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Strom-Schnelle

»Wir fahren einfach schneller, da steigt die Gefahr, dass etwas passiert«, sagt ein hochrangiger Strommanager, abends, bei einem Glas Wein. Die europäische Stromwirtschaft habe sich in den Jahren der Liberalisierung gewandelt. Kaufmännische Belange wurden wichtiger, die Einwände und Bedenken von Technikern verloren an Bedeutung, so der Herr im Anzug. Das Resultat sei, dass Kraftwerke zum Teil auf höherer Leistung gefahren würden und das für die überwachung und das Management verantwortliche Personal reduziert wurde. Dazu komme, dass sich auch liberalisierungsbedingt eine änderung ergeben hat. Früher kooperierten die Funktionen Kraftwerkssteuerung und Netzmanagement in vielen Versorgungsunternehmen eng und waren sich nicht selten räumlich nahe. »Die mit dieser Arbeit betrauten Menschen kannten einander und hatten auch Verständnis für die jeweilige Aufgabe und Sichtweise des anderen«, erklärt der Insider. Mit der gesellschaftsrechtlichen Spaltung von Erzeugung und Netz sei dies beendet worden. Noch wirke diese Trennung nicht voll, da in den entscheidenden Positionen noch Techniker der alten Schule sitzen, die wissen, welche Maßnahmen im Notfall angebracht sind. »Die sind aber bald weg, und diejenigen, die nachkommen, lernen eine andere Umgebung kennen, sie wissen wenig voneinander«, fürchtet der Eingeweihte.
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