Menu
A+ A A-

Renaissance der Bahnhöfe

Reinhard Seiss

Die meisten großen Bahnhöfe Europas stammen in ihrer Grundstruktur noch aus dem 19. Jahrhundert. Kriegsschäden führten zwar zu manch neuer Bahnhofshalle, aber nur selten auch zu neuen Bahnhofskonzepten. Nach jahrzehntelangem Entwicklungsstillstand, der die Bahn weit hinter die Standards von Auto und Flugzeug zurückfallen ließ, begann in den 1990er Jahren eine europaweite Renaissance der Bahnhöfe - ausgehend von der erwarteten Rolle des Schienenverkehrs im 21. Jahrhundert.
In österreich erfolgte der Startschuss zur so genannten »Bahnhofsoffensive« bereits im Jahr 1992: Seit der Ausgliederung der österreichischen Bundesbahnen aus der Bundesverwaltung wird an der Modernisierung der zwanzig größten Stationen des Landes geplant. Nachdem in Bauphase eins Bahnhöfe wie jene in Graz, Linz, Innsbruck oder Klagenfurt in Angriff genommen wurden, soll Phase zwei nun die Wiener Bahnhöfe und den Hauptbahnhof Salzburg umfassen. Das größte und wohl auch langwierigste dieser Projekte stellt der geplante »Bahnhof Wien - Europa Mitte« dar. Er soll die Bundeshauptstadt von einem End- zu einem Knotenpunkt des transeuropäischen Verkehrs machen.
Nachdem das Projekt für den künftigen Durchgangsbahnhof am Standort des heutigen Süd- und Ostbahnhofs jahrelang festgesteckt ist, soll der Zentralbahnhof nun ab 2007 um über 420 Millionen Euro realisiert werden - wobei beträchtliche Einnahmen aus der Verwertung der frei werdenden Bahnhofsareale einkalkuliert sind. Dies setzt natürlich die Stadt Wien unter Zugzwang, den Wert der bebaubaren Liegenschaften - rund 55 Hektar - durch Flächenwidmung und Infrastrukturausstattung entsprechend zu heben. Dazu gehört ein Bebauungsplan für ein Bauvolumen von rund einer Million Quadratmeter Bruttogeschoßfläche - unter anderem mit zehn Bürotürmen und einem Einkaufszentrum - ebenso wie der Ausbau der Verkehrserschließung - etwa durch Verbreiterung des Landstraßer Gürtels und Verlängerung der U2.

back to top