Stark wie Stahl
- Written by Redaktion
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Der Stahlbau kann sich 2009 gut behaupten. Jetzt kommt es darauf an, die Auftragsbücher ab 2010 zu füllen.
Boom der letzten Jahre vorbei
Zeman & Co, die Stahlsparte der Zeman-Gruppe mit Sitz in Wien, punktet mit einigen Prestigeprojekten. Von Zeman stammt die weiße Stahlmembranfassade des Flughafen-Towers in Schwechat. Die Fläche der Fassade beträgt 3.300 Quadratmeter. Die Montage der gesamten Fassade erfolgte in einer Höhe von zirka 25 bis 70 Metern über dem Gelände. Architekt war Zechner & Zechner. In diesem Jahr entsteht in Wien ein Geschäfts- und Hotelhochhaus, wo ein vorgefertigtes Tragwerk aus 1.600 Tonnen Stahl und Stahlbeton in 30 Meter Höhe gehoben wird. Gefertigt werden von Zeman beispielsweise Traggerüste für die Petrochemie, Stahlkonstruktionen für den U-Bahn-Bau, Stadien und Industriehallen. Die gute wirtschaftliche Situation wird noch bis Mitte des Jahres bzw. in den Herbst hineinreichen. »Wenn das Geschäft von 2008 annähernd auch im Jahr 2009 zu erreichen ist, dann ist es ein Erfolg«, erklärt Walter Siokola, Geschäftsführer von Zeman & Co.
Zweistellige Millionenaufträge bei Bahnhofsoffensive
Große Auftragsvolumina werden vom Zentralbahnhof in Wien und anderen Investitionen der öffentlichen Hand bei Zeman erwartet. »Die Frage ist nur, wann die Projekte dann auch tatsächlich realisiert werden«, so Siokola. Die vorgezogenen Investitionen betreffen nur die Vergabe. Das was in den Konjunkturpaketen angekündigt wird, wird erst nächstes Jahr wirksam. Für ein Unternehmen zahlen sich Projekte der Bahnhofsoffensive aus, wenn diese Aufträge ein Drittel des ganzen Jahresumsatzes ausmachen. Erste Aufträge für diese Offensive wurden schon vergeben. Die provisorische Abfertigungshalle am Westbahnhof wurde bereits von Zeman im Rahmen der Bauvorbereitungen für den West- und Zentralbahnhof bewerkstelligt. Insgesamt sind zweistellige Millionenbeträge für die Hauptaufträge der Bahnhofsoffensive zu erwarten.
Abwarteposition im Osten
Zeman & Co ist so wie der Mutterkonzern international tätig. Auslandsmärkte sind Deutschland, Polen, Ungarn, Tschechien und die Ukraine. Wie das Ostgeschäft derzeit läuft? »Viele unserer Kunden sind derzeit dort in Abwarteposition«, erklärt Siokola. Viele würden aber auch die Chance sehen: »So billig baue ich nie wieder.« Schwierig wäre allerdings, die Finanzierung dafür zu bekommen. Im Jahr 2007 wurde bei Zeman & Co ein Umsatz von 33 Millionen Euro erwirtschaftet. 2008 werden es wahrscheinlich 35 Millionen sein. Und 2009 möchte Siokula zumindest 30 Millionen erreichen. Zeman & Co beschäftigt in Österreich 90 Mitarbeiter. Personaleinsparungen soll es derzeit nicht geben. Zehn Prozent weniger Umsatz würden aber zehn Prozent weniger Personal bedeuten. Umstrukturierungen hätte es bereits vor einem Dreivierteljahr gegeben. Auch Kurzarbeit ist nicht geplant.
Glas-Stahl ist erfolgreiche Nische
Die Stahl-Glas-Sparte der Waagner-Biro, eines der österreichischen Top-Unternehmen, ist vor allem im Ausland tätig. »Unsere Schwerpunkte sind England und der mittlere Osten, dort sind wir in Nischen tätig«, erklärt Johann Sischka, Spartenleiter der Stahl-Glas-Technik AG in Wien. Das Unternehmen ist eine Tochter der Waagner-Biro Stahlbau. Im Jahr 2005 hat die Waagner-Biro Gruppe ihre gesamte Stahlbaukompetenz in der neu gegründeten Waagner-Biro Stahlbau AG gebündelt. Die bis dato eigenständig agierenden Bereiche Brückenbau, Stahl-Glas-Technik und Montage handeln nun unter einem gemeinsamen Dach und wickeln verstärkt innovative Projekte rund um den Globus ab. Ein interessantes Projekt von Stahl-Glas ist die Kuppel über dem Reichstag in Berlin. Der Plenarsaal des Reichsgebäudes wurde mit einer 24-rippigen Kuppel mit 40 Metern Durchmesser und zirka 25 Metern Höhe überdeckt. Die Außenhaut ist mit Großglaselementen verkleidet. Für die Stahlkonstruktion wurden 900 Tonnen Stahl benötigt. Architekt war Forster and Partners.
Weniger Baumängel bei Stahl
Auch Sischka erwartet sich von der Bahnhofsoffensive in England größere Aufträge. Laut Brancheninformationen haben die Briten eine Vorliebe für den Stahlbau, in Österreich wird sehr viel in Beton errichtet. Bei Stahl muss sehr präzise gearbeitet werden. Auch soll es weniger Baumängel geben. Ein anderes Projekt konnte bereits für 2010 gewonnen werden: Einer der Innenhöfe des Louvre in Paris wird von der Stahl-Glas-Sparte überdacht. Stahl-Glas ist eine Besonderheit des Unternehmens, durch die komplexe Formen und Geometrie besonders zum Zug kommen. Der Stahl trägt das Gebäude und das Glas wird direkt aufgelagert. Üblicherweise befindet sich dazwischen Aluminium. Bei dieser Technik von Waagner-Biro wird es aber weggelassen. Damit wirkt die Konstruktion transparenter und eleganter. Bei einem größeren Projekt können bis zu 5.000 Tonnen Stahl benötigt werden. Der Stahl wird in England bei Corus, der ehemaligen British Steel, bei der Voest, in Deutschland bei Arcelor Mittal oder bei anderen Werken Europas gekauft.
Stahlpreis im Keller
Stahl ist jetzt um 25 % billiger im Vergleich zu Juli, August 2008, als die Krise noch nicht spürbar war. Der Schrottpreis, der in Stahl beigefügt ist, ist um ein Drittel im selben Zeitraum gesunken. »Wir haben jetzt volle Lager und somit ist der Preis im Keller«, bestätigt Sischka. Seine Prognose: In den nächsten sechs Monaten wird der Stahlpreis noch auf niedrigem Niveau sein. Welche Auswirkung das Anspringen der Konjunktur auf den Stahlpreis hat, kann man nicht voraussagen. »Wenn andere Industrien wie die Autoindustrien anspringen, spürt das die Stahlbaubranche auch.« Die Waagner-Biro Stahlbau erwirtschaftete 2008 einen Umsatz von 160 Millionen Euro. »Wir erwarten, dass der Umsatz 2009 jedenfalls noch steigen wird«, sagt Sischka. Die Waagner-Biro Stahlbau beschäftigt 1.000 Mitarbeiter. Von Kurzarbeit seien höchstens 20 Mitarbeiter des Bereichs Service-Wartung betroffen. »Zurzeit nehmen wir sogar Leute auf«, so Sischka.
Anbieter von Branchenlösungen
Forschung ist bei der Zeman-Gruppe, Waagner-Biro und Doubrava groß geschrieben. Jährlich werden etwa ein bis drei Prozent vom Umsatz darin investiert. Häufig gibt es zwar keine eigenen Abteilungen, aber Forschungsprojekte. Maschinen- und Softwareentwicklung sind Beispiele ihrer Bauinnovationen. Bei Doubrava wird nun ein Berechnungskonzept zur Auslegung von pneumatischen Förderanlagen angeboten. »Damit können Großanlagen genauer berechnet werden«, erklärt Fritz Pesendorfer, Geschäftsführer von Doubrava in Attnang Puchheim. Das Unternehmen ist im Hochbau mit Stahlskelettsystemen vertreten. Weitere Geschäftsfelder sind Fördertechnik, Betonwerke und Trockenbaustoffanlage. Stahl kommt in allen Geschäftsbereichen zum Zug, 95 Prozent der Produkte von Doubrava sind stahl-basiert. Jährlich benötigt das Unternehmen bis zu 10.000 Tonnen Stahl. Primär handelt es sich um Voest-Stahl.
Keine Kurzarbeit geplant
Der Umsatz konnte im Geschäftsjahr 2007/2008 von 44 Millionen auf 85 Millionen Euro 2008/2009 fast verdoppelt werden. Das Unternehmen ist weiterhin auf Expansionskurs: In der Ostslowakei wurde ein Werk gekauft, das Stahlsilos fertigt. In Indien wurde ein Joint Venture mit einem Unternehmen eingegangen. Mit diesem Partner sollen nun Betonwerke im asiatischen Raum errichtet werden. Das Unternehmen beschäftigt 300 Mitarbeiter. »Kurzarbeit planen wir nicht«, sagt Pesendorfer. Die Leiharbeiter wurden allerdings von 44, die zu Spitzenzeiten nötig waren, auf zehn reduziert. Das AMS meldet einen Anstieg der arbeitslosen Leiharbeiter von 43 Prozent auf 30.660 Ende Februar im Vergleich zum Vorjahresmonat. Das Ergebnis konnte aber nicht nach Branchen aufgeschlüsselt werden.