen. Heute haben die Unternehmen erkannt, dass es um die Applikation und nicht die virtuelle Maschine geht. Daher suchen sie nach anderen Lösungsmöglichkeiten, um Applikationen automatisch bereitstellen zu können. Einer der Ansätze zur Provisionierung von Applikationen ist der Einsatz von IaaS Clouds, ein höherer Grad der Automatisierung und Orchestrierung und die Investition in Tools für das Konfigurations-Management. Ein weiterer Ansatz besteht darin, Platform as a Service (PaaS) Clouds zu nutzen und diese tief in den Application Development Lifecycle zu integrieren.

Anders als vor zwölf Monaten prüfen Unternehmen beide Ansätze und stellen fest, dass jedes Tool das gleiche Problem auf unterschiedliche Art löst und es nicht nur eine richtige Lösung gibt. IaaS mag in einigen Umgebungen der beste Ansatz sein, aber nicht in anderen, in denen eine PaaS-Umgebung besser in die kulturelle und technische Landschaft passt.

Ein weiterer Punkt, der sich in den letzten zwölf Monaten geändert hat: Unternehmen haben festgestellt, dass der Aufbau einer Cloud weit komplexer ist, wie es schien. Unternehmen hatten hohe Erwartungen, verursacht durch überzogene Cloud-Versprechen einiger Hersteller. Heute haben die Kunden erkannt, dass sie ihre Erwartungen zurückschrauben müssen, wenn sie mit ihren Projekten erfolgreich sein wollen. Sie müssen sich realistische Ziele für ihre Vorhaben setzen und Lösungen wählen, die sich auf aktuelle Probleme konzentrieren, anstatt auf solche, die sich vielleicht morgen ergeben könnten.

Ich denke, dass Red Hat sich all diesen Herausforderungen bewusst ist. Wir verfügen über ein umfangreiches Produktportfolio, das IaaS und PaaS Cloud Engines umfasst und die Bedürfnisse unserer Kunden aufgreift, egal, für welchen Ansatz sie sich entscheiden. Die Produkte werden im Hinblick auf eine hohe Leistungsfähigkeit in bestimmten Anwendungsszenarien wie Applikationsentwicklung und Tests entwickelt. Wir investieren in Mitarbeiter, um sicherzugehen, das unsere Angebote durch Erfahrungen aus der Praxis profitieren. Wir wollen, dass sich unsere Kunden sowohl auf unsere Kenntnisse und Erfahrungen als auch auf unsere Produkte verlassen können.

Report: Hybride Modelle scheinen einen allgemein gültigen Lösungsweg für Unternehmen zu ermöglichen. Wie kann man sich dazu eine Flexibilität der IT vorstellen? Kann eine Abbildung von Teilen von Daten und Prozessen auf herkömmlicher IT-Infrastruktur und in Teilen auch in der Wolke reibungslos funktionieren?

Perilli: Wie gesagt: Verschiedene Tools können das gleiche Problem auf unterschiedliche Art und Weise lösen. Abhängig von den technischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und Prioritäten eines Unternehmens kann eine Private Cloud eine bessere Lösung sein als eine Public Cloud oder auch umgekehrt und IaaS sich als besser geeignet als PaaS erweisen. Für einige Applikationen ist das Scale-Out-Modell optimal, während für andere das Scale-Up-Modell genau passend ist.

Fakt ist, dass die meisten Unternehmen in vielen Organisationseinheiten bereits Cloud-Plattformen nach einem hybriden Modell nutzen. Die Herausforderung besteht darin, den Einsatz so zu reglementieren, dass in allen Fällen die Corporate Policies Beachtung finden. Ohne eine zentrale Management-Instanz, die kontinuierlich Public und Private Clouds, IaaS und PaaS Clouds sowie traditionelle und Cloud-Applikationen überwacht und steuert, enden Unternehmen mit einer Vielzahl von Managementsilos, die zu einer drastischen Steigerung der Betriebskosten führen.

Dies ist genau der Grund, warum unsere Open-Hybrid-Cloud-Lösung sowohl IaaS- als auch PaaS-Cloud-Infrastrukturen enthält, aber dafür nur ein einheitliches Management-Tool benötigt.

Report: Was bietet Red Hat, um hybride Lösungen zu unterstützen? Was ist an ihren Lösungen besonders?

Perilli: Erstens bieten wir Wahlmöglichkeiten. Unsere Open-Hybrid-Cloud-Lösung enthält eine Virtualisierungsplattform (Red Hat Enterprise Virtualization), um traditionelle Scale-Up-Applikationen zu hosten sowie zwei Cloud-Plattformen (Red Hat Enterprise Virtualization OpenStack Platform for IaaS and OpenShift Enterprise for Paas), um Scale-Out-Applikationen zu hosten.

Wir zwingen unsere Kunden nicht dazu, dass sie ihre Applikationen neu schreiben müssen. Sie können anfangs ihre vorhandenen Applikationen hosten und im Laufe der Zeit und in ihrem individuellen Tempo diese an ein Scale-Out-Modell anpassen. Gleichzeitig sorgen wir mit einem einheitlichen Managementprodukt für Konsistenz zwischen den verschiedenen Cloud-Umgebungen, nämlich Red Hat CloudForms. Es ermöglicht darüber hinaus eine Einbindung der Cloud-Umgebungen dritter wie von Amazon, Microsoft und VMware.

Zweitens konzentrieren wir uns darauf, unseren Kunden nur die Funktionalitäten anzubieten, die sie abhängig von ihrem Reifegrad auch tatsächlich benötigen. Wenn Sie sich den Cloud-Management-Markt ansehen, gibt es viele Bundles, die aus sechs bis zwölf Produkten bestehen. Nicht nur, dass diese Komponenten nur unzureichend aufeinander abgestimmt sind, sie bieten darüber hinaus zu viele Funktionen, die Unternehmen nicht benötigen. Viele zahlen für all diese Komponenten einen Premiumpreis und nutzen dann aber nur ein oder zwei. Die anderen Komponenten werden, wenn überhaupt, erst nach Jahren implementiert. Red Hat geht einen anderen Weg: Unsere Lösungen werden so entwickelt und paketiert, dass sie exakt den Anforderungen und Bedürfnissen der Kunden entsprechen.

Nach dem Einstieg in die Cloud wollen die meisten Unternehmen den Prozess der Applikationserstellung und des Testens beschleunigen. Im Laufe der Zeit entwickeln sich die Bedürfnisse bezüglich Konfigurations- und Kapazitäts-Management sowie Chargeback weiter. In diesem Fall setzen wir auf zertifizierte Technologiepartner, die eine Integration mit unserer Lösung bieten, um einen optimalen Support sicherstellen zu können.

Report: Worauf ist bei einer Migration zu einer Open Hybrid Cloud zu achten?

Perilli:
Wir verbringen viel Zeit mit Kunden und unterstützen sie dabei, ein Verständnis dafür zu entwickeln, dass Cloud Computing und speziell eine Hybrid Cloud ein Prozess und keine fertige Lösung ist. Um ein Projekt finanziell und logistisch voranzutreiben, bedarf es der passenden Tools, einer schrittweisen Umsetzung, Fokus und umfangreicher Erfahrungen. Im Unterscheid zu anderen Herstellern wissen wir, dass Clouds nicht über Nacht aufgebaut sind und Unternehmen nicht so einfach in den Cloud-Modus wechseln können, indem sie einfach einen Schalter umlegen.

Wir investieren viel Zeit in die Entwicklung von Leitlinien, die Kunden bei ihrer Reise in die Cloud unterstützen. Dabei müssen wir uns immer wieder fragen: Was ist das Beste für unsere Kunden. All unsere Anstrengungen sind darauf gerichtet, dass die Antworten auf diese Frage in die Weiterentwicklung von Red Hat Open Hybrid Cloud einfließen.

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