Hubert tut was!
- Written by Redaktion_Report
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Infrastrukturminister Hubert Gorbach, Vizekanzler mit Ablaufdatum, ist mit seiner Freizügigkeit in Bedrängnis geraten. Zuerst bestätigte er den Medien, dass er seine Zeit als Minister nutzt, um für die Zeit danach vorzusorgen. Wenige Tage danach forderte er eine Volksabstimmung zum Thema Neutralität, und nebenbei stellte er gleich auch noch die Sinnfrage zum Thema Heer. Kurzum, Gorbach spielte einen Sonntag lang starker Vizekanzler. Am Mittwoch danach las er an der Seite von Kanzler Wolfgang Schüssel seine Richtigstellung zur Neutralität vor. Am Donnerstag lud Gorbach wieder zu einem Infrastrukturgipfel. Um jene Projekte zu erläutern, die schon anlässlich des Jobgipfels am 1. Mai verkündet wurden. »300 Millionen Euro für dreißig kleinere Sanierungs- und Erweiterungsprojekte für die Straße und die Schiene in den Bundesländern«, lautet der Slogan. Und es sind tatsächlich viele kleine Vorhaben. Genaugenommen 76 Stück. Addiert man die veranschlagten Kosten für die Projekte, ergibt sich eine Summe von 272,9 Millionen.
Man hat sich in ministerieller Penibilität sichtlich bemüht, genug Projekte zu finden. Ein Infopoint am Westbahnhof, der als »Reinvestition Hochbau« definiert ist, wiegt gerade einmal 100.000 Euro. Die Nachrüstung eines Blindenleitsystems am Bahnsteig in Kufstein ist mit 200.000 Euro veranschlagt. Aber es sind auch dicke Brummer unter den Projekten, die zweite Röhre des Roppener Tunnels in Tirol ist mit 23 Millionen veranschlagt. Von so was kann die SP-Domäne Wien bloß träumen. In der Bundeshauptstadt sind die Projekte mit einem Gesamtvolumen von 4,4 Millionen schnell addiert. Niederösterreichs Schienenprojekte werden mit 49,7 Millionen beziffert. Dazu kommen noch die sieben Millionen für die Generalerneuerung der A 22 in Stockerau. Die Steiermark wird mit 12,7 Millionen Schienengeld und knapp 22 Millionen für Straße und Lärmschutz bedient. Größtes Projekt ist die Erneuerung der Betondecke und Brücken Laßnitzhöhe - Graz Ost um zehn Millionen. Vorarlberg erhält in Summe 17 Millionen, wobei die Vorziehung der zweiten Röhre des Pfändertunnels mit zwölf Millionen veranschlagt ist. Das Burgenland darf um neun Millionen den Knoten Wulkaprodersdorf an der S 31 voll ausbauen. In Oberösterreich werden Schienenprojekte um 28,2 Millionen realisiert. Das größte Projekt ist die Gleiserneuerung zwischen Schärding und Taufkirchen um knapp 13 Millionen. Weitere 34,5 Millionen fließen in Straßenprojekte. Größter Brocken: Tunnelsicherheit für die A 9-Tunnelkette zwischen Klaus und St. Pankratz mit zwanzig Millionen. In Tirol wird sich die zweite Röhre des Roppener Tunnels mit 23 Millionen zu Buche schlagen. In die Bahn fließen 5,7 Millionen. Kärnten kriegt knapp vier Millionen für die Schiene und 15 Millionen für die »Forcierung der Umweltentlastungsmaßnahmen« an der A 10.
Eines muss man dem Vizekanzler schon lassen: Bei aller Zeit, die er für Bewerbungen und Neutralitätsgedanken vertandelt, ist er dennoch supereffizient. Er weiß immerhin, was die öBB tun wird. Die Bahncompany selbst, die immerhin demnächst die Hälfte der 273 Ministermillionen verbauen soll, weiß von alldem nichts. »Die Liste der Projekte wird bis Ende Juni erarbeitet«, erklärt der Sprecher von öBB-Chef Martin Huber. Dass die vom Minister vorgelegten Schieneninfrastrukturprojekte also tatsächlich realisiert werden, bleibt bis dahin wohl offen. »Wenn zwei das Gleiche wollen, dann hat einer nicht nachgedacht«, kommentierte Gorbach kürzlich aufgetretene politische Widersprüche.
Ob die genannten Infrastrukturprojekte realisiert werden, ist auch gar nicht wirklich wichtig. Relevant ist, ob fragwürdige Großvorhaben, wie etwa der Koralmtunnel, gebaut werden. Das wird aber erst gar nicht diskutiert, weil scheinbar ohnehin alle Beteiligten davon ausgehen, dass die Koralmfans nach der nächsten Wahl sich im schwarzen Loch auflösen. Dann ist der Weg frei und das Geld vorhanden für den von Niederösterreich so heiß ersehnten neuen Semmering-Tunnel.
Martin Huber, Chef der öBB-Holding, hat unterdessen ganz andere Sorgen. Bis vor seinem Wechsel zur Bahn saß er hoch oben im Büroturm der Porr. Vergleichsweise kläglich ist sein Dasein dagegen in den verstaubten, wenig repräsentativen Büros im 1. Bezirk. Wie sollte damit bei der Bahn was weitergehen? Kurzum, eine neue Zentrale muss her. Geduld ist Hubers Tugend nicht, weshalb die schnelle Lösung kommen soll. Warum auch nicht, Leerstand gibt es zur Genüge, die Preise sind inflationär. Rund 500 Mitarbeiter will Huber in seiner Nähe haben, logischerweise jene der Holding, der Dienstleistungs GmbH und jene der Immobilien GmbH. Infrage kommen mehrere Objekte, die sich nach Mietern sehnen. Gut schwitzen lässt es sich dem Vernehmen nach in den Twin Towers, wo bekanntlich bei der Haustechnik gespart wurde. Gute Partys steigen im IZD-Tower in der Wagramer Straße, wo laufend mittels Events um Alt- und Neumieter gebuhlt wird. Die Dresdner Straße lockt das Big Biz. Weiters steht das ehemalige Universale-Bürohaus am Hietzinger Kai auf Hubers Shortlist. Egal wohin Huber geht, er kann sich’s nur verbessern. An Argumenten für einen Standortwechsel fehlt es nicht. Derzeit sei die öBB allein in Wien auf zwanzig Standorte verteilt, heißt es. Es spricht für den Immobilienprofi Huber, dass er die Ineffizienz prompt erkannt hat. Geht die öBB-Holding in die Twin Towers, hat der öBB-Aufsichtsratschef Wolfgang Reithofer zumindest einen guten Riecher gehabt. Wienerberger stieg erst Ende 2004 aus der Twin-Tower-Projektgesellschaft aus. Einer möglichen Unvereinbarkeit hat der Wienerberger-Chef somit schon vorab den Wind aus den Segeln genommen. Dazu kommt, dass es sich beim Umzug der öBB-Holding ja eher um eine temporäre Sache handeln dürfte, da gerüchteweise parallel zum Umzugsmanagement bereits Neubaupläne ausgeheckt werden. Dem Vernehmen nach sollte die öBB-Chefetage spätestens 2008 in ein Bürogebäude am Wiener Westbahnhof übersiedeln. »Es gibt keinen Auftrag für die Planung einer neuen Unternehmenszentrale«, erklärt Hubers Sprecher Gary Pippan. Dass übersiedelungen mit Reibungsverlusten verbunden sind, ist kein Geheimnis. Symptomatisch ist die zentrale Rufnummer der öBB. Wählen Sie 93000, bekommen Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit zu hören, dass im Augenblick alle Leitungen besetzt sind. Eine Bahn ist sozusagen außer Haus.
Fix ist unterdessen, dass kein zweiter Geschäftsführer für die öBB Immobilien GmbH bestellt wird. »Sollte kein geeigneter Kandidat dabei sein, werden wir den Posten nicht nachbesetzen«, gab öBB-Chef Huber kürzlich der APA zu Protokoll. Was erstens ein Beweis dafür ist, dass Hubers Vertrauen in Personalberater nicht besonders ausgeprägt ist. Und zweitens doch deutliche Zweifel ausdrückt, dass der zweite Chefsitz in der Immobiliengesellschaft wirklich benötigt wird.
Man hat sich in ministerieller Penibilität sichtlich bemüht, genug Projekte zu finden. Ein Infopoint am Westbahnhof, der als »Reinvestition Hochbau« definiert ist, wiegt gerade einmal 100.000 Euro. Die Nachrüstung eines Blindenleitsystems am Bahnsteig in Kufstein ist mit 200.000 Euro veranschlagt. Aber es sind auch dicke Brummer unter den Projekten, die zweite Röhre des Roppener Tunnels in Tirol ist mit 23 Millionen veranschlagt. Von so was kann die SP-Domäne Wien bloß träumen. In der Bundeshauptstadt sind die Projekte mit einem Gesamtvolumen von 4,4 Millionen schnell addiert. Niederösterreichs Schienenprojekte werden mit 49,7 Millionen beziffert. Dazu kommen noch die sieben Millionen für die Generalerneuerung der A 22 in Stockerau. Die Steiermark wird mit 12,7 Millionen Schienengeld und knapp 22 Millionen für Straße und Lärmschutz bedient. Größtes Projekt ist die Erneuerung der Betondecke und Brücken Laßnitzhöhe - Graz Ost um zehn Millionen. Vorarlberg erhält in Summe 17 Millionen, wobei die Vorziehung der zweiten Röhre des Pfändertunnels mit zwölf Millionen veranschlagt ist. Das Burgenland darf um neun Millionen den Knoten Wulkaprodersdorf an der S 31 voll ausbauen. In Oberösterreich werden Schienenprojekte um 28,2 Millionen realisiert. Das größte Projekt ist die Gleiserneuerung zwischen Schärding und Taufkirchen um knapp 13 Millionen. Weitere 34,5 Millionen fließen in Straßenprojekte. Größter Brocken: Tunnelsicherheit für die A 9-Tunnelkette zwischen Klaus und St. Pankratz mit zwanzig Millionen. In Tirol wird sich die zweite Röhre des Roppener Tunnels mit 23 Millionen zu Buche schlagen. In die Bahn fließen 5,7 Millionen. Kärnten kriegt knapp vier Millionen für die Schiene und 15 Millionen für die »Forcierung der Umweltentlastungsmaßnahmen« an der A 10.
Eines muss man dem Vizekanzler schon lassen: Bei aller Zeit, die er für Bewerbungen und Neutralitätsgedanken vertandelt, ist er dennoch supereffizient. Er weiß immerhin, was die öBB tun wird. Die Bahncompany selbst, die immerhin demnächst die Hälfte der 273 Ministermillionen verbauen soll, weiß von alldem nichts. »Die Liste der Projekte wird bis Ende Juni erarbeitet«, erklärt der Sprecher von öBB-Chef Martin Huber. Dass die vom Minister vorgelegten Schieneninfrastrukturprojekte also tatsächlich realisiert werden, bleibt bis dahin wohl offen. »Wenn zwei das Gleiche wollen, dann hat einer nicht nachgedacht«, kommentierte Gorbach kürzlich aufgetretene politische Widersprüche.
Ob die genannten Infrastrukturprojekte realisiert werden, ist auch gar nicht wirklich wichtig. Relevant ist, ob fragwürdige Großvorhaben, wie etwa der Koralmtunnel, gebaut werden. Das wird aber erst gar nicht diskutiert, weil scheinbar ohnehin alle Beteiligten davon ausgehen, dass die Koralmfans nach der nächsten Wahl sich im schwarzen Loch auflösen. Dann ist der Weg frei und das Geld vorhanden für den von Niederösterreich so heiß ersehnten neuen Semmering-Tunnel.
Martin Huber, Chef der öBB-Holding, hat unterdessen ganz andere Sorgen. Bis vor seinem Wechsel zur Bahn saß er hoch oben im Büroturm der Porr. Vergleichsweise kläglich ist sein Dasein dagegen in den verstaubten, wenig repräsentativen Büros im 1. Bezirk. Wie sollte damit bei der Bahn was weitergehen? Kurzum, eine neue Zentrale muss her. Geduld ist Hubers Tugend nicht, weshalb die schnelle Lösung kommen soll. Warum auch nicht, Leerstand gibt es zur Genüge, die Preise sind inflationär. Rund 500 Mitarbeiter will Huber in seiner Nähe haben, logischerweise jene der Holding, der Dienstleistungs GmbH und jene der Immobilien GmbH. Infrage kommen mehrere Objekte, die sich nach Mietern sehnen. Gut schwitzen lässt es sich dem Vernehmen nach in den Twin Towers, wo bekanntlich bei der Haustechnik gespart wurde. Gute Partys steigen im IZD-Tower in der Wagramer Straße, wo laufend mittels Events um Alt- und Neumieter gebuhlt wird. Die Dresdner Straße lockt das Big Biz. Weiters steht das ehemalige Universale-Bürohaus am Hietzinger Kai auf Hubers Shortlist. Egal wohin Huber geht, er kann sich’s nur verbessern. An Argumenten für einen Standortwechsel fehlt es nicht. Derzeit sei die öBB allein in Wien auf zwanzig Standorte verteilt, heißt es. Es spricht für den Immobilienprofi Huber, dass er die Ineffizienz prompt erkannt hat. Geht die öBB-Holding in die Twin Towers, hat der öBB-Aufsichtsratschef Wolfgang Reithofer zumindest einen guten Riecher gehabt. Wienerberger stieg erst Ende 2004 aus der Twin-Tower-Projektgesellschaft aus. Einer möglichen Unvereinbarkeit hat der Wienerberger-Chef somit schon vorab den Wind aus den Segeln genommen. Dazu kommt, dass es sich beim Umzug der öBB-Holding ja eher um eine temporäre Sache handeln dürfte, da gerüchteweise parallel zum Umzugsmanagement bereits Neubaupläne ausgeheckt werden. Dem Vernehmen nach sollte die öBB-Chefetage spätestens 2008 in ein Bürogebäude am Wiener Westbahnhof übersiedeln. »Es gibt keinen Auftrag für die Planung einer neuen Unternehmenszentrale«, erklärt Hubers Sprecher Gary Pippan. Dass übersiedelungen mit Reibungsverlusten verbunden sind, ist kein Geheimnis. Symptomatisch ist die zentrale Rufnummer der öBB. Wählen Sie 93000, bekommen Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit zu hören, dass im Augenblick alle Leitungen besetzt sind. Eine Bahn ist sozusagen außer Haus.
Fix ist unterdessen, dass kein zweiter Geschäftsführer für die öBB Immobilien GmbH bestellt wird. »Sollte kein geeigneter Kandidat dabei sein, werden wir den Posten nicht nachbesetzen«, gab öBB-Chef Huber kürzlich der APA zu Protokoll. Was erstens ein Beweis dafür ist, dass Hubers Vertrauen in Personalberater nicht besonders ausgeprägt ist. Und zweitens doch deutliche Zweifel ausdrückt, dass der zweite Chefsitz in der Immobiliengesellschaft wirklich benötigt wird.