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Wohnkosten 2

Hohe Arbeitslosigkeit, begonnener Wahlkampf, massiv gestiegene Energie- und Betriebskosten. Mieten wachsen schneller als die Löhne, die Ansprüche der Nutzer sind gestiegen. Die Grundstücke werden nicht billiger und in Wien kündigen sich durch die Konzentration der Baufirmen langsam Verteuerungen an.

Gemeinnützige treiben die Mieten hoch«, titelte die Tageszeitung Presse am 21. Mai im Wirtschaftsteil. Begründet wurde der Aufreger mit den Ergebnissen einer Studie des in jüngster Zeit verdächtig medienaktiven Beratungsunternehmens Kreutzer, Fischer & Partner. Die gemeinnützigen Wohnbaugesellschaften seien hierzulande ein »nicht unerheblicher Kostentreiber« im Wohnbau. Das Geschäftsmodell dieser Unternehmen sei auf das »ungenierte Ausnutzen von Fördertöpfen« ausgerichtet. Die Bauten der Gemeinnützigen würden zu vierzig Prozent aus Fördermitteln finanziert, im privaten Wohnbau decke die Förderung hingegen lediglich 17 Prozent ab. Wegen der vielen Fördergelder würden bei Gemeinnützigen wichtige Kostenparameter wie Grundstücks-, Planungs- und Errichtungskosten vernachlässigt, meint das Beratungsunternehmen. Dazu komme, dass viele der Wohnungsgesellschaften in politische Netzwerke eingebunden seien und sich ein Sumpf entwickelt habe, »der dringend einer Trockenlegung bedarf«. Die Sache mit dem Sumpf dürfte zutreffen. Nur Sumpf ist nicht Sumpf. Im roten Wien ist es ein roter Sumpf, in den schwarzen Ländern ein schwarzer. Das macht ja auch die ganze Trockenlegung so kompliziert. Wohnbau ist Politik. Nicht irgendeine. Der Wiener Wohnbaustadtrat Werner Faymann gilt manchen nach wie vor als heißer Tipp für den Bürgermeistersitz nach Häupl. Innenministerin Liese Prokop war vor ihrem Wechsel in Schüssels Kabinett Landesrätin für Wohnbau.
Wohnen betrifft jeden, sogar den heikel auf seine Privatsphäre bedachten Finanzminister, der die jüngste Mietendebatte mit der Ankündigung, die Steuerbegünstigungen für Zeichner von Wohnbauanleihen abzuschaffen, losgetreten hatte. Prompt war von weiteren Mietsteigerungen die Rede. Wohnbaubanken und gemeinnützige Wohnbaugesellschaften zuckten zusammen. Die Reaktion von Karl Wurm, Obmann des Dachverbandes der Gemeinnützigen, ließ nicht lange auf sich warten. Um die Mietenerhöhungen zu erklären, sei eine sachliche und seriöse Ursachenforschung erforderlich, meint er: »Eindimensionale und plakative Schuldzuweisungen helfen wenig«, fordert er Sachlichkeit ein. Die größten Mietsteigerungen würden sich bei den vor 1919 errichteten - zu neunzig Prozent in Privatbesitz stehenden - Altbauten ergeben. Frei werdende Wohnungen würden häufig generalsaniert und danach in der Neuvermietung zu deutlich höheren Preisen angeboten. »Richtwert plus Zuschläge« lautet die Losung für ein ruhiges Domizil mit hohen Räumen und guter Verkehrsinfrastruktur. Dazu kämen die laufenden Mietanhebungen durch die Indexanpassung. Bei jüngeren Wohnungen sei der Preisanstieg hingegen moderater ausgefallen, behauptet Wurm. Die Gemeinnützigkeit und die Wohnbauförderung hätten mietenstabilisierende Effekte.
Leo Raffelsberger, scheidender Chef des größten gemeinnützigen Wohnbaukonzerns öSW, findet die Ergebnisse der Kreutzer-Studie »indiskutabel«. Für ihn ist klar: »Wenn wenig gefördert gebaut wird, steigen die Mieten auf dem freien Markt.« Im eigenen Haus merke man von Mietensteigerungen nichts, eher schon das Gegenteil: »Unsere Mieten sinken, aber die Betriebskosten steigen exorbitant«, sagt er. Das Problem sei, so Raffelsberger, dass die Menschen nicht unterscheiden würden. Für eben in Bau befindliche Objekte rechnet Raffelsberger mit einer Miete zwischen fünf und sieben Euro inklusive Betriebskosten und Mehrwertsteuer. Im Bestand liege man mit vier bis fünf Euro deutlich darunter.

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