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Relax!

\"Endlich Sommer - Zeit zum Entspannen. Aber wenn schon, dann richtig.
Eine Sommerpostkarte von Rainer Sigl.

Liebe Zuhausegebliebenen, die besten Urlaubsgrüße aus dem wunderbar entspannenden Süden! Das Wetter ist herrlich und ich denke schon gar nicht mehr ans Büro. Wie geht es euch? Mir geht es …

Ach was, wem mach ich hier was vor? Mal ehrlich: Es kotzt mich an. Ich mein, ich hab’s versucht, mich richtig zu entspannen. Irmi, hab ich zu meiner Süßen gesagt, diesmal machen wir’s richtig, nicht dass wir wieder nach dem Urlaub draufkommen, dass wir uns gar nicht so richtig entspannt haben. Diesmal nicht, hab ich zur Irmi gesagt, wir wollen uns entspannen und das Leben genießen und spontan sein, und deshalb haben wir gleich einen detaillierten Stundenplan gemacht, damit sich alles ausgeht diesmal.

Heut morgen zum Beispiel, da bin ich schon um fünf Uhr morgens raus auf den menschenleeren Strand, herrlich, nicht wahr, endlich das tun zu können, was man sich das ganze Jahr verwehrt: Joggen am Meer bei Sonnenaufgang bis sieben, ich sag Ihnen, da ist man entspannt, es ist ein Wahnsinn. Also man muss schon ein bissl aufpassen, wegen der Fischerboote und der Hunderudel und dieses depperten Herberts aus Brunn am Gebirge, der natürlich, – logisch, war ja klar – partout zur selben Zeit am Strand joggen muss. Also ja, ich hab mich halt schon ein bissl geärgert, weil menschenleer, naja, wenn da dieser Gockel so deppert rumläuft mit seinem New-York-Marathon-T-Shirt, aber den hab ich ignoriert, nein ehrlich, der war so was von Luft für mich, dieser blöde Trottel, ich bin im Urlaub, da lass ich mir doch nicht von so einem Vollidioten, so einem aufgeblasenen Fitness-Spasti, von so einem Vollkoffer, der unbedingt genau am selben Strand, dieser miese, kleine … also kurz gesagt, ich, total entspannt, hab den sowas von ignoriert, beinhart, nicht, ganz entspannt, dann zurück ins Hotel, zum Frühstücksbuffet um halb acht, und dann ein wenig an den Pool. Entspannen.

Bitteschön, die Irmi und ich, wir sind ja nicht so ein unentspanntes Paar, das immer im Urlaub streitet, aber ehrlich, sagen Sie mir, WARUM schminkt man sich eine geschlagene Dreiviertelstunde, wenn man nur zum Pool geht? Ich mein, das war ja klar, dass dann die besten Liegeplätze wieder weg sind, und ganz vorn liegt dann, eh schon wissen, dieser Vollpfosten aus Brunn am Gewürge, nicht, mit einem Buch in der Hand, »Lob des Müßiggangs« oder wie das heißt, so ganz demonstrativ, dieser Schleimer, diese kleine Strebsau, der hat’s nötig, so à la, schaut’s alle her, wie entspannt ich bin, dieser miese, kleine …

Aber ist ja eh wurscht, weil kurz nach Mittag dann das nächste Highlight, was so richtig Entspannendes, mit so einem kleinen Ruderboot zu so einer verlassenen Bucht, die Seele baumeln lassen, ich sag Ihnen: Entspannung pur. Eine Idylle. Keine Menschenseele, diese Ruhe, diese Entspannung, ein Traum, keine Leute, kein störender Lärm, keine Verkaufsstandln, kein Handyempfang, kein Restaurant, keine Toiletten, nix zu trinken, kaum Schatten, unsere Zigaretten waren auch aus, alles voller Seeigel, Schwielen an den Händen vom Rudern ... dann sind wir halt wieder zurück ins Hotel. Sehr schön, wirklich.

Am Abend haben wir für heut noch so eine Entspannungsmassage gebucht, danach geht’s zu diesem griechischen Restaurant, danach zum entspannenden Tages­ausklang an die Poolbar gegenüber, sehr entspannt dort, wirklich, wenn da nur nicht wieder dieser Herbert aus Brunz am Gekröse rumlungert wie gestern und penetrant Konversation betreibt, dieser kleine Westentaschenphilosoph, dieser ekelhafte Freizeit-Hedonist, dieser halblustige Nobelbobo, dieser miese, kleine … nachts dann, wie sich’s gehört, Matratzensport, man ist ja im Urlaub, nicht, haha, dann morgen auf den Golfplatz, die Irmi geht zum Friseur, nachmittags Radfahren, und so weiter, noch eine Woche, bis zur völligen Entspannung, bis zur totalen Gelassenheit, bis zur ultimativen Lebensleichtigkeit, wie man sie halt nur im Urlaub … naja.

Also, liebe Zuhausegebliebenen, mir geht’s … ach, wurscht. Noch eine Woche! Liebe Grüße an alle im Büro!

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