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Die Macht der Worte

\"Darf´s ein bisschen elitär sein“, fragte sich österreichs Aushängeforscher Anton Zeilinger und regte den Bau einer Spitzenforschungseinrichtung in österreich an. Die anfängliche Skepsis wich bald einer Aufbruchstimmung. Der Standort österreich könnte aufgewertet werden und hochtalentierte Studenten wären nach Beendigung ihres Studiums nicht gezwungen, für weiter führende Forschung ins Ausland zu gehen. Der viel zitierte Brain Drain von österreichs klügsten Köpfen könnte vermieden werden. Eine positive Entwicklung schien in Gang zu kommen - bis Zeilinger die wenig durchdachte Idee hatte, der Einrichtung den Begriff der Elite-Uni umzuhängen. Aus der sachlichen Diskussion wurde ein parteipolitisch und ideologisch dominierter Disput. Dass der Begriff der Elite ideologisch besetzt ist und zwangsläufig - negative - Reaktionen hervorrufen würde, hätte auch als bekannt angenommen werden dürfen. Auch die Reaktionen auf den Wortteil Uni können nicht als unvorhersehbar eingestuft werden: \"Keine Konkurrenz den öffentlichen Universitäten durch Universitäten für die Elite“, war die nachvollziehbare Sorge der Opposition. Dass die von Zeilinger angedachte Forschungseinrichtung keine Universität im herkömmlichen Sinn sein, sondern der Post-Doc-Ausbildung und -forschung dienen soll, trat in den Hintergrund. Eine ebenso unnötige wie leicht vermeidbare Entwicklung. Nicht umsonst geht es in den meisten universitären Einführungsvorlesungen - ob nun für Eliten oder nicht - um Begriffsdefinitionen. Schließlich ist es nicht unwichtig, dass alle Beteiligten wissen, worüber gesprochen wird. Wäre von Anfang an die Rede von einem \"Austrian Institute for Advanced Science and Technology“ gewesen, hätten zahlreiche Auseinandersetzungen verhindert werden können. So aber wurde die große Chance eines überparteilichen Konsens leichtfertig vertan, denn eines ist klar: Unterschätze niemals die Macht der Worte.
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