Mit Sicherheit verkaufsfördernd
- Written by Stephan Winkelmann
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Videoüberwachungssysteme verhindern nicht nur Ladendiebstähle, sondern können Händlern auch helfen, die Kaufabsichten eines Kunden frühzeitig zu erkennen. Von Stephan Winkelmann, Leiter Marketing & Kommunikation Honeywell Security Group.
Einzelhändler treffen täglich tausende Entscheidungen, um den Umsatz zu steigern. Sie überlegen sich zum Beispiel, wo die Proben mit den neuesten Düften aufgestellt werden sollten. Das ist am besten natürlich dort, wo besonders viele Kunden vorbeikommen. In Supermärkten stehen die neuesten DVDs im Kassenbereich, um die Kunden zu einem Impulskauf zu bewegen. Diese und viele andere kleine Entscheidungen machen den Unterschied, ob das Tagesumsatzziel erreicht wird – oder eben nicht.
Natürlich gibt es auch Entscheidungen mit größerer Tragweite: Wie viele Verkaufsmitarbeiter muss der örtliche Kleidungsdiscounter in der Vorweihnachtszeit einstellen? Was ist zahlenmäßig das beste Verhältnis zwischen Kassierern und Einräumpersonal? Wird am verkaufsoffenen Sonntag bei schönem Wetter mehr Betrieb in der Gartenabteilung des Baumarktes herrschen oder in der Küchen- und Badabteilung? Und wie wirkt sich das auf die Personalbesetzung aus?
Solche Entscheidungen werden im Einzelhandel auf der Basis ganz unterschiedlicher Faktoren getroffen: Bauchgefühl, Erfahrungswerte, Wetterbericht oder einfach gesunder Menschenverstand. Immer mehr Einzelhändler nutzen inzwischen aber eine Technologie, an die die wenigsten denken würden, wenn sie Entscheidungen genauer, verlässlicher und schneller treffen wollen – das Sicherheitssystem.
Mehrwert von Videoüberwachungssystemen
Mit Videoüberwachungssystemen werden üblicherweise Ladendiebstähle verhindert. Außerdem lassen sich kriminelle Handlungen dadurch auch zu einem gewissen Grad vorhersagen. Das gleiche Konzept lässt sich über die Sicherheit hinaus auch für kommerzielle Zwecke nutzen. Die einfache Überlegung: Wenn am verdächtigen Verhalten eines Kunden ein drohender Ladendiebstahl oft schon vor der eigentlichen Tat erkannt werden kann, warum sollte sich diese Methode nicht auch dabei helfen, die Kaufabsichten eines Kunden frühzeitig zu erkennen? Viele Einzelhändler haben dieses besondere Potenzial ihrer Sicherheitssysteme allerdings noch nicht erkannt.
Videoüberwachungssysteme werden häufig an öffentlichen Orten eingesetzt, um Straftaten zu erkennen, noch bevor diese geschehen. Im Einzelhandel wird die Videoanalyse in erster Linie eingesetzt, um Ladendiebstähle zu verhindern und um Bereiche wie Lagerhallen oder -räumen zu überwachen. Dazu wird das System so programmiert, dass das Sicherheitspersonal alarmiert wird, wenn sich eine unbefugte Person länger an einem Ort aufhält, oder sich auf eine auffällige Art und Weise bewegt. Das Sicherheitspersonal kann dann im Ernstfall schneller handeln.
In einem Geschäft können solche Bewegungsmuster jedoch auch etwas ganz anderes bedeuten: Unentschlossenheit. Stellen Sie sich ein junges Pärchen vor, das in einem Autohaus zögernd vor einem Automodell verweilt. Das Potenzial der Videoanalyse liegt darin, dass ein Verkäufer auf diese lukrative Chance aufmerksam gemacht wird, damit ihm das Geschäft nicht entgeht.
Ein anders Beispiel: Nichts hält einen Kunden mehr vom Einkaufen ab, als eine lange Schlange an der Kasse. Auch hier kann die Videoanalyse den Filialleiter unterstützen. Entstehende Warteschlangen könnten somit frühzeitig erkannt werden. Der Filialleiter kann daraufhin rechtzeitig weitere Kassen öffnen lassen.
Kundenzahlen analysieren
Mit Hilfe der Videoanalyse sind auch die Kundenzahlen bestimmbar. So erhält der Händler einen wertvollen Maßstab, der als Grundlage für Entscheidungen dienen kann. Wenn 75 Prozent der Kunden vor einem doppelreihigen Blazer in der hintersten Ecke des Ladens stehen bleiben, ist es sicherlich eine Überlegung wert, diesen Blazer im Schaufenster auszustellen. Einige Videoanalyse-Softwareprodukte sind so hochentwickelt, dass sie in der Lage sind aufzuzeigen, wie häufig Kunden in ein bestimmtes Regal greifen. So könnte der Einzelhändler das teure Videospiel, das die Schüler der nahe gelegenen Schule scheinbar unbedingt haben möchten, zum Sonderpreis anbieten.
Die Auswertung der Kundenzahlen ist auch zur Verfolgung und Analyse von Trendverläufen beim Kundenaufkommen einsetzbar. Somit kann zu jeder Zeit eine angemessene Personalbesetzung garantiert werden. Stellen Sie sich zum Beispiel ein Juweliergeschäft mit mehreren Filialen in Düsseldorf vor. Hier kann die Geschäftsleitung durch den intelligenten Einsatz des bestehenden Videoüberwachungssystems erkennen, dass in der Filiale auf der Kö Werktags während der Mittagspause stets zu wenig Personal vorhanden ist. Entsprechend könnte zeitweilig Verkaufspersonal von anderen Filialen dorthin entsendet werden, was Ressourcen effizient nutzt und Kosten optimiert. Außerdem wäre gewährleistet, dass die Kunden stets eine optimale Betreuung erhalten und dadurch letztendlich bereit sind, mehr Geld auszugeben. Mit einer integrierten Lösung –inklusive einer Zugangskontrolle – kann der Einzelhändler außerdem problemlos Zugangskarten programmieren, mit denen dem Verkaufspersonal zu den Spitzenzeiten in mehreren Filialen der Zutritt gewährt wird.
Die per Videoanalyse ermittelten Kundenzahlen in Einkaufszentren könnten auch bei der Sammlung von Informationen für potenzielle Mieter von Verkaufsflächen helfen. Der Vermieter hat gute Argumente für zukünftige Einzelhandelspartner an der Hand, wenn er belegen kann, in welchen Bereichen des Einkaufszentrums wöchentlich, monatlich oder jährlich der größte Kundenbetrieb herrscht. Zunehmend interessant dürften diese Informationen auch für Betreiber von sogenannten „Pop-up Stores“ wie beispielsweise einer Fruchtsaftbar sein.
Umsatzbringer Sicherheitslösung
Selbst Einzelhändler, denen die Möglichkeiten der Videoanalyse nicht zur Verfügung stehen, können Alarm- oder Zugangskontrollsysteme für nicht sicherheitsbezogene, gewerbliche Zwecke einsetzen. Einige Privatkundenbanken verwenden heute schon Systeme, die anzeigen, wenn ein Kunde eine Broschüre aus dem Regal nimmt. Der entsprechende Kundenberater – beispielsweise ein Spezialist für Immobilien- oder Konsumentenkredite – kann sich dann direkt an den Kunden wenden und eine weitere Beratung anbieten.
Letztendlich lohnt es sich auch einen Blick auf die Aufgaben des Sicherheitspersonals zu werfen. Obwohl sie Verluste durch Ladendiebstahl verhindern, werden sie doch von den meisten Einzelhändler als zusätzlicher Kostenaufwand betrachtet. Wenn Sicherheitssysteme aber wichtige – und potenziell umsatzfördernde – Informationen zum Kaufverhalten der Kunden liefern, könnten die Aufgaben des Sicherheitspersonals erweitert werden und somit direkt zur Umsatzsteigerung beitragen.
Immer mehr Einzelhändler erkennen, welche zusätzlichen Möglichkeiten die Sicherheitslösungen bieten. Die meisten unterschätzen aber das Potenzial dieser Lösungen als Umsatzbringer für ihr Geschäft. In einem harten wirtschaftlichen Umfeld zählt heutzutage jeder einzelne Verkauf. Jeden Kundenwunsch zu erkennen und zu bedienen, ist von entscheidender Bedeutung. Die Einzelhandelsbranche sollte schnell umdenken und Sicherheitssysteme als intelligente Lösung für bessere Geschäfte betrachten.