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Viel mit sich selbst gesprochen

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Neu ist das Thema Cloud Computing sicherlich für niemanden mehr. In Deutschland, Österreich und der Schweiz wird hierüber seit rund vier Jahren mehr oder weniger intensiv diskutiert, und mittlerweile ist durchaus auch schon eine gewisse Übersättigung zu spüren: Ist zu Cloud Computing nicht längst alles gesagt?

Die Experten sind sich ja auch weitgehend einig, dass es beim Cloud Computing um einen der bestimmenden IT-Trends geht und dass die IT der Zukunft ganz wesentlich darauf beruhen wird, Ressourcen nicht mehr selbst bereitzustellen, sondern sie nach Bedarf aus dem Netz als Service zu nutzen. Unterschiedliche Auffassungen liegen eher im Detail: Es gibt Cloud-Fans, die gleich die gesamte künftige IT in der Wolke sehen, und es gibt Cloud-Skepti­ker, die betonen, dass derzeit noch nicht alle Fragen geklärt sind, beispielsweise in Bezug auf die Sicherheit und Vertraulichkeit der Daten. Daran wird gearbeitet, so dass die Bedeutung des Konzepts für die weitere Entwicklung der IT heute kaum bestritten wird. Selten war sich die IT in der Beurteilung ihres weiteren Wegs so einig.

So sehr sich das Thema Cloud in der Diskussion etabliert hat, in der Praxis kommt Cloud Computing bei weitem nicht so gut voran. Unternehmen sind beim Einsatz von Cloud-Lösungen noch immer recht zurückhaltend. Dies gilt selbst für kleinere Unternehmen (KMU), die von den Skaleneffekten und der Kostentransparenz doch ganz besonders profitieren können: Schließlich verschafft Cloud Computing gerade ihnen einen Zugang zu Ressourcen, die sie so nicht oder nur zu hohen Kosten nutzen könnten, beispielsweise wenn es um die kurzfristige Bereitstellung von Entwicklungs- oder Testkapazitäten oder auch von Storage-Kapazitäten geht. Im Cloud Computing müssen Unternehmen in solchen Situationen keine eigenen IT-Systeme kaufen und implementieren, denn die Ressourcen stehen im Grunde per Mausklick zur Verfügung: zum Beispiel unbegrenzte Storage-Kapazitäten ohne Investitionen in die dazugehörige Infrastruktur. Optionen also, die gerade für kleine Unternehmen ohne eigene IT-Abteilung interessant sein sollten.

Die Zurückhaltung kleinerer Unternehmen zeigte nun auch eine europaweite Studie, für die der britische Marktforscher Vanson Bourne im Auftrag von Dell und Intel über 1000 IT-Verantwortliche in Unternehmen befragt hat. Lediglich 17 Prozent der Befragten nutzen die Cloud bereits heute mehr oder weniger intensiv, weitere 21 Prozent wollen immerhin mittelfristig eine Cloud-basierte Infrastruktur verwenden. Bemerkenswert erscheint vor allem eine weitere Zahl: Rund ein Drittel der Befragten gab an, sich mit Cloud Computing noch gar nicht näher befasst zu haben – und das, nachdem das Thema in der Öffentlichkeit doch seit über vier Jahren einigermaßen intensiv behandelt wird.

Das Top-Thema der IT hat offensichtlich noch nicht den Weg in die Köpfe der Betroffenen gefunden. Diese sind also zu einem großen Teil noch gar nicht so weit, dass sie sich für oder gegen die Cloud entschieden hätten. Anders ausgedrückt: Offenbar hat es die IT noch nicht verstanden, das Konzept des Cloud Computing ausreichend zu vermitteln, wenn die IT-Verantwortlichen kleinerer Unternehmen noch nicht erkannt haben, dass Cloud Computing ihre IT voranbringen kann. Vermutlich hat die IT beim Thema Cloud auch zu viel mit sich selbst gesprochen und zu wenig mit denen, denen die Cloud schließlich weiterhelfen soll. Man hat viel über Platform- und Infrastructure-as-a-Service geredet, über das Eigentum an Daten und die Speicherorte personenbezogener Informationen – und vielleicht zu wenig darüber, wie das Ganze den Anwendern nutzt. In der Cloud-Kommunikation besteht also Optimierungsbedarf.

Auf der anderen Seite dürfen es sich aber auch die KMU nicht auf Dauer in der Weiß-Nicht-Ecke bequem machen. Die Möglichkeiten des Cloud Computing sind ja unbestritten, und Unternehmen müssen sich damit auseinandersetzen und einfach mal den Einstieg wagen. Weitere vier Jahre wird nicht diskutiert werden.

Zum Autor
Hans Schramm ist Field Product Manager Enterprise bei Dell in Frankfurt am Main.

 

Last modified onMontag, 11 Februar 2013 15:28
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