Nachfolge
- Written by Redaktion_Report
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Gründen ist sexy. Für hoffnungsfrohe Jungunternehmer gibt es Gründerservice, Businessplan-Awards, Netzwerke und freundliche mediale Berichterstattung. Die Gründer retten den Standort österreich, sie dynamisieren die Wirtschaft, sie liefern Success-Storys. Dem gegenüber haben Nachfolger einen schweren Stand. Nachfolge klingt schon vergleichsweise altbacken, der Newswert und der Aufmerksamkeitsfaktor von Unternehmensübergaben - sieht man von einigen Promifamilien ab - ist gering. Selbst die Banken brechen nicht in Euphorie aus. Man habe die erste Priorität bislang bei den Gründern angesetzt, hört man beispielsweise aus der Ersten Bank. Bislang, denn in den nächsten Monaten wird man sich schwerpunktmäßig auch mit den Nachfolgern auseinander setzen und das Service ausweiten. Das hat einen guten Grund. Speziell bei Betriebsübergaben ist zumeist ein großer Kapitalbedarf notwendig und die Finanzierungsmodelle werden immer komplexer. Da passt es auch ganz gut, dass Wirtschaftsminister Martin Bartenstein und Finanzminister Karl-Heinz Grasser dieser Wochen häufig Besuch erhalten. Die Wirtschaftskammer stemmt sich wieder einmal gegen die Bauernlobby der öVP und will das Leben ihrer angestammten Klientel erleichtern. Der Forderungskatalog, der den Ministern präsentiert wird, soll die Weichen für reibungslosere Betriebsübergaben stellen. Auf der Wunschliste der »Jungen Wirtschaft« steht beispielsweise der Entfall der Lohnnebenkosten auf die Dauer eines Jahres. Die Reduktion soll Dienstgeber- und Wohnbauförderunsbeiträge sowie die Beiträge zur gesetzlichen Unfallversicherung umfassen. Gefördert werden soll auch das Modell »Stille Beteiligung«, das bei übergaben oder Teilübernahmen durch Mitarbeiter greifen soll. Stille Beteiligungen sollen durch Freibeträge steuerlich attraktiver gemacht werden, gleichzeitig soll die Gewinnsteuer gegenüber dem Maximalsteuersatz halbiert werden. Als Sicherheitszuckerl sollen darüber hinaus Investitionen von bis zu 100.000 Euro via Austria Wirtschaft Service (AWS) zu 80 Prozent abgesichert werden. Ein Dorn im Auge der Jungen Wirtschaft ist auch der vergleichsweise geringe Freibetrag bei unentgeltlichen übergaben, der in den Augen der Kämmerer ein Unding ist. Dieser soll von derzeit 365.000 auf eine Million Euro angehoben werden. »So sollen endlich die Umgehungskonstruktionen hinfällig werden«, sagt Rainer Ribing, Bundesgeschäftsführer der Jungen Wirtschaft. Diese seien zwar rechtlich anerkannt, aber kompliziert, teuer und letztendlich unnötig. Ob und in welchem Umfang die sinnvollen Forderungen erfüllt werden, ist angesichts des klammen Budgets freilich noch offen. Die Wirtschaftskammer wirft sich seit Jahren nicht nur für die Gründer und Nachfolger in die Bresche, auch bei Betriebsaufgaben konnte zuletzt ein Erfolg verbucht werden. Seit Anfang des Jahres verzeichnen Betriebsaufgeber oder ihre Rechtsnachfolger eine Erleichterung bei der Bewertung der stillen Reserven. Gebäude, die sowohl betrieblichen als auch Wohnzwecken gedient haben, können seither nach Betriebsaufgabe sofort vermietet oder anderwärtig betrieblich genutzt werden, ohne dass die stillen Reserven sofort versteuert werden müssen. Die Bemühungen rund um möglichst reibungslose Betriebsübergaben haben auch einen tiefen volkswirtschaftlichen Sinn. Der Gründerboom der letzten Jahre mag in nackten Zahlen beeindruckend sein und trägt sicherlich auch zur notwendigen Dynamisierung der Wirtschaftslandschaft bei. Rechnet man jedoch die Ich-AGs und Notgründungen zur Vermeidung von Arbeitslosigkeit heraus, relativiert sich der Hype jedoch deutlich. Dazu kommt, dass viele Gründungen auf wackeligen Beinen stehen. Mit Eigenkapitalquoten, finanzplanerischem und marketingmäßigem Know-how und Zukunftsträchtigkeit der Betriebe steht es oft nicht zum Besten.