Ausgestochen und eingesetzt
- Written by Redaktion_Report
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Die Ausschreibung für den GSM-R-Ausbau in österreich wurde nach jahrelangem Zögern im April gestartet, eine Entscheidung für den Zuschlag für eine erste Teststrecke zwischen Wels und Passau wird für den Herbst erwartet. Einem weitaus größeren Unterfangen als den kolportierten 70 Millionen Euro möchte sich der Wiener Netzintegrator Kapsch CarrierCom aber im Nachbarland Ungarn widmen. Dort kann der Nortel-Partner die Karten auf die sprichwörtlich grüne Wiese setzen: Ein Analog-Zugfunksystem wie es die österreicher bereits im Einsatz haben, das die GSM-R-Erweiterung auf einen relativ günstigen Upgrade reduziert, existiert jenseits von Sopron nicht. Kapsch-Manager Horst Kaufmann rechnet mit einem Gesamtvolumen von 200 Mio. Euro, die dadurch in Ungarn schlagend werden.
Auch im Marktumfeld tut man sich nicht besonders schwer. Behaupten muss sich das Kapsch-Nortel-Konsortium aller Voraussicht nach nur gegen den Mitbieter Siemens. Der chinesischen Huawei werden aufgrund fehlender Referenzstrecken keine großen Chancen eingeräumt, da die Ungarn zwingend Testimonials existierender Lösungen fordern. Auch in österreich verpuffte das Ausschreibungsangebot an die Chinesen ohne jede Reaktion. \"Wir haben keine Antwort auf unsere Anfragen bekommen“, berichtet öBB-Sprecher Jörg Wollmann.
Zwar schätzt Kapsch-Spezialist Kaufmann die Asiaten als technisch gut aufgestellt ein, Kapsch könne aber mit der breiten GSM-R-Praxis in Tschechien und neuerdings auch in der Slowakei punkten. Vorstand Thomas Schöpf eröffnete Anfang September die Teststrecke Bratislava-Senec. Kapsch CarrierCom, das als Generalunternehmer bereits in Tschechien den internationalen Bahnkorridor IV mit GSM-R-Infrastruktur bestückte, kann damit in der Slowakei anschließen. Auch wenn der Ausbau bereits vor Jahren hätte beginnen können: Die Wiener gewannen den slowakischen Integrationsauftrag bereits 2002. Doch platzte der Deal nur Monate später - schuld war ein Regierungswechsel. 2005 wurde neuerlich verhandelt, Ende letzten Jahres dann zum zweiten Mal unterzeichnet. Geboten wird nun die ganze Bandbreite, bis hin zur eigenen Fertigung der On-Board-Units, die in Wien zusammengesetzt werden. Bis zum Jahresende will Kapsch das slowakische GSM-R-Netz um 90 Streckenkilometer respektive 14 Basisstationen erweitert wissen. Der Erfolg in Zentraleuropa wird in übersee durchaus registriert: Nortel kündigte bereits an, einen Großteil der Softwareentwicklung für GSM-R nach Wien zu bringen.
überhaupt, die Kanadier sind bei den Bahnfunk-Ausschreibungen dick drin: In Deutschland, das die Umstellung auf GSM-R stufenweise bis zum Jahr 2013 vorantreibt, werden derzeit alle Hauptstrecken der Deutschen Bahn mit Nortel-Equipment ausgerüstet. Während Siemens jüngst große Digitalfunk-Aufträge in Indien an Land ziehen konnte, hat Nortel auch in China einen Auftrag des Bahnministeriums gewonnen - und dort sogar den local hero Huawei ausgestochen.
Mobilfunk für Eisenbahner Um die national unterschiedlichen Regeln für die Bahnkommunikation zu standardisieren, beschlossen in den Neunziger Jahren 32 Eisenbahngesellschaften aus 24 Ländern Europas die technische Umsetzung eines einheitlichen Systems. Das digitale Mobilfunksystem GSM-R nutzt Frequenzen, die direkt unterhalb des klassischen GSM-900-Bandes liegen. Bei GSM-\"Railway“ sind weitaus mehr Funktionen als in herkömmlichen Funknetzen möglich. In den Zügen fest installierte GSM-R-Telefone sind mit Schnittstellen für Broadcast- und Gruppenrufsystemen ausgestattet, die eine Kommunikation mit definierten Benutzergruppen (etwa: alle Züge in der Region XY) ermöglichen. Für Bahnarbeiter oder Rangierpersonal gibt es Mobiltelefone, die normalen Handys ähneln, aber robuster sind. Zum Einsatz kommen Push-to-talk für Gruppenrufe und Ruftypen mit verschieden hohen Prioritäten, um bei Notrufen andere Gespräche unterbrechen zu können. Weiters: GSM-R ist als Trägersystem für ETCS (European Train Control System) vorgesehen und bildet somit die Basis für ein europaweites Signal- und Zugsicherungssystem. |