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Grünes Mascherl

\"DerOb Lebensmittelhandel, Rechenzentrum oder Bauträger: Wer sich mit Nachhaltigkeit und ökologischem Wirtschaften beschäftigt, punktet bei Konsumenten, Kunden und Mitarbeitern. Ein wachsender Markt und seine Pioniere.

Ob energieeffiziente IT-Infrastruktur, Elektroautos im Fuhrpark, regionale Produkte in der Kantine oder Strom aus Wasser, Wind und Sonne: Immer mehr Unternehmen erkennen die Bedeutung sozialer Verantwortung. Sie investieren systematisch und publikumswirksam in entsprechende Aktivitäten. Mit mehreren Auswirkungen: Mündige Kunden goutieren dies mit mehr Umsatz, für die besten Köpfe am Arbeitsmarkt ist man als Arbeitsgeber attraktiv und letztlich sind grüne Investments auch am Finanzmarkt gefragt. »Gerade in Zeiten, in denen Unternehmen und ihre Topmanager mit hohen Bonuszahlungen und Misswirtschaft auf sich aufmerksam machen, ist das gesellschaftliche Engagement in der Wirtschaft von größter Bedeutung«, betont GfK-Expertin Sonja Buchinger. Die Österreicher sind laut einer aktuellen Umfrage der Meinungsforscher über dieses Thema keineswegs uninformiert. Neun von zehn haben eine Vorstellung von dem Begriff »soziale Verantwortung von Unternehmen«, fast ebenso viele halten derartige Aktivitäten für »sehr wichtig«. Im Mittelpunkt steht für die Menschen der Umweltschutz, etwa durch ein spezialisiertes Produktangebot oder die Förderung der Region. Die Österreicher wünschen sich nachhaltig und ökologisch sinnvoll agierende Unternehmen.

»Wer der Meinung ist, in wirtschaftlich turbulenten Zeiten würden die Konsumenten nur noch auf den Preis und weniger auf Nachhaltigkeit achten, der irrt«, so Buchinger weiter. Gerade in diesen Zeiten sei eine langfristige Perspektive wichtiger denn je. »Die Bedeutung von Corporate Social Responsibility (CSR) wird in Zukunft sogar noch weiter zunehmen. Künftig werden sich Kunden vermehrt für Unternehmen entscheiden, die ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen«, analysiert sie.

>> Nicht unbedingt teurer <<

Dass ökologisches Wirtschaften Unternehmen aber gar nicht teurer kommen muss, beweisen Stromanbieter wie oekostrom AG. Der Anbieter mit Sitz in Wien kauft neben der eigenen Produktion auch Strom am Markt zu, vornehmlich aus Kleinwasserkraftwerken, Windparks und Photovoltaikanlagen. »Das vergangene Jahr wäre für uns kein so großer Erfolg gewesen, wenn wir nicht preislich sehr attraktive Produkte hätten«, weiß Vorstand Horst Ebner. Vor dem Jahr 2011 waren die Strompreise des alternativen Energieversorgers um gut ein Fünftel höher als der Marktdurchschnitt. So richtig massentauglich wurden die Produkte erst, als man sich konkurrenzfähig mit dem Strompreis einer Wien Energie oder EVN messen konnte. »Für uns als Anbieter ist es wichtig, den Kunden eine Wahlmöglichkeit für den Einstieg in den Ökostrom geben zu können«, meint Ebner (siehe Interview). Doch er erkennt neidlos an: Auch die großen Anbieter entwickelt sich weiter und wachsen im Bereich der Erneuerbaren. »Wir müssen das gesamte Energiesystem umbauen und da brauchen wir auch die großen Erzeuger dazu. Das werden die Kleinen alleine nicht schaffen.«

>> Partner für Klimaschutz <<

Und dass ökologisches Wirtschaften nicht nur etwas für die Kleinen ist, beweisen auch erste Großunternehmen in Österreich. Umweltminister Niki Berlakovich präsentierte Ende des Vorjahres Firmen, die einem Klimapakt mit dem Umweltministerium beigetreten sind. Seine Unterzeichner gelten als Wegbereiter und Vorbilder für betrieblichen Klimaschutz in der heimischen Wirtschaft. Zu den Partnern der ersten Stunde gehören die Buwog Gruppe, der Caritasverband der Erzdiözese Salzburg, McDonald’s, Rewe, Bank Austria und Vöslauer. Um das Minimalziel des Paktes zu erreichen, müssen die Unternehmen ihre CO2-Emissionen um 16 % reduzieren, die Energieeffizienz im Betrieb um 20 % steigern, den Anteil erneuerbarer Energien auf 34 % des gesamten Energieverbrauchs erhöhen und 10 % des Energiebedarfs der betrieblichen Mobilität durch Erneuerbare abdecken.

>> Buwog <<

Der Bauträger plant, Wohneinheiten bei Möglichkeit im Passivhaus- und Niedrigenergiehausstandard zu errichten. Rund die Hälfte der geförderten, neuen Wohnbauprojekte soll so klimafreundlichen Gebäudestandards entsprechen. Der durch die Bauweise reduzierte Heizbedarf wird darüber hinaus durch umweltfreundliche Fernwärme sowie Biomasse und Solarthermie gedeckt. Neben dem Baubereich setzt die Gruppe auch Maßnahmen in der Verwaltung um: die Umstellung auf effizientere IT-Hardware, der Bezug von Ökostrom bei den Allgemeinflächen und die Fuhrparkumstellung auf effizientere Fahrzeuge.

>> Caritas <<

Der Caritasverband der Erzdiözese Salzburg übernimmt für alle Mitarbeiter die Jahreskarte für den öffentlichen Verkehr vom Wohnort zur Dienststelle und stellt die Dienstfahrzeugflotte der Pflegedienste in der Stadt auf Fahrräder, E-Fahrräder und emissionsarme Erdgas-Kleinwägen um. Durch thermische Sanierungen, Wassereinsparprojekte und die Umstellung auf Fernwärme in großen Gebäuden setzte die Caritas Salzburg auch im Bereich Bauen wichtige Schritte, um den Energieverbrauch und die CO2-Emissionen zu senken.

>> McDonald’s <<

Zum Standard künftiger McDonald’s-Restaurants gehören neben der Nutzung von Erdwärme und Solarthermie auch die optimale Wärmedämmung, die Verwendung ökologischer Baustoffe und der Einsatz energieeffizienter Geräte. Seit 2011 wird der Energiebedarf bei McDonald’s in Österreich vollständig durch Ökostrom gedeckt. Ein strenges Mülltrennsystem sorgt auch bei den Verpackungen für Ressourceneffizienz, wobei die Wiederverwertung eine große Rolle spielt. So wird das Altöl aus den Restaurants für den Betrieb der konzerneigenen Lkw-Flotte verwendet und deckt derzeit über 40 % des gesamten Treibstoffverbrauchs ab. Bis zum Jahr 2020 sollen 50 % der Lkw mit Altöl betrieben werden.

>> Rewe <<

Rewe als Gesamtkonzern hat das Ziel, die CO2-Emissionen bis 2015 um 30 % zu reduzieren. Durch den Einsatz energieeffizienter Geräte und Optimierungsmaßnahmen im Kühl- und Beleuchtungsbereich konnte bereits der Stromverbrauch in den Filialen erheblich gesenkt werden. Derzeit wird die erste Rewe-Filiale gebaut, die dem klima:aktiv-Gebäudestandard entspricht und als Vorbild für weitere Neubauten fungieren soll. Seit 2008 wird der Strombedarf des Konzerns vollständig über Ökostrom gedeckt. Darüber hinaus investiert Rewe in eigene Windkraft- und Photovoltaikanlagen. Die Eigenversorgungsquote liegt 2012 bei 2 % und soll in den kommenden Jahren gesteigert werden.

>> Bank Austria <<

Für die UniCredit Bank Austria AG tragen Investitionen in Green-IT, Servervirtualisierungen und die Optimierung der Kälteanlagen zur Steigerung der Energieeffizienz bei. Statt weiten Dienstreisen setzt man vermehrt Videokonferenzen ein. Dadurch lassen sich im Mobilitätsbereich nicht nur Treibstoff, sondern auch CO2-Emissionen einsparen. Weiters: der Neubau der Firmenzentrale BA Campus in ökologisch nachhaltiger Bauweise und die Sanierung von Filialen und der Errichtung von drei Photovoltaikanlagen im Vorjahr 2011.

>> Vöslauer <<

Durch Investitionen in energieeffizientere Produktionsanlagen und die Optimierung der Verpackungs- und Recyclingprozesse hat der Getränkehersteller Vöslauer Mineralwasser AG seit 2005 rund 20 % seiner CO2-Emissionen einsparen können. Die für die Produktion benötigte Energie wird durch Ökostrom abgedeckt. Ein spezielles Produktionsverfahren ermöglicht eine höhere Recyclingquote: Vöslauer zählt zu den Pionieren auf diesem Gebiet und stellt 38 % der Flaschengrundstoffe aus recyceltem Material her. Durch die Einsparung zusätzlicher Verpackungen soll der Materialeinsatz bis 2015 um 20 % reduziert werden. Zusätzlich wollen die Niederösterreicher die Wärmedämmung ihrer Produktionshallen verbessern und die Thermalquellen am Produktionsstandort energetisch nutzen.

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