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Ein Herz für Flüchtlinge

Ein Herz für Flüchtlinge Foto: Thinkstock

Viele Menschen verlassen schweren Herzens ihre Heimat, weil ihnen dort Verfolgung und Enteignung drohen. Nur wenige tapfere Inselstaaten helfen. Ein Bericht von Rainer Sigl.

Es sind erschütternde Szenen, die sich, von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, Tag für Tag, Jahr für Jahr abspielen – doch die Welt schaut weg. Dabei sind die menschlichen Tragödien, Familiendramen und schweren Schicksalsschläge, die unschuldige Menschen dazu bringen, alles aufzugeben und den Weg in die Fremde anzutreten, seit Jahren zumindest in ihren Grundzügen bekannt – geholfen hat bislang aber kaum jemand. Erst durch investigative Projekte wie die »Panama-Papers« und nun die »Paradise Papers« erlangt die Öffentlichkeit Kenntnis von den erschütternden Zuständen, die zur Flucht so vieler erfolgreicher Bürger, Unternehmen und Konzerne in die wenigen verbliebenen sicheren Häfen geführt haben, die sich, selbstlos und von der Welt angefeindet, um diese vergessenen Flüchtlinge verdient machen.

Wir haben einige von ihnen befragt, in den heruntergekommenen Fünf-Sterne-Superior-Ressorts, in denen die mit ihren letzten Habseligkeiten Geflüchteten in beengten 200-Quadratmeter-Suiten bei karger Diät von billigem Sekt und Avocado-Shrimps ihr erbärmliches Dasein fristen müssen. »Früher war alles besser«, flüstert etwa der gebrochene Herr F. Er ist erst vor kurzem im sicheren Hafen Jersey angekommen, nach einer Odyssee, die fassungslos macht. »Aber in den letzten Jahren sind die Repressionen immer stärker geworden, ist der Druck immer mehr gewachsen. Wir lebten in Angst. Die ständigen, immer unverschämter werdenden Forderungen, das gierige Schnüffeln und Erpressen, und das alles von höchsten staatlichen Stellen legitimiert ... Das ist doch kein Leben!«

Herr F. ist nur einer von vielen, die dem unmenschlichen Druck nicht mehr standgehalten und die Flucht angetreten haben. Mit der Hilfe tapferer Anwälte und selbstloser Steuerexperten ist ihnen die vermögensrettende Flucht auf die Kanalinsel gelungen, wo sie nun dank humanitärer Steuerkonstruktionen auf eine bessere Zukunft hoffen. Aber die Angst ist ihr ständiger Begleiter. »Man kann es sich kaum vorstellen, diese ständige Bedrohung, diese pausenlose Furcht, dass jemand einfach so kommen kann, um einem alles wegzunehmen«, erzählt auch Herr D. mit feucht glänzenden Augen. Er hat es vor einem groß angelegten Pogrom gegen sein Firmenvermögen gerade noch auf die Bahamas geschafft. Das wenige, das er zu Hause, im fernen Europa, zurücklassen musste, ist verloren – auf bestialische Weise in Grund und Boden besteuert und dem aggressiven Mob staatlicher Enteigner anheim gefallen.

Welche Zukunft blüht dieser schutzlosen Minderheit, die immer stärker verfolgt wird? Wer tritt für sie ein, außer hochspezialisierten Anwaltskanzleien, Lobbyisten und tapferen Sympathisanten an höchsten Regierungsstellen? Denn auch die letzten sicher scheinenden Oasen werden zunehmend zum Ziel der hasserfüllten Hexenjagd.  »Wir hoffen jetzt, dass uns wenigstens hier eine Zukunft bleibt«, sagt Herr D. mit bebender Stimme. »Wir können sonst nirgends mehr hin.«

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