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Nachhaltigkeit ist mehr als Ökologie

\"R.Im Interview: Robert Stefenelli von der Interessenvertretung der Hersteller mineralisch gebundener Baustoffe BauMassiv.

Report: Mit der Forschungsinitiative »Nachhaltigkeit massiv« und der Gründung des Nachhaltigkeitsbeirats setzt BauMassiv stark auf das Thema Nachhaltigkeit. Welche Rolle spielt nachhaltiges Bauen für die BauMassiv-Gruppe?

Robert Stefenelli: Die Dimension der Forschungsinitiative »Nachhaltigkeit massiv« mit 13 Einzelprojekten und drei daraus folgernden Projekten, die sich diszi­plinenübergreifend mit Schlussfolgerungen, Weiterentwicklungen und Baustoffinnovationen beschäftigen, sowie die Gründung eines Nachhaltigkeitsbeirates zeigen schon die Wertigkeit des nach­haltigen Bauens für die BauMassiv-Gruppe. Die Initiative war notwendig, um mit dem lange vorherrschenden Verständnis, dass Nachhaltigkeit allein ökologische Kriterien betrifft, aufzuräumen. BauMassiv hat ganz wesentlich dazu beigetragen, dass Nachhaltigkeit außer ökologische auch ökonomische und zunehmend soziale Aspekte erfassen und bewerten muss.

Report:
Im Gewerbebereich gibt es immer mehr zertifizierte Gebäude, auch im mehrgeschoßigen Wohnbau. Aber wie nachhaltig ist der private Wohnbau?

Stefenelli: Ganz so schlimm, wie es den Anschein erwecken mag, steht es nicht um die Nachhaltigkeit im privaten Wohnbau. Ein Zertifikat für ein Gebäude bedeutet, dass es bestimmte Ziel- oder Sollwerte erfüllt. Trifft das zu, bezeichnen wir das Gebäude als nachhaltig. Die Herausforderung der Zukunft wird sein, soziale Kriterien der Nachhaltigkeit zu definieren und mess- und bewertbar zu machen.

Report:
Am Ende entscheiden die Kosten. Das heißt Errichtungskosten vs. Lebenszykluskosten. Steigt die Bereitschaft der Bauherren, mehr Geld in die Hand zu nehmen, um in Zukunft Geld zu sparen?

Stefenelli: Das wird keine Frage der Bereitschaft von Bauherren sein. Die EU-Gebäuderichtlinie sieht bis 2020 das »nearly zero energy building« vor und damit sind die Anforderungen an Gebäude sehr klar formuliert. Gefordert sind Planer und Ingenieure, die Entwicklungen weitertreiben und Lösungen anbieten. Der Gesetzgeber muss die bautechnischen Anforderungen festlegen und mit Fördermitteln steuernd eingreifen. Mittlerweile besteht in der Branche Konsens darüber, dass Gebäude über den gesamten Lebenszyklus zu bewerten sind. Es gilt also: sowohl Errichtungskosten als auch Lebenszykluskosten.

Report: Welche Rolle spielt die Wohnbauförderung hinsichtlich zukunfts­fähiger Gebäudekonzepte?

Stefenelli: BauMassiv setzt sich seit Jahren für die Beibehaltung und Sicherung der Wohnbauförderung und für die Verwendung der Gelder für einen bedarfsgerechten Wohnungsneubau ein. In Zukunft muss die Wohnbauförderung auch stärker als Steuerungsinstrument zur rascheren Realisierung bestimmter Ziele eingesetzt werden, etwa der Verbesserung von technischen Standards oder der Senkung des Energieverbrauchs. Dazu müssen wir zu einer klaren Positionierung der Wohnbauförderung zurückkehren: Die jetzige, mit ein bisschen Wohnungsneubau, ein bisschen Sanierung und immer mehr Wohnbeihilfe, kann auf Dauer nicht die Lösung sein. Einige Bundesländer haben das ja schon erkannt und kehren wieder zur Zweckwidmung zurück.

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